Tiffany Extra Band 03
Und er genoss es, als Marley sich im nächsten Moment an ihn schmiegte, ihre Wange an seine Brust legte. Er nahm sie in seine Arme. Es war wundervoll mit ihr. Einfach wundervoll.
Mit dieser Frau hatte er den besten Sex seines Lebens.
„Bleibst du heute Nacht bei mir?“, fragte sie zärtlich. „Wir können ausschlafen. Ich habe morgen keinen Dienst.“
Und sie hielt ihn für einen Schriftsteller. Erst jetzt holte ihn die Realität wieder ein. Caleb blickte zum Fenster. Die Gardinen waren zugezogen, im Schlafzimmer brannte auch kein Licht – darauf hatte er geachtet, damit Adam sie nicht beobachten konnte. Trotzdem ahnte er sicherlich längst, was los war. Na, und wenn schon.
Ein schlechtes Gewissen hatte Caleb nur Marley gegenüber. Verflucht! Er hatte sie ausspioniert. Sie heimlich gefilmt. Sie belogen.
Und dann mit ihr geschlafen.
Bisher hatte er sich immer für einen anständigen Mann gehalten. Für einen Mann mit Prinzipien. Aber bei dieser zauberhaften Frau war er schwach geworden und hatte seinen Anstand über Bord geworfen.
Er musste ihr endlich die Wahrheit sagen. Doch wie? Der Gedanke daran quälte ihn. Der Gedanke daran, wie sehr es Marley verletzen würde, die Wahrheit zu erfahren. Sie vertraute ihm. Das spürte er.
Wie sollte er ihr beibringen, dass sie wieder auf einen Lügner hereingefallen war? Zum zweiten Mal?
Doch es war unumgänglich. Aber noch nicht jetzt. Was, wenn sie ihn in ihrer Wut aus dem Haus warf? Ihn nie wiedersehen wollte? Wer sollte sie dann beschützen, wenn Patrick Grier bei ihr auftauchte?
„Caleb?“, riss sie ihn aus seinen Gedanken. „Bleibst du?“
„Ja.“
„Schön.“ Marley zog die Bettdecke über sie beide, kuschelte sich wieder an seine Brust und seufzte zufrieden. „Es ist herrlich mit dir.“
Caleb streichelte ihr Haar – doch dann hielt er inne.
Mit Marley zu schlafen war eine Sache. Aber mit ihr zu kuscheln? Sie zu streicheln? Zärtliches Geflüster im Dunkeln? Das fühlte sich an wie eine Liebesbeziehung. Und er wollte keine Beziehung. Auch keine Liebe.
Als Kind hatte er sich jahrelang verzweifelt um Zuneigung bemüht. Bei den ersten beiden Pflegemüttern hatte er um Liebe gebettelt. Nur um nach wenigen Monaten zur nächsten Familie geschickt zu werden. Und zur nächsten, und zur nächsten. Aber daraus hatte er gelernt. O ja! Es war klüger, innerlich auf Distanz zu bleiben. Dann tat es nicht so weh, wenn man wieder hinausgeworfen wurde.
Na ja. Er sollte nicht grübeln. Es gab schönere Themen. „Wolltest du schon immer Krankenschwester werden?“
„Nein“, antwortete Marley.
„Sondern?“ Caleb fluchte insgeheim. Was war nur los mit ihm?
Er konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals mit einer Frau im Bett unterhalten zu haben, über Berufswünsche oder so. Solche Sachen interessierten ihn normalerweise gar nicht. Bislang hatte er es immer bei Affären belassen, war es nur um den Sex gegangen.
Bis jetzt. Diese Frau geisterte von morgens bis abends durch seine Gedanken, und von ihr hätte er am liebsten alles gewusst.
„Ich hatte mich an der Kunsthochschule beworben“, erzählte sie. „Und auch einen Studienplatz bekommen. Das Fach Kunst hat mich schon in der Schule begeistert. Ich liebe es, schöne Dinge zu gestalten.“
„Das glaube ich.“ Man sah es ja in ihrem Haus, an der hübschen Dekoration in jedem Zimmer. „Und warum hast du nicht Kunst studiert?“
„Weil meine Mutter ins Krankenhaus musste.“ Marleys Stimme zitterte. „Sie hatte starke Schmerzen. Krebs … Ich habe an ihrem Bett gesessen, nur noch gewünscht, ich könnte etwas tun, um ihr zu helfen.“
Caleb strich ihr tröstend übers Haar.
„Nach ihrem Tod habe ich beschlossen, Krankenschwester zu werden“, verriet Marley. „Ich konnte meiner Mutter nicht helfen, das war bitter. Aber ich dachte, in dem Beruf gelingt es mir vielleicht bei anderen Patienten.“
Plötzlich hatte er einen Kloß im Hals. Sie war Krankenschwester geworden, weil sie ihrer sterbenden Mutter nicht hatte helfen können? Gott, was für eine Frau!
„Wie ist deine Mutter gestorben?“, fragte Marley sanft.
„Heroin“, erwiderte Caleb spontan. „Überdosis.“
„Und du warst fünf?“
„Ja.“ Er schluckte hart. „Ich war im Schlafzimmer, hab ferngesehen. Wir hatten nur ein kleines Apartment. Als ich Hunger bekam, bin ich ins Wohnzimmer gegangen, um zu fragen, wann wir essen, und … meine Mutter lag auf dem Teppich.“ Seine Brust krampfte sich zusammen. „Ich erinnere
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