Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
Mittelohrentzündung oder so etwas hatte.“ Sie merkte, dass sie viel zu schnell redete. Jetzt, wo sie wusste, aus welcher einflussreichen Familie er stammte, war sie merkwürdig nervös. „Ich kann nicht glauben, dass ich so fest geschlafen habe. Sie sagten, wir sind nicht mehr in Chatham?“
„Wir sind kurz vor Nantucket.“ Er wies auf einen Probenkatalog auf dem Tisch. „Darf ich?“
„Natürlich.“ Sie schob den schweren Band zu ihm rüber. „Nantucket?“ Wie um alles in der Welt würde sie von hier wieder nach Hause kommen? Mit dem Flugzeug oder der Fähre vermutlich. Verdammt, das würde sie einen ganzen Arbeitstag kosten.
„Ich bringe die Vesta für meinen Bruder Jack nach Charleston, um sie dort zu verkaufen.“
Er verbrachte seine Zeit damit, durch die Gegend zu segeln, um ein Boot zu verkaufen? Das musste sie erst mal verdauen. Offensichtlich konnte man sich so etwas erlauben, wenn man so reich war wie die Murphys. Josies Eltern hätten ihre wahre Freude an ihm.
Nicht, dass sie vorhatte, sich in Zukunft mit ihm zu treffen. Bei seinem hochkarätigen familiären Hintergrund wäre die Katastrophe vorprogrammiert. Abgesehen davon zog sie Männer vor, die sich ihr Einkommen mit ehrlicher Arbeit verdienten.
„Nun, ich möchte Sie nur ungern aufhalten, aber ich sollte möglich schnell die Heimreise antreten.“ Es war besser so – auch wenn sie nur zu gern gewusst hätte, was wirklich zwischen Keith und ihr vorgefallen war, bevor sie die Augen geöffnet hatte.
„Selbstverständlich.“ Er spielte mit einem Muster handgefertigter Thai-Seide aus ihrem Buch. „Aber würde es Ihnen etwas ausmachen, damit bis zum Tagesanbruch zu warten? Ich habe die Segel bereits für die Nacht eingeholt, und um mit dem Motor zu fahren, sind wir zu weit vom Festland entfernt. Außerdem bin ich nach der dreistündigen Segelpartie und der Familienfeier ziemlich geschafft.“
„Oh.“ Wie unangenehm. „Natürlich, Sie müssen müde sein. Dann werde ich einfach … warten, bis Sie sich ausgeruht haben.“ Sie stellte sich vor, wie sie neben Keith saß und ihm beim Schlafen zuguckte oder – besser noch – wie sie ihn verführte … Mmmm.
„Wenn Sie sich unwohl fühlen, weil Sie hier draußen ganz allein mit mir sind, können wir gern die Küstenwache über Funk informieren.“ Er schloss das Buch, und ihre Blicke trafen sich.
Grün. Seine Augen waren goldgrün. Wie hypnotisiert starrte sie ihn an. Sie dachte an die Stimme aus ihrem Traum, und sofort spürte sie wieder diese Hitze in sich aufsteigen. All ihre Sinne waren plötzlich nur auf Keith Murphy gerichtet.
Wie konnte es sein, dass schon der bloße Anblick dieses Kerls in ihr das Bedürfnis weckte, sich in seine Arme zu schmeißen? Offenbar schien es sich jetzt doppelt und dreifach zu rächen, dass sie ihr Sexleben so lange vernachlässigt hatte.
„Das ist wirklich sehr aufmerksam von Ihnen, danke.“ Bemüht, professionelle Distanz zu wahren, zwang sie sich, ihre Gefühle zu ignorieren. „Da mir ohnehin nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, mitten in der Nacht einen Kunden auf seinem Boot zu treffen, habe ich einige Freunde informiert. Die werden sich Sorgen machen, wenn ich mich nicht bald zurückmelde.“
Er führte sie aus der Kajüte nach oben zur Funkanlage. Damit sie auf den nassen Stufen nicht ausrutschte, reichte er ihr einen Arm. Als Josie die Hand auf seinen starken Unterarm legte, überkam sie wieder dieses seltsam vertraute Gefühl. Und obwohl sie ganz genau wusste, wie unklug es war, wünschte sie sich, dass es nicht ihre letzte Berührung bleiben würde.
Sein Talent im Umgang mit Menschen hatte ihm beim Aufbau seines Multimillionen-Dollar-Unternehmens wertvolle Dienste erwiesen. Doch noch nie war Keith so dankbar für diese Gabe gewesen wie jetzt.
Die Innenarchitektin Josie Passano hatte zwar das Gesicht eines Engels, aber in ihren Augen blitzte ein durchtriebenes Funkeln. Zu gern hätte er gewusst, woran sie gerade dachte.
Er wollte sie unbedingt besser kennenlernen. Viel besser. Allerdings würde er nach ihrer verhaltenen Reaktion auf seinen unbeholfenen Vorschlag, die Nacht mit ihm auf der Jacht zu verbringen, erst einmal einen Gang runterschalten.
Hätten sie sich an Land getroffen, wäre es etwas völlig anderes gewesen. Doch hier, mitten auf dem Meer, mutterseelenallein mit ihm auf einem Boot, war es verständlich, dass sie nervös war.
Selbst wenn es ihm gelingen sollte, ihr Vertrauen zu gewinnen, würde es nicht leicht
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