Tiffany Exklusiv Band 06
inzwischen glaubte sie schon, Ken Medlocks Stimme zu hören, wenn Rob mit ihr sprach.
Konnte sie Rob morgen überhaupt ins Gesicht sehen? Sie krallte die Finger ins Kissen. Er verdiente das nicht. Nicht, wo jetzt alles so gut lief zwischen ihnen. Noch nie war er so entspannt und verletzlich gewesen. Seit Monaten hatte sie auf ein Zeichen gewartet, dass er bereit war für eine Vertiefung ihrer Beziehung. Doch heute Nacht, als sie geglaubt hatte, er würde ihr seine Liebe gestehen, war sie in Panik geraten.
„Was hat das zu bedeuten?“, flüsterte sie in der Dunkelheit.
Es bedeutet, dass du wie dein Vater bist – nie zufrieden mit dem, was du hast, sagte eine kleine Stimme in ihrem Kopf. Stets willst du das, was außer Reichweite liegt oder von dem du weißt, dass es schlecht ist. Oder schmerzvoll. Du bist bereit, Geborgenheit und Sicherheit für wilde Leidenschaft zu opfern. Du bist durch und durch verdorben.
Georgia seufzte und deckte sich zu.
„Was das heißen soll?“, wiederholte Toni am anderen Ende der Leitung. „Ich werde dir erklären, was das heißen soll. Dass du dabei bist, dich in den Cop zu verlieben.“
„Niemals“, erwiderte Georgia und schüttelte den Kopf. Sie setzte sich auf ihren Couchtisch und legte die Füße auf die Couch. „Nur weil ich ein paar harmlose Fantasien von dem Kerl habe, heißt das noch lange nicht, dass ich mich in ihn verliebe.“
„Wenn diese Fantasien so harmlos sind, wieso regst du dich dann auf?“
Gute Frage.
„Und was ist mit dem Kuss?“
Allmählich bedauerte Georgia, ihrer Freundin alles erzählt zu haben. „Der Kuss geschah in der Hitze des Augenblicks – völlig ungeplant. Er hatte nichts zu bedeuten.“
„Wenn er nichts zu bedeuten hatte, wieso bist du dann so aufgewühlt?“
„Weil ich mich schuldig fühle!“
„Wenn du nichts getan hast, weswegen du dich schämen müsstest, dann brauchst du dich auch nicht schuldig zu fühlen.“
„Du bist nicht katholisch. Außerdem habe ich Angst, dass Rob Ken zufällig im Fitnesscenter begegnet und Ken beiläufig erwähnt, dass wir uns im Park geküsst haben.“
„Dann erzähl es Rob einfach, wenn du ihn heute bei der Hochzeit siehst, und mach ihm klar, dass es nichts zu bedeuten hatte.“
Georgia gab einen erstickten Laut von sich.
„Es hatte doch etwas zu bedeuten, nicht wahr?“
Georgia stützte die Stirn in die Hand. „Vielleicht“, flüsterte sie.
„Schätzchen“, sagte Toni erstaunt. „Jemanden kennenzulernen, der dir das Gefühl gibt, außergewöhnlich zu sein, ist ein Grund zum Feiern, nicht zum Weinen.“
„Aber was ist mit Rob? Es fing gerade an, so gut zu laufen.“
„Ich vermute, dein Interesse an dem Cop bedeutet, dass du einfach noch nicht bereit bist für eine feste Beziehung. Das ist doch kein Verbrechen. Rob wird verletzt sein, doch er wird es überstehen.“
Georgia hob den Kopf. „Du hast vollkommen recht.“
„Was wirst du also tun?“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Ich weiß nicht, was damit los ist“, erklärte Georgia dem Angestellten und schob ihm den Karton mit dem Telefon, dem Anrufbeantworter und den Kabeln über den Tresen. „Die einzige Nachricht, die ich innerhalb einer Woche bekommen habe, ist die automatische Ansage über die Lautstärkeregelung.“
Der junge Mann kratzte sich am Kopf und musterte sie mürrisch. „Sie geben dieses Telefon zurück, weil niemand Sie anruft?“
Sie lächelte gequält. „Nein, weil eine Freundin mir gesagt hat, sie habe eine Nachricht hinterlassen. Nur habe ich die nie erhalten.“
„Haben Sie Ihre Quittung dabei, Lady?“
Sie schob sie über den Tresen.
„Einer unserer Mechaniker wird sich das morgen ansehen. Können wir Sie anrufen?“
Sie beugte sich vor und schob den Strohhut, den sie für die Hochzeit gekauft hatte, aus der Stirn. „Das wäre schön, nur habe ich leider kein Telefon mehr. Sagen Sie mir lieber, um welche Uhrzeit ich morgen wiederkommen kann.“
Sie vereinbarten eine Zeit, und Georgia verließ das Geschäft, wobei sie sich sehr wohl der neugierigen Blicke bewusst war. Denn nicht jeder dort in dem Elektrogeschäft trug ein langes, hauchdünnes blaues Kleid, einen Strohhut und weiße Espadrilles und hielt ein riesiges Paket mit einer silbernen Schleife unterm Arm.
An der Ecke des Einkaufszentrums erwischte sie einen Bus und lief anschließend den Rest der Strecke zu Fuß. Sie schlüpfte durch den Hintereingang in die Kirche und folgte dem Klang der fröhlichen weiblichen Stimmen, bis sie
Weitere Kostenlose Bücher