Tiffany Exklusiv Band 06
war richtig gewesen. Sie war eine besondere Frau. Und er hatte sie entwischen lassen.
Ich Idiot!, dachte er. Er hätte sich ihr zu Füßen werfen oder ihr Gedichte über den Lautsprecher rezitieren sollen. Irgendetwas, ganz gleich was, um ihr Interesse zu wecken.
„Nun?“, drängte Jerry. „Was sagst du dazu?“
„Wozu?“
„Komm schon, Dev.“ Jerry packte ihn an den Schultern. „Du weißt, dass sie das perfekte Opfer wäre.“
Devin riss sich los. „Ich führe einen Pub. Gaunereien sind nicht mehr meine Welt. Und als ich dich einstellte, hast du versprochen, dass es auch nicht mehr die deine ist.“
„Ich bin sauber, Mann. Seit über einem Jahr schon, seit du mir den Job gegeben hast. Aber du brauchst das Geld, und die Gelegenheit ist da. Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht auch daran gedacht hast. Wie der Vater, so der Sohn. Und dein Dad war einer der Besten.“
„Ich kriege das Geld schon irgendwie zusammen.“
„Wie und wann, Dev? Die Uhr läuft, und du hast eine Riesenhypothek auf dem Lokal. Und ich weiß, dass du kein Geld unter der Matratze versteckt hast. Was willst du also tun? Derek anrufen?“
Devin verzog das Gesicht. Sein älterer Bruder war nur zu gern bereit gewesen, in die Fußstapfen ihres Dads zu treten. In der Nacht, als er ausgezogen war, hatte Derek ihm gesagt, dass er in seinen Augen ein Verlierer sei, der es auf legalem Weg nie zu etwas bringen würde und mit eingezogenem Schwanz zu ihm zurückgekrochen käme. Prophezeiungen, die er nicht zu erfüllen gedachte, und wenn es ihn das Leben kostete.
„Ich krieg das Geld zusammen. Ohne Derek und ohne Gaunereien.“
Jerry hob die Hände. „Siehst du, das war es, was ich meinte.“ Mit einem schiefen Lächeln zeigte er auf Devin und auf sich. „Wir verstehen uns nicht. Ich rede nicht von Gaunereien.“
„Na klar, Jerry.“
„Ehrlich. Ich dachte bloß an ein Geschäft. Du tust was für die attraktive Lady, und sie tut was für dich.“
Zwanzigtausend Dollar Schulden sind kein Pappenstiel, dachte Devin. Wenn Jerry wirklich eine Idee hatte, schuldete er es sich dann nicht, ihm wenigstens zuzuhören?
„Okay, Jerry, ich gebe dir fünf Minuten, um mir alles zu erklären.“
Jerry pfiff leise durch die Zähne. „Du bist fantastisch! Wenn es ein Film wäre, würden sie dich für den Oscar nominieren.“ Stapel von Taschenbüchern neben sich, lag er auf Devins altem Sofa. Karteikarten und leere Coladosen bedeckten die Glasplatte des Couchtischs und hatten Devins Finanzzeitschriften verdrängt, die nun auf dem Fußboden herumlagen.
Devin lachte. „Vielen Dank für dein Vertrauen. Aber ich bin nur an der Frau interessiert. Sie ist das Einzige, woran ich heute Abend denken kann.“
„An das Geld des Mädchens, meinst du wohl“, sagte Jerry und legte ein weiteres Notizblatt in eins der Bücher.
„Natürlich“, log Devin. Die erste Regel eines Trickbetrügers – stets das Ziel im Auge zu behalten – hatte er bereits gebrochen.
Sein Verstand sagte ihm, dass Geld der einzige Grund war, warum er sich auf diesen kleinen Schwindel eingelassen hatte. Doch sein Herz sagte etwas völlig anderes. Er wollte Sylvia wiedersehen. Ihr näherkommen. Mit ihr reden.
Sie berühren.
Sein Verstand war bei dem Bluff, sein Herz bei der Verführung.
Na fabelhaft! Sein erster Coup seit Jahren, und er war nicht einmal in der Lage, sich darauf zu konzentrieren. Diese Frau hatte ihm gründlich den Kopf verdreht.
Aber er war trotzdem nicht besorgt. Als Teenager hatte er lange genug mit seinem Vater auf der Straße gearbeitet, um zu wissen, dass er das Talent besaß, in jede Rolle zu schlüpfen, die gerade nötig war. Sobald er seinen alten Rhythmus wiederfand, würde er jeden Trick mit geradezu schlafwandlerischer Sicherheit durchführen.
Doch es widerstrebte ihm, seine Karriere als Gauner, die er an seinem achtzehnten Geburtstag aufgegeben hatte, wieder aufzunehmen. Und nicht einmal die Aussicht, diese besondere Frau wiederzusehen, konnte ihn dazu bewegen.
„Vergiss es, Jerry. Ich hab’s mir anders überlegt.“
Jerry schloss ein Buch, das voller gelber Spickzettel war. „Du tust ihr nur einen Gefallen, Mann. Du hast doch gehört, was sie gesagt hat. Sie braucht jemanden, der Montgomery Alexander darstellt.“ Er warf Devin das Buch zu. „Und du bist der ideale Kandidat für diese Rolle.“
Devin betrachtete das gezeichnete Porträt des Autors auf der Rückseite des Buchs. Der Künstler hatte darauf geachtet, nichts zu
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