Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)
Erinnerung an Dexters Kuss, und für ihn war es bloß eine kleine Übung. Wahrscheinlich hat er ihn bereits vergessen. Jedenfalls hat er sich quasi auf dem Absatz umgedreht und ist gegangen, bevor ich wieder ganz bei Sinnen war.”
“Na ja, du wolltest doch, dass er übt.”
“Mit Gertrude.”
Amy schnaubte verächtlich. “Gertrude? Also, wenn du mich fragst, ist das ein Punkt für Dexter. Denn jeder Mann, der eine Frau aus Fleisch und Blut einer Plastikpuppe vorzieht, imponiert mir.”
Kylie verschränkte die Arme vor der Brust. “Darum geht es aber doch gar nicht. Dexter muss akzeptieren, dass ich diejenige bin, die diese Aktion leitet. Ich habe ihn angeheuert, und nicht er mich. Wenn ich will, dass er eine Plastikpuppe küsst, dann muss er das meiner Meinung nach tun. Es wird im Verlauf der Promotiontour eine Menge Entscheidungen in allerletzter Minute geben. Da muss ich ganz sicher sein, dass er auch macht, was ich von ihm verlange.”
“Und was geschieht, wenn er dich noch mal küsst?”, erkundigte sich Amy. “Wirst du wieder schwach?”
“Natürlich nicht.”
“Hm”, meinte Amy dazu bloß skeptisch.
“Wirklich nicht”, versicherte Kylie entschlossen. “Morgen früh werde ich Dexter ein für alle Mal klar machen, dass ich die Chefin bin. Das heißt, von jetzt an kommen wir uns nicht mehr zu nahe.”
“Ich hatte dich nicht so früh erwartet”, sagte Dexter, der nur mit einem Badetuch bekleidet war, als er Kylie die Tür öffnete. Sein Gesicht war voller Rasierschaum.
Kylie betrat das Apartment. Sie hatte eine Tüte mit frischen Donuts dabei. “Ich habe angerufen, um dir zu sagen, dass ich vorbeikomme.”
Er schloss die Tür. “Du hast mich vor dreißig Sekunden von deinem Handy aus angerufen. Und du hast nicht mit einem Wort erwähnt, dass du bereits vor meiner Tür stehst.”
Kylie konnte nicht anders, als unverwandt auf seine nackte Brust zu starren. “Wir müssen miteinander reden, Dexter.”
“Darf ich mich vorher anziehen?”
Sie errötete. “Bitte.”
Dexter ging ins Schlafzimmer und machte die Tür hinter sich zu. Er hatte keine Ahnung, weshalb Kylie es so eilig hatte, zu ihm zu kommen. Nach dem Kuss am vorangegangenen Abend war er nicht gerade in der Stimmung zu reden. Selbst nach einer eiskalten Dusche war es ihm nicht gelungen, seinen Gedanken eine andere Richtung zu geben. Er dachte ununterbrochen nur an Kylie.
Dexter warf das Handtuch aufs Bett und zog ein Hemd und eine Hose an, von denen er annahm, dass sie Amy Kwan gefallen würden. Er kämmte sein feuchtes Haar zurück, dann ging er ins angrenzende Badezimmer und rasierte sich. Der Mann, der ihm aus dem Spiegel entgegenblickte, hatte müde, gerötete Augen, weil er die halbe Nacht im Internet gesurft hatte.
Nach reiflicher Überlegung hatte Dexter beschlossen, seinen Job als Begleiter erfolgreich durchzustehen. Und zwar auf die Art und Weise, wie er bisher alles im Leben angepackt hatte: indem er lernte, was es zu lernen gab, bis er es konnte. Buchhaltung hatte er sich so beigebracht. Wirtschaftsrecht auch. Also, weshalb sollte es so schwierig sein, sich Verführungskünste anzueignen?
Es gab mehr als genug einschlägige Webseiten, dazu viele Chatrooms, in denen man gute oder auch ausgefallene Ratschläge bekam, wie man eine Frau verführte. Nicht dass er tatsächlich vorhatte, eine Frau zu verführen. Besonders nicht Kylie, aber man konnte ja nie wissen, wozu man die Informationen mal brauchen konnte, und so hatte er sie in seinem Kopf gespeichert.
Dexter hatte vor langer Zeit begriffen, dass Wissen Macht bedeutete. Je mehr er also über Verführungskünste wusste, desto besser konnte er den Autor des neuesten Ratgebers in Sachen Liebe imitieren.
Er hatte das Buch ‘Achtung, fertig – Liebe!’ in der vergangenen Nacht durchgeblättert, doch er würde es erst auf der Fahrt von Pittsburgh nach Columbus in Ohio gründlich durchlesen. Kylie hatte dort am frühen Nachmittag einen Interviewtermin bei einem lokalen Radiosender ausgemacht.
Dexter wischte die letzten Spuren Rasierschaum mit dem Handtuch aus seinem Gesicht und blinzelte mehrmals, um Tränenflüssigkeit über seine trockene Netzhaut zu verteilen. Der Optiker hatte ihm geraten, seinen Augen Zeit zu lassen, sich an die Kontaktlinsen zu gewöhnen. Offensichtlich hatte er sie gestern viel zu lange getragen.
Er griff nach seiner Brille, entschied sich dann aber anders. Kylie hatte ihn angeheuert, damit er Harry Hanover verkörperte. Harry trug keine
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