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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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»Niemand wird zum Spaß so abhängig, dass er für den nächsten Schuss Autos knacken oder seinen Körper verkaufen muss. Ich bin gegen den weichen Ansatz, aber man darf nicht vergessen, dass Abhängigkeit nur das Symptom eines anderen Problems ist, und wenn man das nicht aufspürt und aus der Welt schafft, kann man die Leute so hart oder weich anfassen wie man will, man erreicht gar nichts.«
    »Vielleicht braucht sie einen Psychiater.«
    »Na ja, was sie jedenfalls so wenig gebrauchen kann wie Zahnschmerzen, ist ein naiver Idealist.«
    Ich grinste und sagte: »Ich heiße Max. Vielleicht sollten wir unsere ersten Eindrücke fürs Erste ad acta legen.«
    Ich hörte kein Geräusch und öffnete die Tür. Eine Gestalt sauste kreischend an mir vorbei, so schnell und unerwartet, dass ich sie nicht zu fassen bekam. Die Krankenschwester streckte geistesgegenwärtig einen Fuß aus, und Tiffany knallte vornüber auf den Flurfußboden. Sie schrie vor Schmerz auf, versuchte sofort, auf allen vieren ihre Flucht fortzusetzen und keuchte und knurrte wie ein tollwütiger Hund, als die Krankenschwester sich ohne zu zögern auf sie warf und sie zu Boden drückte. Die Dielen knarzten unter Tiffanys krampfhaften Bewegungen. Ich schaute wie betäubt zu. »Willst du vielleicht in eine Zwangsjacke gesteckt werden?«, fuhr die Schwester sie an. Sie gab mir mit einer Hand ein Zeichen. »Meine Tasche!«
    Ich erwachte aus meiner Betäubung, griff nach der Tasche und half ihr, Tif am Boden zu halten, sodass sie die Hände frei hatte, um in ihrer Tasche herumzusuchen. Tif trommelte mit den Füßen auf den Boden wie in einem epileptischen Anfall. Sie trug die Kleidung, die ich letzte Nacht gewaschen und getrocknet hatte.
    Die Krankenschwester fand eine aufgezogene Spritze, drückte die Luft heraus und stach die Nadel ohne Umschweife durch den Pullover hindurch in Tiffanys Oberarm. Tif trat und zuckte, und wir hielten sie fest, bis ihre Bewegungen träger wurden und schließlich aufhörten. Ich sah, dass sich unter dem mausfarbenen Haar von Nina Keereweer Schweißtropfen auf ihrer schmalen Stirn gebildet hatten. Sie verkniff sich einen Kommentar, nickte mir jedoch ironisch zu.
    Wir trugen Tiffany ins Schlafzimmer und legten sie aufs Bett. Das Zimmer war ein einziges Chaos. Überall lagen Sachen herum. Durch die Gegend geschmissenes Bettzeug, Margas Trockenblumen, der glücklicherweise unbenutzte Eimer. Die karierte Gardine vor dem Dachfenster war heruntergerissen, und eine von Margas Vasen lag in Scherben zwischen den vom Waschtisch gefegten Hotelseifen.
    »Ich werde schon mit ihr fertig, Meneer Winter«, sagte die Krankenschwester.
    »Nennen Sie mich doch Max.«
    Sie nickte und wandte sich Tiffany zu. »Wie oft drückst du normalerweise? Bist du ausgeflippt? Wann war das?«
    Tiffany blickte mit glasigen Augen von ihr zu mir.
    »Das ist Nina«, sagte ich. »Sie wird sich um dich kümmern.«
    Tiffany zitterte, und es sah aus, als wanderten ihre Augen nach innen, wie man es manchmal bei Tieren erlebt, kurz bevor sie sterben. An der Wange blutete sie aus einer Schürfwunde, die sie sich bei dem Sturz auf den Boden zugezogen hatte. Ich tätschelte ihr die Hand.
    »Sie ist auf Turkey«, sagte Nina. »Sie lassen uns jetzt besser allein.«
    »Sie hat einen Splitter in der Hand«, murmelte ich und verließ das Zimmer.

5
     
    CyberNel, die umgeben von elektronischen Geräten an ihrem Arbeitstisch saß, machte einen so gesunden und herzerfrischend ausgeglichenen Eindruck, dass ich sie von ihrem Hocker zog und eine ganze Minute lang voller Dankbarkeit, Erleichterung und auch ein wenig Lust an mich drückte. Ich küsste ihre herbstbraunen, kurz geschnittenen Haare und die Sommersprossen auf ihrer Nase.
    »Was ist denn los?«, fragte sie mich.
    »Ach, du bist so schön normal.«
    »Na ja, ist ja ein tolles Kompliment für eine Frau.«
    »Ach, so hab ich es doch nicht gemeint, ich meine, normal verglichen mit anderen.«
    »Das wird ja immer besser.«
    Ich grinste. »Ich freue mich, dich zu sehen, das ist alles. Vielleicht schreibe ich dir irgendwann mal einen Brief, in dem ich dir alles erkläre. Hast du vielleicht auch noch normale Eltern?«
    Ihre grünen Augen funkelten spöttisch. »Willst du sie um die Hand ihrer normalen Tochter bitten?«
    Ich hielt sie im Arm. »Erzähl mir von deinen Eltern.«
    »Sie gehen sonntags zur Kirche.«
    »Gut«, sagte ich begeistert. »Erzähl weiter. Sie wohnen in einem Dorf.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil du so

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