Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
millionenschweren Unternehmens war.
Wenn sie erst mal im Hafen vor Anker gegangen waren, blieben ihm nur zwei Alternativen: Entweder er verabschiedete sich so schnell wie möglich von Josie oder er versuchte, herauszufinden, was es mit ihrer Vergangenheit als Partygirl auf sich hatte. Ehrlich gesagt gefiel ihm keine der beiden Optionen besonders. Viel lieber hätte er sich mit Josie in einer kleinen Hütte an der Küste verkrochen und gewartet, bis das Unwetter vorüber war. In der Zwischenzeit hätten sie sich die Zeit damit vertrieben, die unendlichen Tiefen ihrer Lust auszuloten.
Aber verdammt, es half nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Er musste der Wahrheit ins Auge sehen. Doch was war die Wahrheit? Dass sie ihre Freunde manipulierte, um deren Beziehungen für sich auszunutzen? Dass sie überall im Mittelpunkt stehen wollte, damit die Leute sich an ihren Namen erinnerten?
Irgendwie klang das alles ganz und gar nicht nach Josie. Trotzdem, sie hatte es selbst zugegeben …
Lautes Gewittergrollen holte ihn zurück in die Gegenwart. Eine Regenwand kam direkt auf sie zu. Das Wetter änderte sich schnell.
„Keith“, rief Josie vom Steuerrad aus und zeigte auf die graue Front, die unausweichlich näher kam.
Eine Welle ergriff den Fiberglas-Rumpf der Vesta und hob sie in die Höhe, nur um sie kurz darauf wieder in die Tiefe stürzen zu lassen. Keith verlor den Halt und fiel auf die Knie.
Mist. Er richtete sich auf und sah zu Josie hinüber, die sich eisern ans Steuerrad klammerte.
„Alles in Ordnung bei dir?“ Er krabbelte unter der Takelage durch, um zu ihr zu gelangen. Das Deck war von der sprühenden Gischt inzwischen klitschnass.
Völlig durchnässt vom Seewasser hielt Josie das Steuerrad fest umklammert. Er sah, wie ihre Knöchel sich von der Anstrengung weiß färbten. Er holte zwei Schwimmwesten aus einem der Schränke, zog sich eine über und brachte die andere zu Josie. Wieder wurde die Vesta von einer Welle erfasst, doch diesmal war Keith vorbereitet. Instinktiv drückte er Josie an sich und stellte sich vor sie, um sie vor der nächsten Sprühwasser Attacke so gut es ging zu schützen. Das Boot senkte sich erneut dem Tal einer Welle entgegen, doch dieses Mal hatte er Josie einen Arm um die Taille gelegt, während er sich selbst mit einer Hand an der Reling festhielt, die Knie leicht gebeugt, um den Aufprall abzufangen.
„Unglaublich oder?“ Josie rang nach Luft. Als sie zu ihm aufsah, hatte sie ein Funkeln in den dunklen Augen.
Konnte es tatsächlich sein, dass es ihr Spaß machte?
Plötzlich wurde ihm bewusst, wie fest er sie an sich drückte.
„Alles in Ordnung?“, fragte er, während er ihr vorsichtig die Schwimmweste über den Kopf streifte und den Sicherheitsverschluss einhakte.
„Mir geht’s gut“, versicherte sie ihm und blickte aufs Meer, während er die Steuerung übernahm.
„Es ist so weit.“ Genau in dem Augenblick, in dem sie auf den Regensturm zeigte, der sich in einer dunklen Wolke wie ein Heuschreckenschwarm stetig auf sie zubewegte, begannen die ersten Tropfen aufs Deck zu prasseln. Kurz darauf waren sie mitten drin. Wie eine nasse Gardine wurde das Boot vom Wind hin und her gerissen.
Josie schrie kurz auf, bevor sie lachend das Gesicht dem Wolkenguss entgegenhob. Dem stürmischen Auf und Ab der Wellen trotzend, öffnete sie den Mund, um den prasselnden Regen mit der Zunge aufzufangen. Ihre Kleidung war inzwischen völlig durchnässt.
Keith beobachtete sie. Was für ein Anblick. Ein kleines Rinnsal auf Wassertropfen bahnte sich den Weg von ihrem geschlossenen Auge über ihre Schläfe. In ihren Wimpern verfing sich der Regen. Das Kopftuch klebte feucht an ihren dunklen Haarsträhnen.
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als so lange durch den Sturm zu segeln, bis sie den sicheren Hafen erreichten. Keith zog sie in seine Arme. Trotz der Geheimnisse ihrer Vergangenheit fühlte er sich zu ihr hingezogen.
Die Erkenntnis, dass sie dieses Abenteuer tatsächlich genoss, traf ihn härter als jede Welle. Die ehemalige spleenige Modedesignerin und Innenarchitektin ließ sich von einem gelegentlichen Unwetter nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, dem Funkeln in ihren Augen nach zu urteilen, schein sie es sogar zu genießen.
Keith betrachtete die unruhige See und die hohen Wellen, die gegen das Boot schlugen. „Eins steht jedenfalls fest: Seekrank bist du nicht!“ Noch immer war er viel zu geschockt von ihrer Eröffnung, als dass er bereit gewesen
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