Tiffany exklusiv Band 19
Mutter. Jonah hatte sich nicht getraut, auch nur einen der Anrufe zu erwidern. Dann waren Frauen bei der Wache aufgetaucht, mit blond gefärbten, kurzen Haaren, so wie Natalie sie in dem Fernsehbericht trug. Dies war also wahrscheinlich nur eine weitere Verrückte, die Aufmerksamkeit wollte.
Die Auktionatorin winkte Jonah zum Mikrofon, und widerstrebend kam er. „Haben Sie und Natalie seit jenem Nachtmittag Kontakt gehabt?“, erkundigte sie sich und hielt ihm das Mikrofon hin.
Er räusperte sich. „Nein. Mein Leben ist seitdem ziemlich aus den Fugen geraten.“
„Das ist verständlich“, sagte die Auktionatorin. „Ich fürchte, das haben Sie davon, dass Sie so ein großartiger Kerl sind. Sie genießen unsere aufrichtige Dankbarkeit. Folgen Sie bitte Denise, sie wird Sie zu Natalie führen. Applaus für den Feuerwehrmann Jonah Hayes, Ladys. Wir alle verehren Sie!“
Bestimmt würde er das Opfer irgendeiner verhängnisvollen Schwärmerei werden. Er ließ sich von der Bühne und durch das Publikum führen. Es war nicht einfach, in den hinteren Teil des Saales zu gelangen, da die Gäste ihre Tische verließen und sich ihm in den Weg stellten, während ein Fernsehteam ihm eine Kamera vors Gesicht hielt.
Denise lotste ihn zielstrebig durch die Menge. Jonah hatte noch nie so viele verschiedene Parfumdüfte eingeatmet. Einzeln hätten ihm bestimmt einige der Frauen gefallen, aber als Menge waren sie beängstigend. Alle wollten etwas – ein Autogramm, einen Knopf seines Jacketts, einen Kuss, eine Verabredung, eine Verabredung für ihre Tochter. Rasch waren die Taschen seiner Smokingjacke mit Zetteln gefüllt, die ihm die Frauen im Vorbeigehen zusteckten.
Im hinteren Teil des Saales entdeckte er eine Blondine, die die bisher beste Imitation der Frau mit dem Welpen ablieferte. Er schaute genauer hin. Sie trug ein schulterfreies, silbern glitzerndes Kleid, doch ihre Haare waren so, wie er sie in Erinnerung hatte, hellblond, mit einem Fransenschnitt, der ihr das Aussehen eines sexy Kobolds verlieh. Je näher er kam, desto beeindruckter war er, wie sehr sie der echten Natalie ähnelte. Vermutlich lag es am gedämpften Licht.
Sie hatte eindeutig am meisten geboten, denn an ihren Tisch war ein leerer Stuhl neben ihren geschoben worden: sein Stuhl. Aber natürlich war sie nicht Natalie. Die echte Natalie wäre nicht hier – nicht die Frau, die beim Spielen mit ihrem Hund so süß aussah, die so ausdrucksvolle graue Augen und eine wunderbare Stupsnase hatte. Diese Frau wäre nicht so dumm, dreiunddreißigtausend Dollar zu bezahlen, um mit ihm zusammen zu sein. Sie würde nicht …
„Jonah“, sagte Denise, „auch wenn Sie sich schon begegnet sind, erlauben Sie mir, dass ich Ihnen die Dame vorstelle, die Sie ersteigert hat, Natalie LeBlanc.“
Natalie versuchte, sich zu beruhigen. Sie hatte gerade innerhalb von zehn Minuten ihr Konto für die Altersversorgung geplündert. Und die Belohnung kam jetzt auf ihren Tisch zu, sehr zur Aufregung der Frauen, die mit ihr am Tisch saßen.
„Ich kann es nicht fassen, dass du das getan hast“, meinte ihre Freundin Barb leise.
Natalie warf der rothaarigen Barb einen Blick zu. „Ich musste es tun“, flüsterte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Jonah. Auf das Geld kommt es nicht an, sagte sie sich und rang um Fassung.
Worauf es ankam, war, dass ihre Mutter im Fernsehen die Szene gesehen hatte, in dem Jonah Bobo rettete, und mit dem Schreiben eines Romans begonnen hatte, dessen Held ein Feuerwehrmann war – genauer gesagt Jonah. Ihrer Mutter war es nicht gelungen, ihn zu erreichen, um ihm all ihre Recherchefragen zu stellen. Dabei hatte Natalie es hartnäckig versucht. Schließlich hatte sie vorgeschlagen, Kontakt zu anderen Feuerwehrleuten aufzunehmen, doch Alice war der Ansicht, es müsse unbedingt Jonah sein.
Natalie glaubte, dass das Romanprojekt das Ende ihrer Depression bedeutete. Ihre Mutter war stets von der Vorstellung fasziniert gewesen, Schriftstellerin zu sein. Doch mit einem Buchkritiker der „New York Times“ verheiratet zu sein, hatte ihr den Mut genommen, es zu versuchen. Vor Jahren hatte Natalie das erste Kapitel eines Romans entdeckt, den ihre Mutter begonnen, dann aber liegen lassen hatte, aus Angst, ihr intellektueller Mann würde sich über sie lustig machen. Jetzt war Alice frei, um ihren Traum zu verwirklichen.
Als Natalie von der Junggesellenversteigerung hörte und Jonahs Namen auf der Liste sah, hatte sie sich entschlossen. Aber
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