Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)
Kauz. Aber er ist so reich, dass er es sich leisten kann, exzentrisch zu sein. Falls Dexter seit Neuestem den Gigolo spielt, ist er vielleicht ebenso verrückt wie sein Großvater.”
Kylie schüttelte den Kopf. “Es kann sich nicht um denselben Mann handeln. Dexter hätte es mir doch gesagt, wenn …” Aber hätte er das tatsächlich getan? Sie erkannte, wie wenig sie eigentlich über ihn und sein Privatleben wusste. Sie wusste lediglich, dass er einen Bruder hatte, doch alles andere hatte er geschickt verschwiegen.
Chandra warf Evan einen Blick zu und wandte sich dann an Kylie. “Ich habe Dexter kennengelernt, weil er eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten einer Organisation geleitet hat, der ich angehöre. Allerdings war er bei unserm letzten Treffen nicht anwesend und hatte sich auch nicht abgemeldet, was normalerweise gar nicht sein Stil ist. Er gehört zu den zuverlässigsten Menschen, die ich kenne. Die Empfangssekretärin der ‘Kane Corporation’ konnte mir nicht sagen, wo er sich aufhält. Sie wollte mich auch nicht mit Sam, seinem Bruder, verbinden.”
Sam, merkte Kylie auf. Ihr Mut sank. Sam war der Name von Dexters Bruder. Das bedeutete also, dass sie tatsächlich von ein und demselben Mann redeten. Schlimmer noch, es bedeutete, dass Dexter sie die ganze Zeit belogen hatte. Er war kein Gigolo, sondern ein Manager. Weshalb er jedoch einen Job in der Agentur angenommen hatte, blieb ihr ein Rätsel. Hatte er Probleme? Vielleicht eine Midlife-Crisis? Oder waren das erste Anzeichen für seine Verrücktheit?
Kylie schloss die Augen und wünschte, sie hätte sich auf ihren Instinkt verlassen. Sie hatte vom ersten Moment an gewusst, dass Dexter nicht in das übliche Gigolo-Schema passte. Doch sie war so entschlossen gewesen, jemanden zu finden, der Harry Hanover spielte, dass sie nicht auf ihre innere Stimme gehört hatte.
Das hatte sie jetzt davon.
“Ich kann mir kaum vorstellen, dass Dexter in der Lage ist, so ein Täuschungsmanöver durchzuziehen”, sagte Chandra kopfschüttelnd. “Ich meine, wenn ich an Dexter Kane denke, fällt mir einiges ein, aber als Gigolo sehe ich ihn nicht. Er ist intelligent, zielstrebig, er sieht gut aus. Aber normalerweise hat er mehr Interesse an elektronischer als an erotischer Hardware.”
Kylie wollte schon etwas einwenden, um den Mann, den sie liebte, zu verteidigen, doch dann hielt sie lieber den Mund. Der Mann, den sie liebte, existierte ja gar nicht. Sie hatte ihn sich künstlich zusammengebastelt. Genau so, wie sie für Dexter ein neues Image entworfen hatte. Nur dass neue Kleidung und Kontaktlinsen die Persönlichkeit eines Menschen nicht veränderten. Dexters Charakter war sichtbar geworden, als er sie in ihrer schweren Stunde in der Hotellobby im Stich gelassen hatte.
Evan nahm ihre Hand. “Mir ist klar, dass du schockiert bist, Kylie. Aber das Wichtigste ist, dich hier rauszuholen. Wenn wir Dexter brauchen, damit er deine Geschichte gegenüber der Polizei bestätigt, dann müssen wir ihn eben finden.”
“Viel Glück”, murmelte Kylie. Sie wusste nicht, ob sie diesen Mann überhaupt jemals wiedersehen wollte. Einerseits hätte sie ihm gern knallhart die Meinung gesagt, andererseits fürchtete sie, in seiner Gegenwart die Kontrolle über ihre Gefühle zu verlieren. Vermutlich hätte sie sich ihm einfach in die Arme geworfen. Dexter Kane war der einzige Mann, dem sie bisher völlig bedingungslos ihre Liebe geschenkt hatte.
Er war höchstwahrscheinlich auch der letzte.
“Ich kann versuchen, ihn auf seinem Handy zu erreichen”, sagte Chandra und griff nach ihrem Mobiltelefon, das auf dem Tisch gelegen hatte. Sie wählte eine Nummer.
Kylie schüttelte den Kopf. “Er wird nicht kommen.”
“Woher willst du das wissen?”, fragte Evan.
“Ich weiß es halt.”
“Keine Antwort.” Chandra beendete die Verbindung und legte das Handy weg. “Ich muss ihn finden und ihm sagen, wie wichtig das hier ist. Der Junge ist ein bisschen schüchtern, aber er war bisher immer zuverlässig.”
“Wir müssen es versuchen”, stimmte Evan zu. “Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen, Kylie?”
Sie errötete. “Gestern Nacht.” Sie hatte nicht vor, ihrem Bruder zu erzählen, was zwischen ihr und Dexter geschehen war, doch Evan warf Chandra einen derart wissenden Blick zu, dass sie annahm, er ahnte es auch so.
Die Anwältin stand auf. “Ich werde mit dem Inspektor reden, der den Fall bearbeitet. Vielleicht kann ich mich mit ihm einigen.”
Evan
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