Tiffany Extra Band 03
hinreißend. Und seine Ausstrahlung. Ich hätte nichts dagegen, wenn er seine Autorität an mir erproben würde.“
Raineys Magen zog sich zusammen, und zwar nicht wegen der drei Stücke Pizza, die sie vor einer Stunde heruntergeschlungen hatte. Das ganze Gespräch hatte eine seltsame, kleine Wunde ihres Herzens wieder geöffnet.
„Lena, du bist mit seinem Bruder zusammen“, sagte sie deshalb schnell.
„Ich habe noch nie die ganze Herrlichkeit beider Diego-Brüder erlebt“, antwortete Lena. „Ich komme ja nicht von hier, und Mark war nicht zu Hause, seit ich mit Rick zusammen bin. Offenbar ist es sehr zeitraubend, der jüngste, wildeste und heißeste Eishockeytrainer des Landes zu sein.“
„Glaub mir, er ist nicht dein Typ.“
„Weil er reich und berühmt ist? Weil er heiß wie die Hölle und cool wie Eis ist?“
„Weil ihm ein sehr wichtiges Körperteil fehlt.“
Lena sah sie entsetzt an. „Was? Er hat keinen Schw…“
„Kein Herz! Ihm fehlt das Herz. Meine Güte, reiß dich zusammen.“
Lena lachte auf. „Woher weißt du, dass er kein Herz hat?“ Dann weiteten sich ihre Augen. „Ihr habt eine Vergangenheit. Natürlich habt ihr eine Vergangenheit, du bist ja auch mit Rick aufgewachsen. Ist sie schmutzig? Sag’s mir!“
Rainey seufzte tief. „Ich war jünger. Mark sah in mir immer eine …“
„Verbotene Frucht?“, fragte Lena hoffnungsvoll.
„Nervensäge“, berichtigte Rainey. „Hör zu, ich will nicht drüber reden.“
„Ich aber!“
Rainey kannte Lena zu gut. Sie würde ihr keine Ruhe lassen.
„Also gut. Ich war in ihn verknallt und dachte, dass es auch bei ihm geknallt hätte. Falsch gedacht. Er wusste nicht mal, wie ich für ihn fühle. Als ich das herausfand, hatte ich mich aber schon komplett und bis auf die Knochen blamiert. The end.“
„Nix da. Nach der Inhaltsangabe will ich jetzt auch die ganze Geschichte hören.“
Zum Glück klingelte in diesem Moment Lenas Handy. Lena sah aufs Display und verzog das Gesicht. „Ich muss rangehen. Wir sind noch nicht fertig!“
„Ja, ja, bis später.“ Rainey winkte ihr nach. Dann richtete sie den Blick wieder auf ihr Laptop. Sie konnte einfach nicht anders.
Mark stieß allein und mit einem Arm seine halbe Mannschaft in eine schwarze Limousine und schien als Einziger die gesamte Situation im Griff zu haben.
Die Prügelei war einige Tage her. Der Kampf war überall zu sehen, und die Liga dachte darüber nach, die Spieler zu sperren. Angeblich hatten die Trainer der beiden Teams eine Lösung angeboten, um ihre Spieler rauszuboxen und den Fans etwas Anständiges für ihre Treue zurückzugeben.
Rainey musterte Marks undurchdringliche, kompromisslose Miene auf ihrem Bildschirm. Wo war der Junge hin, den ihr sechzehnjähriges Herz einst so geliebt hatte? Sie fand nicht mal eine Spur von ihm.
Zwei Stunden später hatten eine annehmbare Zahl von Autos die klammen Kassen des Freizeitcenters ordentlich gefüllt. Der Hof war nass und mit kleinen Schauminseln bedeckt, Schläuche und Eimer lagen wild verstreut herum. Sie brauchte noch die Hilfe der Jungs und Mädchen beim Aufräumen, bevor der Bus kam und sie alle nach Hause brachte, zu ihren Hausaufgaben oder anderen Arbeiten. Sie zückte ihre Trillerpfeife und verschaffte sich mit einem lauten Pfiff Gehör.
„Für heute sind wir fertig“, rief sie. „Vielen Dank für eure Hilfe und euer Engagement. Je schneller wir jetzt aufräumen, desto früher können auch alle …“ Der Bus unterbrach sie. Er fuhr direkt auf den Hof und öffnete zischend die Türen. Sämtliche Kids bis auf eine Handvoll mussten den Bus nehmen, anders kamen sie nicht nach Hause.
Als der Bus wieder vom Hof fuhr, blickte Rainey auf das Chaos aus Seife und Schmutz und die zwei Kids, die ihr zum Aufräumen geblieben waren.
„Noch ’ne Pizza?“, fragte Todd und blickte sie erwartungsvoll an. Er war ein hochgeschossener Junge, der entweder einen Bandwurm oder einen bodenlosen Magen hatte.
Rainey zog das Sandwich aus ihrer Tasche, das eigentlich ihr Mittagessen hatte sein sollen. Natürlich war sie nicht dazu gekommen. „Hier, nimm das.“
„Super!“ Todd verschlang das Sandwich mit drei Bissen. Währenddessen hing sein Blick an Sharee, einem gleichaltrigen, bildhübschen Mädchen, das damit begonnen hatte, die Schläuche aufzurollen. Wie er hatte auch Sharee durch den letzten Sommerbrand ihr Zuhause verloren. Die Familien lebten seitdem in Wohnwagenparks.
Als Sharee merkte, dass Todd sie beobachtete,
Weitere Kostenlose Bücher