Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
Wohnwagen.”
Das Mädchen starrte Luis an, als hätte er den Weltuntergang verkündet. “Er muss nach Hause kommen. Ich habe einen Kuchen für ihn gebacken.”
“Ich bin sicher, dass er morgen reuig hier ankommt. Heb ihm ein Stück auf. Er wird sich darüber freuen.” Der Vormann griff nach einem Papiertuch aus dem Spender auf dem Tisch und putzte sich die Nase.
Melissa, deren Augen verdächtig glitzerten, stürmte davon. Nancy fühlte mit ihr.
“Er übertreibt es”, sagte sie.
“Der Mann wird von einem inneren Dämon getrieben”, erwiderte Luis. “Was mich betrifft, ich habe es mit einem leibhaftigen Dämon zu tun.”
“JoAnne hat sich nicht beruhigt, hm?” Weder Nancy noch Idabelle hatten JoAnne dazu überreden können, ihrem Mann noch eine Chance zu geben.
“Nein”, antwortete er. “In Wahrheit geht es mir gar nicht so sehr um das neue Katapult, sondern darum, endlich das Boot loszuwerden.”
Als Eheberaterin der beiden würde Nancy ihnen empfehlen, ihrem Problem auf den Grund zu gehen und sich mit Fragen des persönlichen Freiraums und der Kontrolle auseinanderzusetzen. Aber sie waren ihre Freunde und nicht ihre Klienten. Und sie brauchten einen praktischen Rat.
“Darf ich einen Vorschlag machen?”, fragte sie.
“Nur zu.” Durchnässt und mit Schlamm verdreckt, wie er war, hatte Luis seine gespielte Tapferkeit abgelegt. Regenstürme und eine reizbare Frau hatten ihn sichtlich erschöpft.
“Idabelle hat gestern gesagt, sie brauche noch Holz, um die Stände für das Stinktier-Festival zu bauen. Sie sucht auch noch einen Preis für die Tombola.”
“So etwas wie ein Boot?”, fragte Luis.
“Sie hat sich nicht genauer geäußert.”
Luis überlegte schweigend. Er gehörte nicht zu den Männern, die vorschnell reagierten.
Nach einer Weile sagte er: “Es wäre ein fairer Handel. JoAnne gibt das Boot auf, und ich gebe Idabelle das Bauholz.”
“Damit tust du ihrer Mutter einen großen Gefallen.”
“Herzlichen Dank, Nancy”, sagte er und ging.
Nancys Gedanken kehrten zu Melissa zurück. Sie suchte im Haus nach dem Mädchen, das allerdings weder in ihrem Zimmer noch im Bad und auch nicht im Wohnzimmer war.
In der Küche sagte Kirstin: “Sie ist nach draußen gegangen.”
“Nach draußen?” Die Dämmerung war schon hereingebrochen, und dunkle Wolken zogen auf.
Nancy eilte hinaus. Auch im Hof weit und breit keine Spur von Melissa. Stattdessen kam Griffin auf sie zu. “Es gibt noch keine Hündchen”, sagte er.
“Hast du deine Schwester gesehen?”
“Ja. Sie ist in diese Richtung gelaufen.” Er zeigte auf das Weideland hinter dem Stall. “Und sie hatte ihre Stiefel nicht an.”
Nancy drehte sich zur Tür, wo die ebenfalls ängstliche Kirstin stand. “Du passt auf Griffin auf, okay? Ich werde Melissa suchen.”
“Okay.” Das Mädchen begleitete ihren Cousin nach drinnen. “Komm, wir schauen uns Trickfilme im Fernsehen an.”
Nancy lief um die Gebäude der Ranch herum, konnte aber auch hier das Mädchen nicht entdecken. Als es anfing zu regnen, nahm ihre Sorge noch zu. Sie ging wieder ins Haus, um Luis anzurufen.
“Sie wird wahrscheinlich zurückkommen, wenn der Regen stärker wird”, sagte er. “Falls nicht, werde ich mit den Cowboys anfangen, nach ihr zu suchen. Du rufst besser Max an.”
Ich habe die Verantwortung für die Kinder, dachte Nancy. Sie hätte besser auf Melissa achtgeben sollen. Sie hatte ja gewusst, dass das Mädchen aufgebracht gewesen war.
Als sie die Nummer von Max’ Handy wählte, waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt.
10. KAPITEL
Früher, bevor er selbst Kinder hatte, hätte Max sich keine großen Gedanken um ein neun Jahre altes Mädchen gemacht, das nach Einbruch der Dunkelheit auf der Ranch unterwegs war. Sein Bruder und er hatten als Halbwüchsige oft genug nachts draußen kampiert, einmal sogar bei strömendem Regen. Es gab nur ein paar Tiere, die gefährlich werden konnten, und jetzt, mitten im Sommer, war es auch nachts noch mild.
Wenn das Mädchen nicht so dumm wäre, in den Bach zu fallen oder über eine Klapperschlange zu stolpern, würde sie früher oder später unbeschadet nach Hause kommen, hätte er damals gesagt.
War er ein Idiot gewesen.
Als Max hörte, dass seine Tochter verschwunden war, schnellte sein Adrenalinpegel in ungeahnte Höhen. Seine kleine Melissa irrte allein im Dunkeln und im Regen umher? Wer, zum Teufel, hatte das zugelassen?
“Wenn du nicht einmal in der Lage bist, ein Auge auf die Kinder zu
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