Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
überlief sie. “Machen Sie die Augen auf. Wenn etwas in Ihrem Auge ist, kann man es nur so herausholen.”
Wenn er seine Zunge nicht im Zaum hielt, würde er sich noch verraten.
Das ging Jay zehn Minuten später durch den Sinn, als er mit Tara den Flur in der dritten Etage entlanglief. Er war froh darüber, dass nichts mit ihrem Auge passiert war, aber es verdross ihn, dass sie annahm, er habe die Wasserhähne nicht richtig installiert.
Es stimmte, dass er sich vorher keine Einbauanleitung durchgelesen hatte, aber er wusste, wie man eine simple Vorrichtung wie einen Wasserhahn installierte. Schließlich war er Bauingenieur. Er wusste, wie die Dinge funktionierten. Er hatte den Impeccabra entwickelt, oder nicht?
Der Drang, Tara das zu sagen, war so stark, dass er die Zähne zusammenbeißen musste. Entweder hielt er den Mund oder er müsste ihr erklären, warum sich ein Bauingenieur als Allround-Handwerker ausgab.
“Zuerst müssen wir Zimmer 311 überprüfen”, sagte Tara zu ihm. “Die anderen drei Zimmer sind belegt.”
Ihre Stimme klang geschäftsmäßig, und er fragte sich, ob sie wegen seiner gestrigen Bemerkung, dass er sie brennend gern nackt sehen würde, auf Abstand ging. Er wusste immer noch nicht, warum Tara vorhin ihre Augen so fest geschlossen hatte, aber seit sie wieder offen waren, sah sie ihn kühl und distanziert an.
Gut. Er konnte nicht leugnen, dass er sich die Frau von gestern zurückwünschte. Die weichherzige Frau, die ihm mit halb geöffneten Lippen gebannt gelauscht hatte. Aber etwas mit Tara anzufangen wäre Wahnsinn.
Er war hier, um Heiratskandidaten zu vertreiben, nicht um selbst einer zu werden.
Also, was machte es schon, wenn sie streunende Katzen aufnahm, ihren durchgeknallten Freundinnen Arbeit gab und in völligem Widerspruch zu dem Bild der forschen Karrierefrau, das ihm Cliff vermittelt hatte, sehr weich, sanft und süß war?
Jay stimmte mit Cliff darin überein, dass man nicht heiraten sollte, bevor man sich im Beruf etabliert hatte. Sein eigener Vater hatte nicht vor Mitte dreißig geheiratet, als er Lace Foundation aufgebaut und sich schon einen Namen als Slip-König gemacht hatte.
Und in seinem Beruf als Bauingenieur musste Jay sich erst noch einen Namen machen. Derzeit war er noch einer von einem Dutzend Ingenieuren, die für ein Bauunternehmen Brücken konstruierten. Vermutlich würden einige Leute seine Entwicklung des Impeccabra als Karriereschritt betrachten, aber das zählte nicht. Denn schließlich wollte er nicht in der Modebranche Erfolge erzielen und BH-Prinz werden, sondern sich als Bauingenieur profilieren.
“Sicher ist es nur ein geringfügiges Problem, das schnell behoben sein wird”, sagte er, als Tara die Tür von Zimmer 311 mit der Karte öffnete.
Er folgte ihr ins Zimmer. Sicher, dass er den Wasserhahn korrekt installiert hatte, blieb er an der Tür stehen und wartete auf ihre Entschuldigung.
“Du lieber Himmel!”
Auf ihre Fassungslosigkeit war er dagegen ebenso wenig vorbereitet, wie auf das Quietschen, das seine Schuhe auf dem nassen Teppich im Zimmer verursachten. Im Bad stand das Wasser fast drei Zentimeter hoch. Offensichtlich hatte er den Hahn nicht richtig zugedreht, und das Wasser war die ganze Nacht über gelaufen.
“Oh nein!” Tara stürzte ins Bad und stellte das Wasser ab. “Wie konnte das passieren?”
Jay seufzte. Es hatte nicht viel Sinn zu leugnen, dass es sein Fehler gewesen war. “Ich muss vergessen haben, das Wasser abzustellen, nachdem ich probiert habe, ob der Hahn problemlos funktioniert.” Er fragte sich, wie es dazu hatte kommen können. Dann fiel ihm die Antwort ein.
Der Wasserhahn in Zimmer 311 war der letzte gewesen, den er gestern ausgetauscht hatte. Er hatte gerade zur Überprüfung das Wasser laufen lassen, als Sherry angerufen und wieder einmal um Hilfe gebeten hatte. Dazu hatte er allerdings die Konstruktionsunterlagen gebraucht, die in seinem Auto lagen.
Wieder einmal hatte er BHs im Kopf gehabt.
Aber er glaubte nicht, dass es etwas helfen würde, wenn er Tara das erzählte.
“Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie es aussieht”, meinte er, watete zu ihr ins Bad und stellte überrascht fest, dass das Waschbecken nur halb voll war.
Das war merkwürdig. Es musste bedeuten, dass etwas mit den Rohren nicht stimmte. Er bückte sich und öffnete die Tür des Unterschranks, dessen Boden ebenfalls unter Wasser stand. Er steckte seinen Kopf unter das Waschbecken, um besser sehen zu können, und stieß
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