Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Kampfhaltung.
“Wenn Sie jetzt da rausgehen, sind zwei von uns weg”, sprach Drake beruhigend auf ihn ein. “Dadurch verdoppeln Sie die Chance, dass die Gangster uns finden. Wir müssen hier warten. LuLu wird bald wieder da sein, das verspreche ich.”
“Sie haben mir schon versprochen, auf sie aufzupassen. Aber stattdessen haben Sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt!”
Gramps hatte recht. Er hatte tatsächlich LuLus Leben aufs Spiel gesetzt. “Ich würde LuLu niemals absichtlich wehtun.”
“Besonders geholfen haben Sie ihr heute Abend aber auch nicht.”
“Ich habe sie zum Wagen getragen und sie zum Krankenhaus gefahren.”
Gramps Augen füllten sich mit Tränen. “Das … das habe …”
“Was?”, fragte Drake.
Gramps schüttelte den Kopf und räusperte sich. “Das habe ich auch für Suzie getan.” Er sah zum Grabstein. “Ich trug sie zum Wagen”, sagte er leise. “Ich fuhr sie zum Krankenhaus. Aber es war zu spät.”
Schweigend standen sich die beiden Männer gegenüber. Drake konnte es nicht ertragen, dass der alte Mann sich in diesem Moment so allein fühlte. Genauso hatte er sich gefühlt, als sein Dad gestorben war. Es war schwer gewesen, als Zehnjähriger plötzlich die Rolle des Mannes im Haus zu übernehmen.
Er legte Gramps die Hand auf die Schulter. “Tut mir leid”, sagte er. “Es tut mir sehr leid.”
Gramps nickte brüsk und hielt den Blick gesenkt. Dann hob er eine seiner riesigen Hände und legte sie auf Drakes. “Danke, mein Sohn.” Er machte eine Pause. “Mir tut es auch leid, dass ich überreagiert habe. Ich weiß, dass Sie heute Abend Ihr Bestes gegeben haben. Sie lieben LuLu genauso sehr wie ich.”
Liebe?
Jemand klopfte leise an die Tür.
Gramps hob abrupt den Kopf. “Habe ich ein Klopfen gehört?” Er wollte zur Tür, doch Drake hielt ihn auf.
“Wir müssen nach wie vor vorsichtig sein”, warnte er ihn flüsternd. Laut rief er: “Wer ist da?”
“Harriet.”
Drake wollte zur Tür, doch diesmal hielt Gramps ihn auf. “Sie sagte Harriet.”
“Das Gegenstück zu Rudolpho”, erklärte Drake. “Glauben Sie mir, die Gangster könnten nie so süß klingen.”
Gramps und Drake stolperten beinah übereinander bei dem Versuch, als Erster an der Tür zu sein. Im letzten Moment hielt Drake sich zurück und ließ dem alten Mann den Vortritt. Mit einem strahlenden Gesicht öffnete er die Tür so heftig, dass Drake fürchtete, er würde sie aus den Angeln reißen.
Draußen stand LuLu und lächelte. Ein abgebrochener Zweig ragte aus ihren zerzausten Haaren. Ihr T-Shirt war an der Schulter eingerissen. Auf einer Wange hatte sie einen Schmutzfleck.
“Sind noch Kekse da?”, fragte sie schwach.
6. KAPITEL
LuLu ließ sich gegen den Türrahmen sinken und sah müde erst Gramps und dann Drake an. “Fahren Sie mich bloß nie wieder zum Krankenhaus. Lieber durchschwimme ich den Amazonas mit auf den Rücken gebundenen Armen.”
Sie trat ins Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Es war herrlich, nachdem sie Mauern erklommen hatte, über Schotter gerannt war und Auspuffgase eingeatmet hatte.
Hinter ihr schloss jemand die Tür. Dann legte sich eine große warme Hand auf ihre Wange. “Ist alles in Ordnung mit dir, Kleines?”
Gramps versuchte ruhig zu klingen, aber sie hörte deutlich die Besorgnis aus seinen Worten heraus. Sie drehte den Kopf ein Stück und sah ihn an. “Babaloo …” Ein Fussel kitzelte sie in der Nase. “Ich … ich …” Sie verzog das Gesicht in Erwartung eines Niesers.
“Drake, ins Krankenhaus!”
“Ja!”, stimmte Drake zu.
Schritte. Die Matratze gab unter dem Gewicht von jemandem nach. Hände wurden unter LuLu geschoben. Offenbar wollte Drake sie schon wieder auf die Arme heben. Mit Entsetzen dachte sie an das letzte Mal.
Sie unterdrückte das Niesen und brachte mühsam ein Nein heraus.
“Es ist dieser verdammte Diamant in deinem Bauch”, erklärte Gramps, als sei das etwas Neues für sie. “Wir müssen dich ins Krankenhaus …”
“Gramps, machen Sie die Tür auf”, befahl Drake und hob sie hoch.
“Nein!” protestierte LuLu erneut, befreite sich aus Drakes Griff und rollte auf die Seite, um ihn anzusehen. Sie blies sich eine Locke aus der Stirn und sagte: “Es ist nicht der Diamant. Ich habe das Gesicht verzogen, weil ich nie… weil ich nie…” Endlich nieste sie und ließ sich wieder aufs Bett sinken. Sie schaute zur Decke und erklärte ruhig: “Wenn ihr zwei etwas Nützliches tun wollt, dann untersucht mein Knie.
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