Tiffany Valentinsband Band 1
den Gemüsegarten. „Die Vögel haben es jetzt.“
Ihm wurde ganz übel, wenn er sich vorstellte, dass ihr wundervolles Haar jetzt vom Wind verweht war und Vögeln zum Nestbau diente. „Aber … warum?“
Sie zuckte die Schultern. „Zeit, sich von alten Gewohnheiten zu trennen. Gefällt es dir nicht?“
Nachdem er den ersten Schreck überwunden hatte, fiel ihm auf, dass ihr feingeschnittenes Gesicht ohne die voluminöse Mähne nun viel besser zur Geltung kam. Die hohen Wangenknochen, die kurze, gerade Nase, der schlanke, elegant geschwungene Hals … und das helle Blond der in die Stirn fallenden, kurzen Fransen hob das Kornblumenblau ihrer Augen stark hervor. Sie war umwerfend, wie ein Laufstegmodel, und nach wie vor die erotischste Frau, die er je gesehen hatte. „Doch … es gefällt mir.“
Ihre Blicke trafen sich. Bilder von der Nacht, die sie zusammen verbracht hatten, standen plötzlich vor seinem geistigen Auge, und es zuckte ihm in den Fingern diese wunderschöne Frau mit der knabenhaften Frisur zu berühren, zu küssen, sie zu Boden zu werfen und …
Sie wandte den Blick ab und brach damit den Bann. „Wie auch immer. Wie du sehen kannst, wird mich niemand mehr fragen, ob ich Mane Squeeze vertrete.“
Sie schien ihr Haar absichtlich schneiden haben lassen, weil sie sich nicht mit Mane Squeeze identifizieren wollte, wenn es nicht mehr mit Barber zu tun hatte. Andrew nickte. „Da hast du recht.“
Summer räusperte sich. „Ich traf Tessa neulich in der Stadt. Sie sagte, der Abschluss mit dem Nationalpark stünde kurz bevor.“
„Das stimmt.“
„Kommst du wieder her, wenn es so weit ist?“
„Nein, der Papierkram kann auch aus der Ferne erledigt werden.“
Sie nickte und atmete tief durch. Erleichtert?
Hinter Summer miaute es laut, dann kam ihre Katze in Sicht. Der Perser schimpfte in Trumans Richtung, bis der Hund den Schwanz einzog und die Ohren hängen ließ.
„Schscht, Gabby“, machte Summer, dann sah sie lächelnd zu Andrew hoch. „Ich glaube, eigentlich wird sie ihn sehr vermissen.“
Gabby widersprach mit einem lauten Miauen, dann drehte sie sich um und schritt mit erhobenem Schwanz von dannen.
Winselnd sah Truman zu Andrew auf.
„Ich glaube, das ist unser Stichwort. Gehen wir?“, sagte er zu dem Hund.
„Ich schätze mal, wir werden uns nicht wiedersehen“, sagte Summer. Sie klang völlig gelassen; was sie wirklich dachte, konnte er nicht erkennen.
„Vermutlich nicht“, stimmte er zu.
„Tja, dann … gute Fahrt.“ Sie neigte sich vor und umarmte ihn freundschaftlich, ließ ihn aber schnell wieder los und deutete schief lächelnd auf ihr Haar. „Zumindest kann ich mich jetzt nicht mehr an dir verheddern.“
Während er diese Aussage noch zu deuten versuchte, bückte sie sich zu dem Hund und nahm ihn in den Arm. „Machs gut, mein Junge. Ich werde dich jeden Tag vermissen.“
Truman bellte und leckte ihr über das Gesicht. Kluger Hund.
Andrew wollte noch irgendetwas sagen … dass es schön gewesen war, dass er ihr viel Glück wünschte, aber alles, was ihm einfiel, klang hohl und gönnerhaft. Wie Summer schon gesagt hatte, war es ihr gut gegangen, bevor er hergekommen war, und es würde ihr auch gut gehen, wenn er wieder weg war.
Stattdessen hob er nur eine Hand, winkte Summer zum Abschied und ging zum Auto. Er konnte ihren anklagenden Blick geradezu in seinem Rücken spüren. Sie war der Meinung, dass er seine Vergangenheit, die Wünsche seines Vaters verriet. Dass er auch sie hängen ließ.
Andrew redete sich ein, dass ihm das egal war, und startete den Wagen. Langsam fuhr er die gewundenen Straßen entlang, die aus Tiny hinausführten. Er warf einen letzten Blick auf den Ort, an dem er sich als junger Mann so eingeengt gefühlt hatte. Es war eine hübsche Stadt mit einer stabilen Gemeinschaft und freundlichen Menschen.
Aber er gehörte nicht mehr hierher.
Während er durch die Einkaufsstraße fuhr, fiel sein Blick auf die Markisen vor den Läden und traute seinen Augen kaum. „Bis dann, Andrew!“, „Komm bald wieder, Andrew!“ und Ähnliches las er auf diversen Spruchbändern.
Andrew versuchte, den Knoten in seinem Hals hinunterzuschlucken. Aus der Kiste mit den Sachen seines Vaters schien ihn dessen Asche zu verspotten. In Manhattan wird dich niemand persönlich willkommen heißen.
Sehr wahr , gab er zu. Genaugenommen hatte wahrscheinlich nicht ein einziger Mensch in dieser großen Stadt überhaupt bemerkt, dass er weg gewesen war.
Als Truman ihn
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