Tiffany Sexy Band 83
zu fliegen ist nicht dasselbe wie aus einem Flugzeug zu springen. Genau genommen lassen sich diese beiden Aktivitäten überhaupt nicht miteinander vereinbaren.“ Sie zögerte eine Sekunde, bevor sie hinzufügte: „Manche Dinge lässt man lieber bleiben.“
Er musterte sie nachdenklich. „Und manchmal muss man etwas wagen und einfach springen.“
Na, das war ja eine interessante Aufforderung. Ihr fielen die verschiedenen Gelegenheiten ein, wenn Caleb zu Hause gewesen war. Jedes Mal, wenn sie einen Schritt auf ihn zugemacht hatte, war er zurückgewichen, aber wenn sie sich zurückzog, war er auf sie zugekommen. Das kam einem regelrechten Tauziehen gleich, was ihr bis jetzt noch gar nicht so richtig bewusst gewesen war. Und sie bezweifelte, dass Caleb dieses Spiel schon durchschaut hatte, denn noch vor einer Stunde war er dankbar für Kents Unterbrechung gewesen. Jetzt versuchte er dagegen, ihre ablehnende Haltung aufzuweichen.
Sie straffte die Schultern. War es denn nicht möglich, dass sie zur selben Zeit einmal dieselbe Position einnahmen? „Wenn man eine Person aus dem Flugzeug hinausschubsen muss, ist es vielleicht besser, sie gleich auf der Erde zu lassen.“
„Du könntest einen Tandemsprung mit mir zusammen machen“, schlug Caleb vor. „Wir gurten uns aneinander und springen dann gemeinsam.“
Kent schnaubte. „Sie wird vom Pech verfolgt. Am Ende zieht sie dich mit sich in den Abgrund, Caleb.“
„Ich bin gar nicht vom Pech verfolgt“, widersprach sie ihrem Bruder erbost.
„Dann denk mal an die Jeans im Herd.“
Shay nahm die Flasche Wein und stellte sie zu den anderen Geschenken, weil sie unbedingt ihre Hände beschäftigen musste, damit sie nicht auf ihren Bruder einschlug. Trotzdem konnte sie nicht den Mund halten. „Stimmt ja“, sagte sie ironisch. „Ich bin vom Pech verfolgt. Jetzt sehe ich das auch ganz deutlich. Ich werde mit irgendeinem schicken Gurt an Caleb gebunden sein, aber der Fallschirm wird sich nicht öffnen. Dann werden wir beide auf den harten Boden aufprallen und einen schrecklichen Tod sterben.“
„Liebe Güte“, unterbrach Sharon sie. „Lasst uns bitte nicht über so etwas reden! Endlich ist Caleb zu Hause und nicht mehr in Kriegsgebieten unterwegs. Jetzt will ich nicht anfangen über die Gefahr nachzudenken, dass jemand von euch zu Tode stürzen könnte.“
„Niemand wird zu Tode stürzen“, versicherte Shay. „Caleb weiß doch, was er macht. Mal abgesehen von seinem Vorschlag, dass ich mit ihm springe. Aber zum Glück habe ich genug gesunden Menschenverstand für uns beide. Einen Tandemsprung ziehe ich nämlich nicht einmal in Betracht.“ Sie nahm erneut die Weinflasche und hielt sie hoch. „Ich stelle diesen Wein jetzt kühl für den Fall, dass ihr später etwas davon trinken wollt.“ Sie hob vielsagend die Brauen. „Sobald du und Dad alleine seid.“ Mit diesen Worten wandte sie sich zum Haus.
Inzwischen war die Badezeit vorbei, und ihre Rettungsschwimmerdienste wurden nicht mehr gebraucht. Vielleicht sollte sie eine rasche Dusche nehmen und sich etwas anderes anziehen. Halb nackt herumzulaufen war in Calebs Nähe nicht gerade hilfreich. Sie war noch nicht allzu weit gegangen, als sie ein Kribbeln im Rücken spürte. Im selben Moment wusste sie, dass Caleb ihr folgte. Sie konnte ihn spüren. Das war schon immer so gewesen.
„Warte“, sagte er. „Ich helfe dir.“
Als sie die Terrasse erreichte, von der aus man in die Küche kam, holte er sie ein.
„Was willst du denn, Caleb?“, fragte sie. „Ich brauche keine Hilfe, um eine Flasche Wein kühl zu stellen. Ich dachte, wir wollten einander aus dem Weg gehen.“
„Komisch“, sagte er. „Ich erinnere mich, dass du etwas über Adam und Eva und einem verbotenen Kuss gesagt hast, über den ich schon seit einer Stunde nachdenke.“ Er öffnete die Terrassentür für sie und bedeutete ihr mit einer Geste, einzutreten. „Ladies first.“
„Da gibt es gar nichts zum Nachdenken. Du erinnerst dich bestimmt auch noch daran, wie die Geschichte mit Adam und Eva endet. Adam aß vom Apfel und verdammte damit die gesamte Menschheit. Dich zu küssen wäre also so unvernünftig wie ein Tandemsprung mit dir aus einem Flugzeug.“
„Ich bezweifle stark, dass wir irgendwelchen Einfluss auf die gesamte Menschheit ausüben“, sagte er. „Lass uns reingehen.“
Sie wollte etwas entgegnen, doch es war vermutlich besser, die Unterhaltung im Haus weiterzuführen, wo sie vor neugierigen Blicken sicher waren.
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