TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS
dem Briefpapier des Hotels und ging zur Lobby.
Auf dem Weg dorthin hörte sie jedoch Geräusche aus einem angrenzenden Saal dringen, die sie neugierig machten. Sie lugte hinein und staunte. Es war genau wie „Leaving Las Vegas“.
Glitzernde Kristalllüster hingen von der Decke, goldene Säulen umgaben den Raum, an den Wänden hingen prachtvolle Bilder, und der Teppich war weinrot und goldfarben. Spielautomaten ratterten, Stimmen schwirrten, und hin und wieder erklang ein Aufschrei der Verzückung oder der Verzweiflung.
Sasha fand es wahnsinnig aufregend. So aufregend, dass sie nicht wiederstehen konnte und hineinging.
„Hier, schöne Frau.“ Ein Mann mit einem roten Fez stand auf und gab ihr eine silberne Münze. „Ich sitze hier seit einer Stunde und hab’ nicht das Geringste gewonnen. Vielleicht haben Sie mehr Glück.“
„Glück?“ Sasha musterte die Münze in ihrer Hand. Sie war jetzt ein Jahr in Amerika und hatte solch ein Geldstück noch nirgends gesehen. „Ich verstehe nicht.“
„Bei den Spielautomaten.“ Der Mann betrachtete sie eingehend. „Sie sind wohl nicht von hier, oder?“
„Nein. Ich komme aus Phoenix, Arizona.“
„Ich meine, davor.“
„Ach so.“ Sie nickte. „Ich stamme aus St. Petersburg. Russland.“
Nun nickte er. „Deshalb klingen Sie also wie Natasha.“ Und als sie ihn verständnislos anstarrte, fügte er hinzu: „Aus den Sonntagmorgen-Cartoons im Fernsehen. Aber das ist nicht so wichtig. Wollen Sie Ihr Glück versuchen?“
„Ich fürchte, ich habe in letzter Zeit nicht besonders viel Glück gehabt“, meinte sie und seufzte.
„Ich auch nicht“, erwiderte er. „Aber vielleicht bringen wir uns ja gegenseitig Glück. Ich heiße übrigens Ben Houston und komme aus Dallas, Texas.“
Sasha reichte ihm die Hand. „Ich bin Sasha.“ Sie musterte ihn etwas eingehender. Er war wohl Mitte fünfzig, hatte silbergraues Haar unter seinem roten Fez und freundliche blaue Augen. Nein, er wirkte auf keinen Fall gefährlich. Außerdem waren sie hier ja nicht allein. Der Saal wimmelte vor Leuten, die sich anscheinend alle prächtig amüsierten. Sasha spürte eine Energie von ihnen ausgehen, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte.
Es war schon so lange her, seit sie einmal richtig Spaß gehabt hatte, dass sie Ben Houstons Angebot nicht widerstehen konnte.
„Ich denke, ich würde es gern versuchen, Mr. Houston.“
„So ist’s recht! Und ich heiße Ben. Nun wollen wir diesen unglückseligen Spieldollar mal loswerden, und dann überlegen wir uns, was wir als Nächstes spielen.“
Sasha steckte die Münze in den Schlitz des nächsten Spielautomaten und betätigte den Hebel an der Seite. In der Mitte des Automaten drehten sich die drei Walzen hinter den Sichtfenstern so schnell, dass sie die Bilder und Zahlen nicht erkennen konnte.
Dann stoppte im ersten Fenster die Sieben. Im zweiten erschien kurz darauf ebenfalls eine Sieben. Und dann im dritten auch.
Ehe Sasha fragen konnte, was nun geschehen sollte, fingen Glocken zu läuten an, der Automat blinkte auf, und ihr Begleiter klopfte ihr anerkennend auf den Rücken.
„Alle Achtung, Mädchen!“, rief er. „Sie haben den Jackpot geknackt.“
„Den Jackpot geknackt?“ Sasha musste schreien, weil in diesem Augenblick Hunderte von Münzen unten aus dem Automaten auf ein Tablett prasselten. „Ist der Automat jetzt kaputt?“
„O nein, alles ist in Ordnung“, beruhigte Ben sie. „Sie haben gewonnen! Das gehört Ihnen. Alle Achtung, ich wusste doch, dass Sie ein Glückskind sind.“
Eine Gruppe von Menschen hatte sich um sie herum versammelt, applaudierte und gratulierte, während das Geld weiter wie ein silberner Wasserfall aus dem Automat strömte. Als es vom Tablett rutschte, hielt ihr jemand einen Becher hin. Dann der nächste. Und noch einer. Und immer noch rann das Geld aus dem Automaten.
Eine Frau in weißem Smokinghemd, engen Shorts und schwarzer Netzstrumpfhose kam mit einer grünen Flasche und zwei tulpenförmigen Gläsern.
„Für Sie“, sagte sie und hielt Sasha eines der Gläser entgegen. „Ein Geschenk der Geschäftsleitung mit den besten Glückwünschen.“
Immer noch verwirrt und die Hände voller Münzen, blickte Sasha hilfesuchend zu ihrem Begleiter.
„Das ist Champagner“, erklärte Ben.
„Ah!“ Sie nickte. „Davon habe ich schon gehört. Aber noch nie getrunken.“ In Russland war er so teuer gewesen, dass nur hochgestellte Parteimitglieder und Regierungsbeamte ihn sich hatten leisten
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