Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
Sie nickte abwesend. „Ich hasse es, in der Dunkelheit zu fahren. Wow, sieh dir mal die ganzen Giebel und Fenster an. Ich liebe Schindelfassaden.“ Die Limousine hielt an, und sie stiegen aus. Während der Chauffeur ihre Taschen zur Tür trug, machte Josie weiterhin begeisterte Bemerkungen über das Haus.
Aber das war eigentlich nicht weiter verwunderlich, schließlich war sie eine Innenarchitektin. Seine Mutter würde sie lieben.
Unwillkürlich musste er lächeln, als ihm klar wurde, wie außergewöhnlich glücklich ihn dieser Gedanke machte. Allerdings war es beunruhigend, dass Josie ihm nach so kurzer Zeit schon so viel bedeutete. Zumal sie dem Vorschlag, sie nach Boston zurückzufahren, offenbar nur zugestimmt hatte, weil sie ungern im Dunkeln fuhr.
Die Eingangstür öffnete sich und riss ihn aus seiner Grübelei. Er hatte damit gerechnet, dass seine Mutter ihn mit ausgestreckten Armen willkommen heißen würde. Stattdessen lehnte eine hochaufgeschossene Gestalt von Kopf bis Fuß in schwarzer Designerkleidung am Türrahmen.
Sie hatten die zweifelhafte Ehre, von Chase Freeman persönlich begrüßt zu werden.
„Hallo schöne Frau.“ Er umarmte Josie und küsste sie zur Begrüßung auf die Wange. „Es tut mir wirklich leid, dass wir uns im Hafen verpasst haben.“
Chase umarmte sie einen Moment länger als nötig. Keith merkte, dass sich seine Nackenhaare sträubten wie bei einem Hund.
Josie machte zwar den Eindruck, als fände sie diesen Typen extrem abstoßend, doch das war nur ein schwacher Trost. Er hasste die Vorstellung, dass sie für jemanden arbeiten musste, den sie nicht mochte.
„Keith?“ Die sanfte, weibliche Stimme seiner Mutter drang aus dem Haus zu ihm herüber.
„Hier sind wir, Mom“, rief er und war versucht, Freeman einfach wie ein Bulldozer platt zu walzen, was leider nicht ging, da dieser Josie noch immer im Arm hielt.
„Chase, ich glaube, deine Cousine würde zwischendurch ganz gern mal wieder etwas Luft bekommen“, sagte er stattdessen.
Doch Chase ließ sich Zeit. Als er Josie endlich aus seinen Armen entließ, überreichte er ihr mit großem Getue ein zusammengefaltetes Stück Papier.
Sie nahm es und faltete es auseinander.
„Der Vertrag?“
„Und ein Scheck. Die Hälfte jetzt, die andere bei Fertigstellung, richtig?“
Er zog an ihren Haaren, als wäre sie eine Achtjährige. Eine Geste, die Keith noch weiter auf die Palme brachte.
Zum Glück erschien in diesem Augenblick seine Mutter im Foyer. Ihre Anwesenheit würde diesen ungehobelten Idioten hoffentlich zwingen, sich besser zu benehmen und ein paar Manieren zu zeigen.
Es war genau, wie er es vorausgesehen hatte: Kaum dass er Josie seiner Mutter vorgestellt hatte, waren sie auch schon in ein Gespräch über das Haus vertieft. Colleen Murphy schien Josie auf Anhieb sympathisch zu finden und bestand darauf, der Innenarchitektin eine Führung zu geben und ihr ihre Lieblingsräume zu zeigen.
Keith blieb allein mit Chase im Foyer zurück, wo dieser doch tatsächlich die Frechheit besaß, Nachrichten in sein hochaktuelles Handy zu tippen, während sie sich unterhielten.
„Keith, mein Junge. Kann es sein, dass du ein bisschen zu besitzergreifend bist, wenn es um meine Josie geht? Ich dachte schon, du würdest mir an den Kragen gehen, nur weil ich sie umarmt habe.“ Den Blick fest auf das Display geheftet, tippte er wie verrückt auf der Tastatur herum.
Idiot. Wäre er nicht Josies Kunde, hätte Keith ihn auf der Stelle rausgeschmissen. Bislang hatte er nie darauf geachtet, doch wenn er darüber nachdachte, war Chase schon in ihrer Jugend, als er an den Wochenenden zum Footballspielen oder Segeln bei den Murphys aufgekreuzt war, ziemlich arrogant und eingebildet gewesen. Und nun gab er auch noch den supererfolgreichen Investmentbanker. Und was hieß hier überhaupt „meine“ Josie?
Scheiß drauf. Egal, ob Josie ihn noch weiterhin sehen wollte oder nicht. Er wusste, was er wollte. Er würde sie schon davon überzeugen und seine Besitzansprüche deutlich machen. Und bei diesem Kerl würde er anfangen.
„Damit das klar ist“, Keith riss Chase das Handy aus der Hand und legte es auf einen Tisch bei der Tür, damit er die volle Aufmerksamkeit dieses Idioten hatte. „Josie ist für dich tabu, verstanden? Ich mag sonst vielleicht der höflichste von uns Murphy-Brüdern sein, aber nicht, wenn es um Josie geht.“
„Ist ja gut.“ Kapitulierend hob Chase die Hände. „Ich konnte ja nicht wissen, wie die Dinge
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