Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
sich nicht anmerken zu lassen, wie attraktiv er sie fand. Ein Mann müsste an totalem Testosteronmangel leiden, um nichts zu empfinden, wenn er Miss Simpson ansah, in ihrem lächerlich kurzen Seidenfummel, barfuß und völlig fertig.
Die kupferfarbenen Locken, die ihr bis zu den Brüsten reichten, rundeten das Bild verführerischer weiblicher Schönheit ab. Verflixt! Sam fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Konnte er denn an nichts anderes denken? Aber es war nun mal so, die reizende Miss Simpson hatte das, was die Jungen an der Highschool früher als “tolle Milchbar” bezeichnet hatten.
Zu dumm, dass sie auch einen ziemlich starken Südstaatenakzent hatte und ein scheinbar unbezähmbares Bedürfnis, jedem ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen, ob es den Betreffenden nun interessierte oder nicht. Offenbar konnte sie sich auch nicht länger als eine Minute auf eine Sache konzentrieren.
Der größere der beiden Polizisten räusperte sich und brachte ein heiseres “Tag, Chief” heraus. Die meisten Leute hier nannten den Polizeichef so.
Sam nickte kurz. “Sind die Leute von der Spurensicherung und der Gerichtsmedizin auf dem Weg?”
Keine Sekunde ließen die beiden den Blick von Miss Simpson. Sie nickten nur.
“Wäre es Ihnen möglich, den Blick von Miss Simpson loszureißen?”
Beide zuckten zusammen. Der Kleinere wurde sogar rot. “Tut mir leid, Sir. Ja, alle sind unterwegs. Und Lieutenant Grant sollte jeden Moment hier sein.”
Der Größere hatte den Blick schon wieder auf Haley Jo gerichtet. Sam sagte sich, es wäre wohl angebracht, ihr zu etwas dezenterer Kleidung zu verhelfen, bevor die anderen einträfen. Sonst würden sie mit ihrer Arbeit nicht weit kommen.
Draußen auf dem Flur stand immer noch der Manager. “Haben Sie irgendetwas, das sie anziehen könnte? Vielleicht eine Hoteluniform?”
“Warum kann ich mir nicht einfach etwas aus meinem Koffer nehmen?”, fragte sie und ließ die Arme sinken. Dadurch klaffte der Ausschnitt ihres Seidenmantels weiter auf und gab den Blick auf den Ansatz ihrer Brüste frei. Jemand – Sam hoffte nur, dass nicht er selbst es war – holte geräuschvoll Luft. Was die beiden jungen Polizisten betraf, die sahen so aus, als wollten sie im nächsten Moment ihre eigene Zunge verschlucken.
“Nichts im Raum darf auch nur berührt werden, Miss Simpson. Wir befinden uns am Tatort eines Mordes.”
Ihre Augen weiteten sich ein wenig, und Sam ertappte sich dabei, dass er ihren fast überirdischen Glanz bewunderte. Rasch blickte er weg. Er musste sich in der Gewalt haben.
“Oh, natürlich, das hätte ich wissen müssen”, erwiderte sie. “Ich … habe es ja oft genug im Fernsehen gesehen. Am liebsten schaue ich mir sonntagabends …”
“Miss Simpson”, unterbrach er sie entnervt.
Sie blickte mit unschuldigem Ausdruck zu ihm hoch, als sei sie völlig überrascht.
“Wir brauchen jetzt wirklich keinen detaillierten Bericht über Ihre Fernsehgewohnheiten. Hier geht es um die Aufklärung eines Mordes.”
Ihr Blick verdüsterte sich. “Oh, natürlich. Tut mir leid. Ich hatte vergessen, was ich …” Tränen stiegen ihr in die Augen. Nervös nestelte sie an ihrem Gürtel. “Sie müssen mir verzeihen. Ich glaube, das alles hat mich mehr geschockt, als ich wahrhaben will.”
Die beiden jungen Männer sahen ihn an, als hielten sie ihn für den größten Schuft aller Zeiten. Der Größere tätschelte Miss Simpson unbeholfen die Schulter und murmelte irgendetwas.
Ungeduldig trat Sam vor und schob die beiden zur Seite. Als Nächstes würden sie womöglich den Zimmerservice anrufen und Tee und Toast für die arme Miss Simpson bestellen.
Er schob sie zur Tür. Dabei versuchte er zu ignorieren, wie heiß ihm wurde, als er ihren Rücken berührte. War diese Frau ein Hochofen?
Er nahm die Hand weg. “Würden Sie bitte mitkommen, Miss Simpson? Die beiden haben zu tun.”
Sie nickte. Offenbar waren die Tränen versiegt. Zum Glück blieb es ihm erspart, noch etwas zu ihr sagen zu müssen, denn Andy Grant, der die Ermittlungen leiten würde, verließ soeben den Aufzug.
“Wie läuft’s denn so, Chief? Hab gehört, hier ist ganz schön was los.” Andy schlenderte lässig den Flur hinab. Er war fünfzehn Zentimeter kleiner als Sam und wäre deshalb fast nicht zum Polizeidienst zugelassen worden. Aber Sam wusste, sein Freund machte dieses Manko mit seinem scharfen Verstand wett. Deshalb würde er auch ihm diesen Fall anvertrauen.
“Der Fall gehört dir, Andy.”
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