Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
Sam machte eine Geste in Haley Jos Richtung und genoss einmal mehr das Mienenspiel eines Mannes, der erstmals ihrer ansichtig wurde.
Aber man musste Andy zugutehalten, dass er sich perfekt unter Kontrolle hatte. Er blinzelte nur kurz und nahm dann wieder seine gewohnte, unbeteiligte Miene an. “Ma’am”, sagte er nur und nickte kurz.
“Miss Simpson ist als einzige Bewohnerin dieses Zimmers registriert”, erklärte Sam. “Der Tote ist ihr Boss, ein Zahnarzt, der die Leute von der Gerichtsmedizin in Anspruch nehmen wird. Er wird seinen Bohrer nicht mehr einsetzen, wenn du verstehst, was ich meine.”
“Ich verstehe, was Sie meinen, und ich finde es nicht witzig”, meldete Haley Jo sich zu Wort. “Und wenn wir gerade dabei sind, ich bin es leid, Zielscheibe ihrer spöttischen Andeutungen zu sein.” Sie lächelte Andy zu. “Kann ich irgendwo anders warten? Es ist nicht sehr angenehm, die ganze Zeit auf dem Flur stehen zu müssen. Und ich würde wirklich gern etwas anderes anziehen.”
“Darum werden wir uns so bald wie möglich kümmern, Ma’am.” Er blickte hinüber zu Sam. “Bist du dabei?”
Sam schüttelte den Kopf. “Nein danke. Halte mich nur auf dem Laufenden. Ich muss Prudie zum Sportplatz bringen. Ich bin wirklich froh, den Fall dir übergeben zu können.”
Er warf einen vielsagenden Blick in Haley Jos Richtung, und Andys Lächeln wurde noch breiter. “Na, wenn du dir sicher bist …”
Sam zog seine Sonnenbrille aus der Brusttasche seines Hemdes und setzte sie wieder auf. “Allerdings. Absolut.” Er ging den Flur hinab. “Auf Wiedersehen, Miss Simpson”, rief er noch über die Schulter. “Und viel Glück.”
Sie antwortete nicht. Was er auch nicht erwartet hatte. Die Feindseligkeit zwischen ihnen war am Schluss wirklich zu offensichtlich gewesen. Aber er spürte dennoch ihren Blick in seinem Rücken.
Erleichtert betrat er die Aufzugskabine und drückte den Knopf fürs Erdgeschoss.
3. KAPITEL
Am Abend desselben Tages stand Sam in seiner Küche, hängte den ausgewrungenen Wischlappen über den Wasserhahn an der Spüle und sah sich müde um. Das Aufräumen und Saubermachen war ihm heute flott von der Hand gegangen. Es gab nichts Schlimmeres, als morgens gleich nach dem Aufwachen mit einer unaufgeräumten Küche und Bergen von schmutzigem Geschirr konfrontiert zu sein.
Er musste über sich selbst lächeln. Tja, wer hätte je gedacht, dass er einmal tatsächlich stolz auf seine saubere Küche sein würde? Wenn seine Mutter noch lebte, wäre sie bestimmt begeistert.
Als er mit Prudie damals in dieses große viktorianische Haus eingezogen war, hatte er sich ein bisschen überfordert gefühlt. Ach was, total überfordert. Sechs Zimmer, eine Riesenküche, drei offene Kamine, und er allein mit einer kleinen Tochter, ohne Frau.
Aber das Haus hatte er zusammen mit dem Job bekommen. Sam mochte seine Arbeit, und er mochte das Haus. Es gefiel ihm, dass die Polizeizentrale direkt an das Haus angegliedert war. Er musste nur ein paar Stufen hinablaufen und einen kurzen Gang durchqueren, schon war er an seinem Arbeitsplatz. Auf diese Weise war er meistens in Prudies Nähe, was in Anbetracht ihres lebhaften Temperaments absolut notwendig war.
Sam verließ die Küche, nahm sich noch eine Tüte Salzbrezeln aus dem Schrank, löschte das Licht und lauschte.
Stille.
Er war erleichtert.
Offenbar hatte Prudie beschlossen, dass sie ihn für heute genug provoziert hatte. Zweifellos war sie jetzt mit einer Taschenlampe unter ihre Decke getaucht und las in ihrem neuen Harry-Potter-Band. Aber solange sie sich ruhig verhielt und ihr Fernseher nicht lief, war er zufrieden.
Er ließ sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen, zog seine Mokassins aus und griff nach der Fernbedienung. Während er ziellos durch die Kanäle zappte und dabei Salzbrezeln aß, blickte er auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand.
Drei viertel zehn. Er könnte wohl noch eine Stunde durchhalten, gerade lange genug für eine Dokumentarsendung, die ihn interessierte. Danach würde er besser ins Bett gehen. Bestimmt würde er sonst bei den Spätnachrichten auf der Couch einnicken. Mit dreiunddreißig war er nicht mehr wild darauf, seinem Rücken eine weitere Nacht auf der Couch zuzumuten.
Er zog sich mit dem Fuß einen Hocker heran und legte die Beine darauf. Genau in dem Augenblick klopfte es an der Haustür. Seine Dänische Dogge King Kong raste sofort die Treppe herunter und stieß ein drohendes Knurren aus.
Sam wusste, der Hund
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