Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
besiegte Bedrohung beugte, entsprach jetzt dem klassischen Bild eines Cowboys: Den Stetson leicht nach hinten geschoben, sodass man seine gebräunte Stirn sah, studierte er mit dem Gewehr in der Hand die Überbleibsel des Kampfes. Er wirke so sexy, dass Nancy bestimmt etwas Törichtes getan hätte, wenn sie nicht gerade zu Tode erschreckt worden wäre. Zum Beispiel so etwas Dummes, wie Max zu küssen.
Sie wusste, dass sie etwas sagen sollte. Es dauerte einen Moment, bis sie sich daran erinnerte, was es war. “Danke.”
“Sie haben gute Nerven. Ich hätte gedacht, dass Sie aufschreien und weglaufen würden.”
“Ich neige nicht zur Hysterie. Ich ziehe es vor, stehen zu bleiben und meine Herzattacke still zu erleiden.”
“Sie zittern ja.” Er schaute besorgt und zog sie in seine Arme. “Lehnen Sie sich an mich.”
“Okay.” Dankbar für den festen Halt, sank sie gegen ihn, schwelgte in seiner Wärme und fragte sich, ob ein Kuss nicht doch eine gute Idee wäre.
Max hielt sie an den Oberarmen leicht von sich weg, um sie eingehend in Augenschein zu nehmen. “Sie werden doch nicht ohnmächtig werden, oder?”
“Kindermädchen fallen nicht in Ohnmacht. Wer mit Kindern zu tun hat, braucht starke Nerven.”
“Ich bin froh, dass wir sozusagen über die Schlange gestolpert sind”, bemerkte Max.
“Sie freuen sich, dass ich fast von einer Schlange gebissen worden wäre?”
“Nicht darüber”, räumte er ein. “Ich meinte, ich bin froh, dass sie nicht mehr hier herumkriecht. Klapperschlangen können Kälber, Hühner, Kaninchen und Kinder töten.”
“Dann freue ich mich, mich als Köder nützlich gemacht zu haben”, sagte Nancy.
“Glauben Sie, dass Sie reiten können?”
“Reiten ist besser als Gehen.”
Sie unterdrückte den Impuls, sich an Max zu klammern, und ließ es zu, dass er ihr auf Nutmeg half. Er duftete wundervoll nach Mann und Pferd. Bis heute hatte keiner dieser Düfte auf ihrer Hitliste gestanden, aber von jetzt an würden sie ganz oben rangieren.
Erst als sie wieder zum Ranchhaus zurückritten, wurde ihr klar, dass dieser Zwischenfall ein gutes Thema für ihren Artikel abgeben würde.
Es war das erste Mal, dass Max jemandem das Leben gerettet hatte oder zumindest viel Leid und Schmerz verhindert hatte. Sicher, einmal hatte er einen seiner Arbeiter aus dem Treibsand gezogen, aber der hätte sich selbst in Sicherheit bringen können, wenn er nicht total betrunken gewesen wäre.
Max war ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen, als er gesehen hatte, dass Nancy von der Schlange bedroht wurde. In diesem Moment war es ihm so vorgekommen, als wäre alles, wofür er gearbeitet hatte, gefährdet.
Er war froh, dass seine Zielgenauigkeit dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war. Egal wie gut sich ein Mann zu kennen glaubte, er wusste nie, wie er reagieren würde, bevor er eine solche Situation selbst erlebt hatte.
Als sie die Ställe erreichten, hatte Nancy wieder etwas Farbe im Gesicht und zeigte keinerlei Anzeichen eines Schocks. Max wusste, dass er wahrscheinlich auch wirkte wie immer. In ihm hatte sich jedoch während ihres Ausritts etwas verändert.
Er wünschte nur, er wüsste, was es war.
Ein großes Blatt schwarzen Kohls und zwei weiße Streifen Lakritz verzierten den Teller, den Idabell stolz ihren Gästen unter die Nase hielt.
“Mama, das ist widerlich”, sagte JoAnne.
Die Besitzerin des Cafés stellte den Teller auf einen Tisch. “Wenn du mich fragst, ist es verdammt clever. Mein Koch nennt es schwarz-weißen Stinktierkohl. Wir werden bis August ein ganzes Menü zusammenstellen.”
“Das esse ich nicht”, verkündete Melissa.
“Igitt”, stieß Griffin hervor.
“Ihr zwei seid zu jung”, erklärte Kirstin. “Ich finde es … cool.”
“Warum isst du es dann nicht?”, fragte ihre Cousine.
“Weil ich keinen Hunger habe.”
Am späten Nachmittag war das Black-and-White-Café fast leer bis auf ein paar Gäste, die Kaffee tranken. Dem Miauen, das aus Nancys Korb drang, schenkte kaum jemand Beachtung.
“Wir sollten die Kinder draußen vor dem Café absetzen”, sagte sie. “Ich bin steif von meinem Ritt und würde gern mit dem Einkaufen fertig sein, bevor die Leichenstarre einsetzt.”
“Daran habe ich nicht gedacht”, meinte JoAnne entschuldigend. “Sie müssen in schlechter Verfassung sein.”
Sie gingen alle hinaus, und JoAnne stellte das Schild auf, auf dem groß “Kätzchen abzugeben” stand. Darunter hatte Melissa gekritzelt:
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