Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
sodass der Wagen vorwärts schoss.
Wieso wollten sie ins Krankenhaus fahren? Er konnte ebenso gut direkt das Leichenschauhaus ansteuern.
“Drake!”
Keine Reaktion.
“Drake!”
Er schaltete und wandte ihr das Gesicht zu. Der Wind blies ihm die dunklen Haare über die Brauen, was ihm ein verwegenes Aussehen verlieh.
Als wenn er das noch nötig hätte.
Sie wollte gerade wieder schreien, erkannte jedoch vor ihnen eine weitere rote Ampel.
Drake gab Gas.
Schreiend schlug sie sich die Hände vors Gesicht. Hupen ertönten, Reifen quietschten.
Irgendwie gelangten sie trotzdem unversehrt zum Krankenhaus. LuLu atmete erleichtert auf. Diese verrückte Fahrt war fast vorüber. Sobald sie die Notaufnahme erreichten, würde sie aus dem Wagen springen. Wahrscheinlich würde man sie dann in die Psychiatrie einweisen, aber das war ihr egal. Hauptsache, sie hielten Drake von ihr fern.
Er bog auf den Parkplatz ein. Sylvia schleuderte mit quietschenden Reifen herum.
LuLu hielt sich am Türgriff fest. “Wir sind da! Es besteht kein Grund mehr, Rennfahrer zu spielen!”
Natürlich hörte er sie nicht. Ihre Panik würde ihn ohnehin nicht interessieren. Er war ein Macho mit einer Mission. Wütend starrte sie ihn an und malte sich aus, wie sie sich rächen würde: indem sie sein Adressbuch an sich brachte und die Telefonnummern vertauschte.
Das würde ihm recht geschehen – er würde die Blonde anrufen und die Brünette bekommen. Das würde ihm einen empfindlichen Schlag versetzen.
Die Corvette schleuderte nach links. LuLu wurde herumgeworfen, und der Schaltknüppel bohrte sich in ihre Seite. Mühsam richtete sie sich wieder auf und wollte Drake erneut anschreien, als sie den Grund für das waghalsige Wendemanöver entdeckte: Das Wort NOTAUFNAHME leuchtete in roten Buchstaben am anderen Ende des Parkplatzes.
Gütiger Himmel, sie vermisste ihr vertrautes Fahrrad.
Um ein Haar hätten sie einen Audi gerammt, der ihren Weg kreuzte. Drake nahm keine Notiz von der Beinahekollision und raste mit beängstigender Geschwindigkeit weiter.
Versuch positiv zu denken, sagte sie sich, doch schon im nächsten Moment stockte ihr der Atem. Vor den Glastüren der Notaufnahme stand ein kleiner stämmiger Kerl in einem Hawaiihemd.
Der kleine Gangster.
LuLu deutete mit einer Hand wild in seine Richtung, während sie mit der anderen an Drakes Arm zupfte.
“Halten Sie durch”, rief er und drehte ihr das Gesicht zu. “Wir sind gleich da!”
Sie zeigte noch immer auf den kleinen Gangster, als Drake den Wagen mit quietschenden Reifen direkt vor dem Eingang der Notaufnahme zum Stehen brachte. Für einen Moment stand die Welt still. Der Gangster starrte sie an, einen halben Donut in der Hand, und blinzelte. Aus irgendeinem Grund konnte LuLu den Arm nicht herunternehmen; er schien in Zeigeposition erstarrt. Sie hatte keine Ahnung, was Drake hinter ihr machte – wahrscheinlich sah er den Gangster genauso entgeistert an wie sie.
Der Gangster, an dessen Kinn Puderzucker klebte, betrachtete die beiden wie die Spinne ihre Beute.
Endlich brach Drake das Schweigen. “Grundgütiger, ich brauche einen Zahnstocher.” Und dann gab er wieder Gas.
LuLu wurde in den Sitz gedrückt. Vorsichtig spähte sie über die Schulter und sah, wie der Gangster seinen Donut wegwarf und lebhaft gestikulierte, ehe er zum Parkplatz hinunterlief. Sie hoffte nur, dass Madonna möglichst weit weg geparkt war.
LuLu drehte sich wieder um und rief: “Er folgt uns!”
Drake schaute in den Rückspiegel und lenkte Sylvia zurück auf die vierspurige Straße. Zur Linken lagen eine Reihe Büsche, die einen Golfplatz begrenzten. LuLu erkannte, dass sie einen anderen Weg nahmen als auf der Hinfahrt. Rechts nahm sie ein goldenes Funkeln im Licht der Straßenbeleuchtung wahr.
Madonna.
Und Shorty, wie sie den kleinen Gangster in Anspielung auf einen bekannten Film nannte.
Sie näherten sich rasch einer großen Kreuzung, die von zahlreichen Autos überquert wurde. Auf keinen Fall würde Drake diesmal einfach die rote Ampel überfahren können. Nein, diesmal würde er anhalten müssen. Genau wie Shorty.
Sie kniff die Augen zu und verdrängte die Bilder von Schüssen und Blut. Sie musste etwas unternehmen. Sofort.
Die Corvette hielt langsam an.
LuLu stieß die Tür auf und rannte los. Drake rief ihr etwas nach, was sie nicht verstand. Sie rannte um den Chevy des Gangsters und auf die andere Straßenseite.
Hinter ihr war es verdächtig still. Wahrscheinlich war Shorty schon
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