Tiffany Valentinsband Band 1
Ende . Und das hatte er getan. Immer.
Außerdem hatte er bisher nur die Hälfte des Goldes gekriegt. Den Rest würde er erst zu Gesicht bekommen, wenn Ashlynn sicher in Riverdale angekommen war.
Also hatte er sie aufgespürt, sie beobachtet und so viel wie möglich über sie herausgefunden.
Er wusste, dass sie wunderschön war, keine Frage. Und sie sprach etwas tief in ihm an, mit dem er sich lieber nicht näher befassen wollte – immerhin war er für sie verantwortlich … ob sie das nun wusste oder nicht.
Außerdem lauerte da ein Hirn in dieser aufreizenden Hülle. Sie war ehrgeizig und hartnäckig wie ein Bluthund. Er wusste, dass sie Musik liebte, aber absolut nicht singen konnte, wusste, dass sie keine Pizza mochte – sonderbar – aber ohne mit der Wimper zu zucken kalte Dosenravioli verdrückte – noch sonderbarer. Und er wusste, dass sie einen Hang zu Disneyfilmen hatte – daher auch sein Wissen über ihre Gesangskünste; manchmal sang sie hinter verschlossener Tür, durch die er sie jedoch gehört hatte, ganze Szenen aus „Die Schöne und das Biest“. Diese Disneysache machte natürlich Sinn, wenn man bedachte, wo sie herkam. Die meisten aus Elatyria fühlten sich zu diesem Kram hingezogen, und wenn nur, um sich darüber aufzuregen, wie ihre Geschichte als Amüsement für eine ganze Zivilisation herhalten musste.
Noch eine Sache, die er über Ashlynn Scott wusste: Jemand war hinter ihr her. Jemand mit genug Geld, um ernst zu nehmende Schläger zu engagieren.
Zum Glück reiste er schneller als dieses beißfreudige Fräulein und hatte das Dorf schon vor ihr erreicht. Weshalb er nun hier war, um sie vor dem schlimmsten Fehler ihres Lebens zu bewahren – der dann wohl auch ihr letzter gewesen wäre.
Noch immer zappelte sie in seinem Griff. Drehte sich in seinen Armen, versuchte, ihm ihren Ellbogen in den Bauch zu rammen und ihm vors Schienbein zu treten. Zwar war er gute zehn Zentimeter größer als sie, doch sie besaß verflixt spitze Knochen. Morgen würde er überall blaue Flecke haben.
„Zwei von denen warten in der Schenke auf dich, ein weiterer patrouilliert um das Dorf herum“, knurrte er. „In ungefähr dreißig Sekunden kommt er dort um die Ecke. Würdest du jetzt bitte stillhalten?“
Sie erstarrte, drehte den Kopf und sah zu ihm auf. Im Licht des Vollmondes konnte er das dunkle Blau ihrer Augen erkennen und das Misstrauen in ihrem Gesicht. Sie sah ihn an, als sei er eine Kobra, die sich anbot, ihr mit ihren Giftzähnen einen Splitter herauszuziehen.
„Ich will dir nur helfen“, murmelte er und wich ihrem Blick aus. Er wollte gar nicht so genau wissen, wie blau ihre Augen waren. Oder darüber nachdenken, wie himmlisch ihre perfekt geformten Lippen schmecken würden. Oder wie seidig weich ihre langen, honigbraunen Haare sich anfühlen mochten, die über seinen Unterarm fielen.
Schon gar nicht, wie viel hübscher noch ihr Gesicht war, wenn er es so nah vor sich sah … selbst wenn sie ihn anblickte, als würde sie ihn mit Begeisterung auf dem nächstbesten Ast aufspießen wollen. Sicher, er hatte sie auf der Erde gesehen, aber niemals von so nah. Meistens hatte er sie nur durch die Wände ihres billigen Hotels belauschen können, wobei seine Fantasie das hinzufügte, was er mit seinen Sinnen noch nicht aufgenommen hatte.
Jetzt wusste er, dass seine Vorstellungskraft nicht annähernd der Frau gerecht wurde, die nun in Wirklichkeit an seinen Körper gepresst war. Und Raine hatte eine Menge Fantasie. Besonders, wenn es um die mysteriöse Ms Ashlynn Scott aus Riverdale ging.
Als er Schritte auf Steinpflaster hörte, zog er Ashlynn mit sich in die Hocke und hauchte ihr nur ein Wort ins Ohr. „Schau.“
Pünktlich auf die Sekunde kam ein stämmiger Kerl mit einem fiesen Messer am Gürtel um die Ecke. Ashlynn versteifte sich. Selbst mit seiner Hand über ihrem Mund gelang es ihr noch, einen Laut von sich zu geben. „Mmmpf.“
Leichtsinniges Frauenzimmer. Fester konnte er ihr den Mund nicht zudrücken, also suchte er nach anderen Mitteln, sie zum Schweigen zu bringen. Eins kam ihm spontan in den Sinn – darüber hatte er schon während seiner langen, einsamen Nächte fantasiert, wenn er sie hinter der Wand gehört und sich gefragt hatte, was sie wohl im Bett trug. Und was nicht . Trotzdem ließ er den Gedanken, sie zu küssen, lieber fallen. Ihm waren seine Lippen und seine Zunge lieb, und er würde darauf wetten, dass sie ihn biss, wenn er es versuchte.
Stattdessen
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