Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
ziemlich arm, und ziemlich stur.”
“Wie kommt das?”
“Meine Eltern und meine beiden älteren Schwestern in Vancouver warten stündlich darauf, dass ich aufgebe.”
“Wie lange warten sie schon?” Er wünschte, er hätte den Mut, noch näher zu kommen.
“Zwei Jahre.”
“Sind Sie das Nesthäkchen?”
Sie nickte.
“Geht mir genauso. Aber Sie werden nicht aufgeben, nicht wahr?”
“Ich werde aus dieser Ranch einen Erfolg machen, selbst wenn es mich umbringt.” Sie reckte das Kinn. Logan bewunderte ihre knallharte Entschlossenheit. Es war ein Charakterzug, den er selbst besaß.
In diesem Moment hörte sie ein Motorengeräusch.
Melina entzog Logan ihre Hand. “Das ist das Schneemobil”, verkündete sie.
Die Kavallerie war eingetroffen.
Er war frei.
Logan wusste, dass er hätte erleichtert sein sollen, aber stattdessen war er enttäuscht. Er wäre zu gern noch eine Weile geblieben. Er wollte diese süße, entschlossene, ungewöhnliche Frau näher kennenlernen. Sie war anders als alle Frauen, die er jemals getroffen hatte.
Andererseits brachte er sich deutlich in Erinnerung, dass er hier war, um einen Kriminalfall zu lösen und seine Beförderung zu erreichen. Die Anziehung, die Melina auf ihn ausübte, konnte nichts weiter sein als eine vorübergehende Sache.
“Es ist Davey”, rief Melina und ging zur Haustür. Logan beobachtete, wie die kleinen weißen Troddeln ihrer Hausschuhe wippten. Valerie und all diese eleganten Frauen, mit denen er bisher ausgegangen war, erinnerten ihn plötzlich an geklonte Plastikfiguren.
Er ging zum Fenster, um einen Blick auf das Schneemobil zu werfen. Der Fahrer parkte es genau vor dem Hauseingang, stellte den Motor ab und schaltete den Frontscheinwerfer aus. Gleich danach erschien ein großer, schwarz gekleideter Mann, der den Helm noch nicht abgenommen hatte, auf der Veranda, nur schwach beleuchtet vom Licht der Petroleumlampe, deren Schein durchs Fenster nach draußen fiel.
Melina riss die Tür auf. “Hi, Davey. Seit wann bist du in der Stadt?” Sie lächelte den Mann herzlich an. Logan war nicht gerade begeistert über den freundlichen Empfang, den sie dem anderen bereitete. Außerdem ärgerte es ihn, weil er annahm, sie sei froh über die Unterbrechung.
“Heute Morgen”, erwiderte Davey und nahm endlich den Helm ab. Zum Vorschein kam ein nicht besonders vertrauenerweckendes Gesicht. Davey trug sein strähniges braunes Haar relativ lang und hatte einen ungepflegten Schnurrbart.
Man sieht ja kaum das Kinn, dachte Logan kritisch und beobachtete wenig erfreut, wie Davey Melina in die Arme nahm und versuchte, sie auf den Mund zu küssen.
Sie wich ihm aus, sodass er nur ihre Wange traf. Entweder war ihr die intime Geste nicht recht, oder sie wollte vor einem Fremden Zurückhaltung wahren.
Egal, was ihre Gründe waren – Logan war dankbar, dass sie nicht zugelassen hatte, dass dieser Mann sie auf den Mund küsste. Tatsache war, dass er Melina am liebsten gewaltsam aus den Armen des anderen befreit hätte. Er ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen. Dabei wusste er genau, dass seine Reaktion völlig übertrieben war.
“Hast du dein Handy mitgebracht?”, fragte sie und machte sich aus seiner Umarmung los. War es ihr unangenehm? Sah so aus, doch Logan konnte nicht sicher sein.
“Sind deine Batterien wieder mal leer?”, fragte Davey zurück, während er sich zu Logan wandte und ihn kurz musterte. Logan erschien der junge Mann mehr denn je wie einer, der steckbrieflich gesucht wird. Er straffte die Schultern, begegnete Daveys Blick herausfordernd und beschloss, sich das Aussehen dieses Menschen sehr genau einzuprägen.
“Stimmt”, gab Melina zu. “Davey, darf ich dir Logan Maxwell vorstellen? Er ist bei der RCMP.”
Logan nickte nur kurz zur Begrüßung. Davey hob lässig zwei Finger und hängte dann seinen Mantel an einen Haken. Den Helm legte er auf die Ablage der Garderobe.
“Wir hatten Probleme mit dem Wagen. Logan muss telefonieren.” Melina verließ die beiden Männer, um sich um den Topf auf dem Herd zu kümmern. Logan sah nur zu gut, wie verführerisch ihre Brüste unter dem weißen T-Shirt wippten, und wünschte, sie trüge wenigstens eine Weste darüber.
Davey holte sein Handy aus seiner Brusttasche und warf es Logan zu. “Bedienen Sie sich.”
Logan fing das Telefon mit einer Hand auf. Er zögerte, von diesem Menschen irgendeine noch so kleine Gefälligkeit anzunehmen. “Danke.”
Melinas Telefonbuch lag in einer
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