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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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besprechen?«
    Er kam zur Besinnung, schüttelte den Kopf und machte eine hastige Handbewegung. »Sorry, Jungs, ich muss …
    Zehn Minuten, okay?« Er klang ein bisschen heiser und hatte sich eindeutig für einen Gesichtsausdruck entschieden, obwohl er versuchte, seine Unruhe vor den anderen zu verbergen.
    Seine Kommilitonen standen mit spöttischem Grinsen auf. »Der Meneer möchte bestimmt eine Belohnung haben«, meinte der Mischling und fügte viel sagend hinzu: »Wir sind bei Tim, falls du uns brauchen solltest.«
    Ich schloss die Tür hinter ihnen. Joris sah, dass ich den Schlüssel umdrehte, und seine Augen huschten hin und her. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Wir versuchen, einen Mordfall aufzuklären«, sagte ich.
    »Mord?«
    »Ja, an einer Prostituierten.«
    Er fing an zu stottern. »Damit habe ich nichts zu tun, ich habe sie aus dem Auto geworfen, das ist alles … Als ich losgefahren bin, habe ich gesehen, wie sie an einer Tür geklingelt hat …« Er schwieg abrupt und starrte mich mit aschfahlem Gesicht an.
    Ich schenkte ihm mein kühlstes Lächeln. »Nicht besonders schlau, für einen Jurastudenten. Dich möchte ich nicht als Rechtsanwalt haben. Wie hieß denn das Flittchen?«
    »Tiffany.« Joris holte tief Luft. »Ich habe ihr nichts getan.«
    »Dann brauchst du dir ja auch keine Sorgen zu machen. Aber ich glaube, es ist das Beste, wenn du mir offen und ehrlich erzählst, was genau passiert ist.«
    Mein väterlicher Ton schien ihn einigermaßen zu beruhigen. »Es war dumm von mir, sie aufzugabeln, ein Riesenfehler. Es hat Streit gegeben, und da habe ich sie aus dem Auto geworfen, das war alles. Ich habe mir schon gedacht, dass sie mir meine Brieftasche geklaut hat. Gut, dass ich sie wiederhabe.« Er streckte die Hand nach der Brieftasche aus, als sei jetzt alles in Ordnung. Er fragte mich nicht nach meinem Ausweis, was ebenfalls nicht gerade von juristischem Scharfsinn zeugte. Ich gab ihm die Brieftasche.
    Joris wandte sich damit ab. Ich sah, wie sich seine Schultern strafften.
    »Fehlt etwas?«, fragte ich.
    Er sank in einen der Rauchsessel. Sein Gesicht nahm die ungesunde Farbe von Brotteig an.
    »Ich meine nicht das Geld.« Ich setzte mich auf die Armlehne des Sessels neben ihm, und er ließ willenlos zu, dass ich ihm die Brieftasche aus den Händen nahm. »Dass das Geld weg ist, damit musstest du rechnen. Aber was fehlt sonst noch?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    »Du hast dich mit deinem Vater wegen nichts gestritten?«
    Er wandte mir mit einem Ruck das Gesicht zu. Aus seinen Augen sprach große Angst. »Haben Sie mit meinem Vater gesprochen?«
    »Du hast dir sein Auto geliehen. Und seinen Aktenkoffer.«
    Seine Stimme erhöhte sich um eine halbe Oktave. »Weiß er, dass Sie hier sind?«
    Ich packte ihn an den Haaren und zog seinen Kopf nach hinten. Es wurde Zeit für ein wenig Einschüchterung. Er hatte dasselbe dünne, schwarze Haar wie seine Schwester. »Warum beantwortest du nicht einfach meine Fragen?«
    Er verzog vor Schmerz das Gesicht. »In Ordnung. Lassen Sie mich los. Was wollen Sie?«
    »Du wirst des Mordes verdächtigt, oder zumindest der Beihilfe zum Mord«, sagte ich. »Ich nehme an, du hast lange genug Jura studiert, um zu wissen, was das bedeutet.«
    Er schüttelte den Kopf, und ich zog ein bisschen fester, sodass ihm die Tränen in die Augen traten. »Ich weiß nichts von einem Mord«, stammelte er.
    »Ich weiß, was fehlt«, sagte ich. »Aber ich will es von dir hören.«
    Er flüsterte: »Ein Schlüssel.«
    »Wovon?«
    »Von einem Gepäckschließfach.«
    »Einem Bahnhofsschließfach? An welchem Bahnhof?«
    Er zögerte einen Augenblick lang. »Hauptbahnhof.«
    »Kannst du dich an die Nummer des Schließfachs erinnern?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht so darauf geachtet.«
    »Und was ist drin?«
    »Der Aktenkoffer meines Vaters.«
    »Und was steckt darin?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Er fuhr erschrocken zurück, als ich plötzlich sein Haar losließ, als erwarte er, dass ich ihn jetzt schlagen würde. Ich hatte nicht wenig Lust, ihm eine Abreibung zu verpassen, schon wegen Tiffany. Der Inhalt des Koffers hätte mir egal sein können, wenn dafür nicht eine unschuldige kleine Nutte ermordet worden wäre, die Tiffany hätte sein können. »Aber du hast den Koffer doch in das Schließfach gestellt?«
    Er nickte.
    »Obwohl du nichts wusstest, was drin war? Was ist das denn für ein Blödsinn? Warum hast du ihn dann überhaupt in ein Schließfach getan?«
    »Ich

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