Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)

splitternackt gesehen hätte.
    Ihr Seufzen ließ ihn aufschauen.
    Sie stand regungslos da, und ihre Silhouette zeichnete sich vor dem Schein der Nachttischlampe ab. Sie schien in Gedanken versunken, und ihrer Miene nach zu urteilen, waren es traurige Gedanken.
    “Verdammt! Ach, ist das schwer!” Gramps’ Ächzen lenkte Drake ab.
    Er drehte sich um und sah, wie Gramps versuchte, die Kommode an die Wand zu schieben. Mit zwei Schritten war Drake bei ihm und half ihm.
    Als sie fertig waren, richtete sich Gramps auf und rieb sich den Bizeps. “Wenn ich mir überlege, dass LuLu Thors Kommode ganz allein bewegt hat.” Sich weiter den Arm reibend sah er in ihre Richtung. “Du hast die Kraft eines Maultiers.”
    “Vielen Dank.” Sie sah nicht auf.
    Gramps zog die Brauen zusammen. “Was ist los, Kleines?”
    “Ich denke nur nach, das ist alles.”
    Gramps betrachtete sie einen Moment. Dann klopfte er auf die Kommode und verkündete: “Ich finde, du denkst zu viel nach. Lass uns mal nachschauen, was wir eingekauft haben. Ein Stückchen Schokolade wäre jetzt genau das Richtige.” Schmatzend drehte er sich zur Kommode um und begann in den Tüten zu wühlen.
    “Ich wusste ja nicht, wie schlimm Ihre Sucht ist”, gestand Drake. “Deshalb habe ich nur ein paar Schokoriegel und eine Packung gefüllte Kekse mitgebracht – Blätterteig mit Erdnussbutterfüllung.”
    Gramps’ Arm war vollständig in der ersten Tüte verschwunden. “Sie hören sich an wie die Fernsehwerbung.” Er holte eine rot-weiß-gestreifte Packung hervor und hielt sie triumphierend hoch. “LuLu? Möchtest du einen Keks?”
    “Klar.” Obwohl sie sich zusammennahm, bemerkte Drake ein leichtes Beben in ihrer Stimme.
    “Ich brauche einen Dosenöffner, um das verdammte Ding aufzubekommen”, murrte Gramps und riss an der Verpackung. Drake fragte sich, wie der Mann kochte, wenn er eine Keksverpackung aufmachte wie ein Bär eine Mülltonne. Sein Blick fiel auf die gerüschte Schürze mit dem Spitzensaum. Ein Bär mit einer Schwäche für die zarten Dinge des Lebens?
    Er sah zum Grabstein, und dann begriff er – es musste Suzies Schürze sein. Vielleicht wollte er Suzie auf diese Weise nur nah bei sich haben.
    Ewige Liebe, dachte Drake. Der Stoff, den er im Theater aufführte, der ihm im wahren Leben jedoch noch nie begegnet war.
    “Fang, Kleines.” Gramps warf LuLu einen Keks zu, den sie geschickt auffing.
    Sie würde eine gute Baseballspielerin abgeben, dachte Drake.
    “Aufgepasst!”, rief Gramps, und im nächsten Moment kam ein Keks auf ihn zugeflogen. Drake versuchte ihn zu fangen, verfehlte ihn jedoch.
    “Babaloo”, meinte LuLu tadelnd. “Gib ihm eine Chance.” Sie zwinkerte Drake verschwörerisch zu und biss in ihren Keks. Während sie kaute, schloss sie so genießerisch die Augen, dass Drake sich wünschte, im nächsten Leben als Gebäck wiedergeboren zu werden.
    Als er den nächsten Keks fing, fühlte er sich wieder als Mitglied des Grabstein-Clans.
    In den darauf folgenden Minuten kauten alle drei in behaglichem Schweigen. Trotz ihrer Lage war Drake glücklich, und er fragte sich, wann er sich zum letzten Mal so gut gefühlt hatte.
    Plötzlich bemerkte er aus den Augenwinkeln, wie LuLu schwankte. Im Nu war er bei ihr und hielt sie fest, bevor sie umfiel. Mit einer geschmeidigen Bewegung hob er sie auf die Arme und trug sie zum Bett. “Rufen Sie 911 an”, befahl er Gramps.
    Gramps lief zum Telefon auf der Kommode. Doch dann hielt er inne und drehte sich zu Drake um. “Das Krankenhaus ist ganz in der Nähe. Wenn wir sie hinfahren, geht es schneller, als wenn wir hier auf den Krankenwagen warten.”
    “Mir geht’s gut”, erklärte LuLu. “Es sind nur Bauchschmerzen.”
    “Kein Wunder mit einem Diamanten im Bauch.” Drake wollte sie vom Bett hochheben.
    “Nein!”, rief sie entschlossen, schob ihn von sich und rutschte auf die andere Seite des Bettes. “Wenn wir ins Krankenhaus fahren, verpasse ich morgen meine Prüfung.”
    “Wenn wir nicht fahren, verpassen Sie vielleicht den Rest Ihres Lebens”, konterte Drake. “Eine Blinddarmentzündung ist etwas Ernstes.”
    LuLu strich sich eine Locke aus der Stirn. “Der Arzt hat gesagt, ich könnte einige Tage leichtes Fieber bekommen und mich schwindelig fühlen, bevor es ernst wird.”
    “Dies ist nicht bloß leichtes Fieber.” Erneut streckte Drake die Hände nach ihr aus.
    Sie rappelte sich hoch. “Es ist schon vorbei.”
    Drake murmelte etwas Unverständliches und drohte