Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
werd’s versuchen“, sagte Julia. Sie nahm ihre Tasche und atmete tief ein. „Ich muss los.“
Frannie und Kate umarmten sie erneut. „Wir bringen dich zum Auto.“
Auf dem Weg am Speisesaal vorbei versuchte Julia, sich alles für immer ins Gedächtnis zu brennen. Was sie fühlte, war ihr so vertraut, eine Mischung aus Verlust und Leere. Als Mädchen waren für sie die letzten Tage im Camp immer die schlimmsten Tage des Jahres gewesen. Und genau so fühlte sie sich jetzt.
Mason und Ben warteten an ihrem Auto und umarmten sie. „Grüßt Adam von mir und sagt ihm, dass ich in Chicago mit ihm sprechen möchte.“
„Mache ich“, sagte Mason.
„Es tut mir leid“, sagte Ben. „Ich hätte die Klappe halten sollen.“
Julia zwang sich zu einem Lächeln. „Ist okay. Ich hätte es ihm selbst sagen müssen.“
Sie winkte noch einmal und fuhr dann die verwinkelte Straße, die vom Camp wegführte, entlang. Sie erinnerte sich daran, wie sie vor einer Woche aus Chicago gekommen war. Sie war so aufgeregt gewesen, wieder im Camp Winnehawkee zu sein. Aber ihre Vergangenheit hatte sie eingeholt, war zu ihrer Gegenwart geworden. War sie bereit dazu, sie auch zu ihrer Zukunft werden zu lassen?
Adam starrte auf seinen Computerbildschirm und las wieder und wieder die Kündigung, die er geschrieben hatte. Er war seit vierundzwanzig Stunden wieder in Chicago und wusste, dass sich etwas ändern musste.
Die lange Heimfahrt war perfekt dazu geeignet gewesen, über die Entscheidungen, die er in seinem Leben bisher getroffen hatte, nachzudenken. Er konnte sein Unglück genau auf einen Punkt zurückführen – den Tag, an dem er den Job in der Firma seines Vaters angenommen hatte. Er war es so satt, Geld um des Geldes willen zu machen.
Und zugleich hatte er erkannt, was ihn wirklich glücklich machte. Julia. So eine einfache Antwort auf all seine Fragen. Und auch wenn ihre Beziehung momentan brüchig war, wusste er, dass er sie dazu bringen könnte, zu erkennen, dass sie zusammengehörten.
Er drückte die Taste und wartete darauf, dass der Drucker seine Kündigung ausspuckte. Eine Unterschrift noch und es war offiziell. Er faltete sie zusammen und steckte sie in einen Umschlag mit Firmenlogo.
Seine persönlichen Gegenstände hatte er schon vom Schreibtisch geräumt und in einer Box verstaut. Es war Samstagmorgen und im Büro wurde gearbeitet, wie an jedem gewöhnlichen Wochentag. Adam lächelte. Bis er einen neuen Job finden würde, hätte er samstags frei. Genauso, wie den Rest der Woche.
Er klemmte sich die Box unter den Arm und ging direkt zur Sekretärin seines Vaters. Sie blickte zu ihm auf und lächelte, als sie die Box sah. „Räumen Sie auf?“, fragte sie.
„Das könnte man so sagen“, antwortete er. Er reichte ihr den Umschlag. „Könnten Sie das bitte meinem Vater geben, wenn er aus seinem Meeting kommt?“
„Kein Problem“, sagte sie und legte den Brief auf ihren Tisch. „Hatten Sie einen schönen Urlaub?“
„Das hatte ich“, sagte Adam. „Vielleicht den besten Urlaub meines Lebens.“
„Wo waren Sie denn?“
„Ein winziger Ort“, sagte er. „Es war auch weniger der Ort als die Leute, mit denen ich unterwegs war.“
„Tja, jetzt ist es Zeit, wieder in den Alltag zurückzukommen.“
„Für Sie vielleicht“, sagte Adam. Er ging den Flur entlang und nickte den Leuten zu, die in ihren Büros saßen. Manche riefen ihm hinterher, aber er blieb nicht stehen. Je näher er der Tür kam, desto freier fühlte er sich.
Es war der perfekte Sommertag und er hatte ihn ganz für sich. Aber es gab nur einen Ort, an dem er in diesem Moment sein wollte. Er ging zu seinem Auto und fuhr los, Richtung Wicker Park.
Fünfzehn Minuten später hatte er die Damen Avenue erreicht. Er suchte die Geschäfte entlang der Straße nach dem einen Geschäft, das er suchte, ab. Als er es gefunden hatte, nahm er die nächste Parklücke. Er stieg aus und ging langsam die Straße entlang bis zu einem Café, das direkt gegenüber von Julias Bäckerei lag. ‚La Dolce Vita‘ stand in großen Buchstaben über ihrem Laden. Das süße Leben. Er lächelte, das war die perfekte Beschreibung für ihre Woche im Camp.
Er betrat das Café und bestellte einen Americano. Den Geschmack erkannte er sofort, es war Julias Kaffee, der, den sie in ihrer ersten Nacht für ihn gemacht hatte. Er ging wieder nach draußen und setzte sich an einen der Tische auf dem Bürgersteig, die Bäckerei ließ er dabei nicht aus den Augen.
Für morgen
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