Tiffany Extra Band 03
Lehrerin verloren hatte. Und dass sie ihre Unschuld an seinen Bruder hatte verlieren wollen – den Kerl, bei dem es damals Klick gemacht hatte – und kräftig abgeblitzt war.
„Was ist, wenn meine Durststrecke in Wirklichkeit die Sahara ist?“
„Du musst nur begreifen, dass Männer sind, wie sie sind. Und du sie nicht ändern kannst. Das ist nicht wie ein Haus oder Auto, wo du eine schäbige Bruchbude abstauben und dann restaurieren kannst.“
„Hmm“, entgegnete Rainey, „ich hab noch keinen ohne ein paar Beulen und Lackkratzer gefunden, die hätten ausgebessert werden müssen.“
Lena lachte. „Ach, wirklich, Mrs Kontrollfreak?“
„Hey.“
„Gib’s doch zu. Du brauchst immer einen Plan. Mit Anfang, Mitte und Ende. Eindeutig mit Ende. Bevor du das Ende nicht kennst, fängst du gar nicht erst an. So funktionieren Beziehungen aber nicht.“
„Das sollten sie aber.“ Rainey kassierte den nächsten Wagen ab und winkte das Auto zu den Parkplätzen durch. Ihre Teenager machten gute Arbeit. „Jeder profitiert von einem guten Plan.“
Lena lächelte. „So läuft ein Liebesleben nicht. Und glaub mir, du brauchst ein Liebesleben.“
„Heutzutage findet man ein Liebesleben in jedem Spezialgeschäft. Mit Batterien.“ Sie legte das Geld in die Kasse und blickte auf das Laptop. „Dreißig neue E-Mails“, seufzte sie. Alle dringend und wichtig und innerhalb des Tages zu erledigen. Oh Mann.
„Ich kann dir damit helfen, wenn du willst“, sagte Lena.
„Danke, ich schaffe das schon alleine.“
„Siehst du? Totaler Kontrollfreak.“
Rainey ignorierte sie, während sie sich durch die E-Mails arbeitete. Sie liebte ihren Job. Sie hatte kurz Wirtschaftswissenschaften studiert, war aber zurückgekommen. Hier konnte sie etwas geben und erhielt etwas zurück. Die Waldbrände im Jahr zuvor hatten der Gemeinde zugesetzt und dem Zentrum bis auf eines sämtliche Spielfelder zerstört. Die Mieten wurden zum Jahresende fällig, und das Geld fehlte an allen Ecken. Doch trotz der schweren Zeit liebte Rainey ihre Aufgabe. Das Freizeitzentrum kümmerte sich um über hundert Kinder und Jugendliche und versuchte, sie vor einem Absturz in die Kriminalität oder die Drogensucht zu bewahren.
Rainey wollte ihr Laptop schließen, als ihr Blick auf der News-Seite hängen blieb. Sie stellte den Ton an und sah dem Video zu, dass eine Barschlägerei zwischen den Spielern der Eishockeymannschaften Anaheim Ducks und Sacramento Mammoths zeigte. Das Video lief seit einer Woche auf allen Kanälen. Das Publikum liebte seine Sportskandale. Rainey winkte einen weiteren Wagen durch und sah dann wieder zu, wie millionenschwere Athletenkörper sich in einem Knäuel voller Testosteron in einer Bar in Los Angeles herumwälzten.
Das Video war nach dem Finale der Eishockeysaison aufgenommen worden, als die Ducks nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung gesiegt hatten und damit der Traum der Mammoths zerstört worden war. Die enttäuschten Spieler hatten ihren Frust an einigen feiernden Ducks ausgelassen, bis ihr Trainer aufgetaucht und das Spektakel beendet hatte. Mark Diego war mit vierunddreißig Jahren der jüngste und eindeutig der beliebteste Trainer der Liga.
Und er sah noch besser aus als sein Bruder Rick.
In dem Video schritt Mark mit entschlossenem Gesicht mitten in die Keilerei und zog seine Spieler heraus, als wären sie Pappfiguren. Als eine Faust dicht an seinem Gesicht vorbeiflog, strafte er den Angreifer mit einem Blick, so hart und furchtlos, dass der Mann zurückwich und über seine eigenen Füße stolperte.
„Das ist das Erotischste, was ich je gesehen habe“, murmelte Lena, während sie über Raineys Schulter sah.
Ja. Oh ja, das war es. Natürlich hatte Rainey Mark schon in ähnlichen Situationen erlebt. Er und Rick hatten sich immer nahegestanden, und sie ihm ja auch einmal. Sie war mit den Brüdern aufgewachsen. Damals war Mark stark und klug gewesen und hatte immer jene beschützen wollen, die ihm etwas bedeuteten. Er hatte eine wilde Phase gehabt, die in unzähligen Prügeleien geendet hatte. Damals hatte sie das angemacht. Heute tat es das eindeutig nicht mehr. Sie war reif geworden. Erwachsen.
Zumindest erzählte sie sich das selbst bei jeder Gelegenheit.
In dem Video verschränkte Mark die Arme und sagte etwas. Er sagte es leise, dennoch hatte es die Wirkung, dass die Rauferei sofort ein Ende fand.
„Mhm …“, murmelte Lena. „Komm zu Mama. Sieh ihn dir an, Rainey. Groß, dunkelhaarig,
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