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TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS

TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS

Titel: TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neu Tiffany
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genommen, doch zwei Tage später war er aus seinem Ladenbüro verschwunden gewesen, ohne eine Adresse zu hinterlassen.
    Und er war nur der Erste von vielen gewesen, die nach und nach ihr mühsam zusammengespartes Geld mitgenommen hatten, aber dieses Problem war inzwischen gelöst. Sie hatte nämlich keines mehr. Mit den letzten Dollars hatte sie das Busticket von Springfield, Missouri, nach Phoenix gekauft.
    „Mein Vater …“ Ihre Stimme versagte, und vor Scham und Wut stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    Nein. Sie würde nicht weinen! Ihre russischen Vorfahren waren heißblütige Aristokraten gewesen, ihre irischen Vorfahren heißblütige Rebellen. Sie würde diesem sadistischen kleinen Bürokraten – diesem schielenden Wiesel! – nicht die Genugtuung geben, wie ein kleines Kind vor ihm loszuheulen.
    Sie hielt einen Augenblick die Luft an und betete um Gelassenheit. „Mein Vater ist Amerikaner.“
    Mr. Potter sah sie kalt über den Rahmen seiner Lesebrille hinweg an. „Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viele Menschen mir das jeden Tag erzählen, Ms. Mikhailova?“
    „In meinem Fall ist es aber die Wahrheit.“
    „Das sagen alle anderen auch.“ Abrupt schlug er ihre Akte zu und machte damit all ihre Hoffnungen und Träume zunichte. „Sie haben bis Mittwoch, zehn Uhr, Zeit, die nötigen Dokumente vorzulegen, um Ihre Behauptung zu beweisen. Wenn Sie das nicht können, wird am folgenden Tag ein Ausweisungsantrag gestellt. Und dann, Ms. Mikhailova, wird man Sie ins nächste Flugzeug zurück nach Russland setzen.“ Nach einer Notiz in seinem Kalender schob er ihre Akte zurück in den Schrank.
    Für ihn war der Fall abgeschlossen.
    Ihr Leben war ruiniert. Einfach so.
    „Müssen Sie denn den Termin so kurzfristig setzen?“
    Er seufzte, nahm die Brille ab und sah sie konsterniert an. „Wir hatten das alles doch schon mal. Sie bekamen ein befristetes Visum, damit Sie Ihren angeblichen Vater …“
    „Er ist nicht angeblich.“ Ihr plötzlicher Gefühlsausbruch, den sie nun nicht mehr unterdrücken konnte, brachte etwas Farbe in ihre bislang zu blassen Wangen. Sie reckte das Kinn, um zu zeigen, dass er diesen alles entscheidenden Punkt nicht anzweifeln durfte. „Mein ganzes Leben lang hat meine Mutter mir Geschichten über meinen Vater erzählt.“Aufregende, wunderbare Geschichten, in denen der schneidige amerikanische Reporter, der ihre Mutter verführt und sie im kalten Leningrader Winter warm gehalten hatte, wie ein Held wirkte.
    „Ja, und vermutlich waren das alles auch nur Geschichten“, schnaubte Potter verächtlich.
    Es war nicht das erste Mal, dass er diese Möglichkeit in Erwägung zog. Vorher hatte Sasha dabei immer brav ihren Mund gehalten, um nicht noch mehr Ärger zu bekommen. Diesmal aber dachte sie, dass sie nun nichts mehr zu verlieren hätte.
    „Meine Mutter, Mr. Potter, hat nicht gelogen.“ Maya Mikhailova war die ehrlichste und liebenswürdigste Frau gewesen, die Sasha je gekannt hatte. Seit ihrem Tod vor achtzehn Monaten war kein Tag vergangen, an dem Sasha nicht ihren Rat vermisste. Ihre Wärme. Ihre Liebe.
    „Das ist nicht der Punkt.“ Er wischte ihr Argument mit einer Handbewegung fort wie ein lästiges Insekt. „Der Punkt ist, Ms. Mikhailova, dass Sie das ganze letzte Jahr über nie länger als neunzig Tage an einem Ort geblieben sind …“
    „Ich musste doch weitersuchen.“
    Er runzelte unmutig die Stirn. „Vielleicht wollten Sie Ihre Spuren verwischen?“ Diese Anschuldigung war natürlich ungeheuerlich. Und Sasha hörte sie nicht zum ersten Mal.
    „Ich habe nichts zu verbergen.“
    „Das sagen Sie . Ich denke da anders.“ Er sah sie blasiert an. „Und unglücklicherweise neigt die Regierung der Vereinigten Staaten eher dazu, einem vereidigten Immigrationsbeamten zu glauben als einer Ausländerin, die die Gesetze dieses Landes umgehen möchte, indem sie sich unter die einheimische Bevölkerung mischt.“
    Bei seinem gemeinen, überheblichen Grinsen juckte es Sasha erneut in den Fingern. Sie presste ihre Hände zusammen, um der Versuchung zu widerstehen, ihm ins Gesicht zu schlagen. Darüber würde er sich womöglich noch freuen, weil er sie dann sofort ausweisen könnte.
    Mr. Potter stand auf und signalisierte damit das Ende ihres Gesprächs. „Zehn Uhr am kommenden Mittwoch“, erinnerte er sie. „Sie sind natürlich berechtigt, sich einen Anwalt zu nehmen, der Sie vertritt.“
    Heute war Freitag. Damit hatte sie nur noch vier Tage Zeit. Sashas Kopf dröhnte.

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