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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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unverdorben bist.«
    Sie kicherte leise. »Du ahnst ja nicht, was in Feerwerd nach der Schule abgeht.«
    »Du kommst aus Friesland?«
    »Ach du meine Güte, schon wieder so ein Erdkunde-Spezialist. Du riskierst ein blaues Auge, wenn du die Leute in Feerwerd als Friesen bezeichnest. Dort wohnen die einzig vernünftigen Leute überhaupt: Groninger.«
    »Bitte vielmals um Entschuldigung.«
    »Meine Mutter singt im Kirchenchor. Mein Vater ist Fahrradmechaniker, er betreibt ein kleines Geschäft und eine Werkstatt, in der er Fahrräder repariert. Er hat mir alles beigebracht, Felgen richten, Sättel einstellen, Bremszüge spannen, Dynamos montieren, Schläuche flicken.«
    »Und Computer reparieren?«
    »Hast du jemals einen Computer von innen gesehen?«
    »Ich verstehe ja noch nicht mal, wie ein Wecker funktioniert.«
    »Du würdest dich wundern. Es steckt fast nichts darin. Mein Vater könnte das sofort, es ist nicht schwieriger, als ein Fahrrad auf Vordermann zu bringen. Was willst du mir denn in deinem Brief erklären?«
    Ich ließ sie los. »Ich habe mich einfach nach einem Gespräch mit einer normalen Tochter gesehnt, um nicht den Verstand zu verlieren.«
    »Stets zu Diensten«, sagte CyberNel.
    Sie setzte Kaffee auf, und ich erzählte ihr von der dicken Tochter des Generals und der heroinsüchtigen Tochter unbekannter Eltern. Noch während ich sprach, fiel mir ein, dass die beiden möglicherweise viel gemeinsam hatten in Anbetracht der extremen Art, in der sie ihre Probleme zu kompensieren versuchten. Vielleicht ähnelten sich sogar die Gründe, weshalb sie so verkorkst waren.
    »Außerdem hat mir der Hehler einen Besuch abgestattet«, erzählte ich schließlich. »Er wusste, wo ich wohne, also kann ich vorläufig nicht nach Hause zurück.«
    Nel erschrak und verteidigte sich: »Ich konnte ja nicht ahnen, was noch alles dahinter steckt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das weiß ich ja. Es macht sowieso nichts, weil sie mein Autokennzeichen haben. Ich krieche solange in Margas Bauernhof unter, da ist auch Tiffany in Sicherheit.«
    »Pass bloß auf«, sagte sie. »Schließlich hast du keine Ahnung von Drogen.«
    »Die Krankenschwester meinte, gesunder Menschenverstand sei schon viel wert. Ich folge einfach ihren Instruktionen.«
    Nel drückte ein paar Tasten, bevor sie sich mit ihrem Kaffee zu mir an den abgenutzten Tisch setzte. Hier und da leuchteten grüne und rote Lichter und eine Walt-Disney-Figur hüpfte als Bildschirmschoner herum. Nel trug ihre übliche Kombination aus schwarzen Jeans und einem schwarzen Jeanshemd, dessen oberste Knöpfe offen standen und den Blick auf hübsch geschwungene Schlüsselbeine, gesunde Groninger Haut und attraktive Wölbungen freiließen. Sie verdiente mit ihren Computerprogrammen genug, um es sich leisten zu können, mein Angebot einer gleichberechtigten Partnerschaft bei der Firma Winter ausschlagen zu können, doch andererseits löste sie immer mehr technische Probleme für mich und erledigte den größten Teil der Recherchearbeiten. Trotz unserer ersten und bisher einzigen Liebesnacht in einem Hotel im verregneten Antwerpen waren wir die besten Freunde geblieben. Nel war mehr, als ich verdiente, und ich freute mich stets, sie zu sehen.
    »Haben wir einen Fall?«, fragte sie.
    »Den Mord an einer Prostituierten.«
    »Das ist Sache der Polizei. Niemand hat uns mit der Untersuchung beauftragt. Wir haben überhaupt keinen Auftraggeber außer dem Bruder von Gerben Brakman.«
    »Hast du daran weitergearbeitet?«
    »Ich werde mich selbst heute Abend in dieses Krankenhaus einschmuggeln.«
    Ich nickte. »Meine Bordsteinschwalbe wäre um ein Haar entführt worden, und vielleicht hätte man sie auch längst umgebracht. Fleur war die Falsche.«
    »Du bist also dein eigener Auftraggeber. Das ist die sicherste Methode, reich zu werden.«
    Nel hatte natürlich Recht. Die Sache ging mich im Grunde nichts an, und von Prostituierten erwartete man, dass sie selbst sahen, wie sie zurechtkamen. Das Problem war, dass meine Prostituierte das nicht konnte. »Ich bin einfach neugierig«, sagte ich. »Wir knien uns rein. Wenn du es schaffst, Brakman zufrieden zu stellen, gehört das gesamte Honorar dir.«
    »Deine Komplimente eben haben ja schon zu wünschen übrig gelassen, jetzt werde nicht auch noch beleidigend«, erwiderte sie pikiert. »Wenn ich Geld verdienen will …«
    Ich gab ihr einen Kuss. »Fang doch einfach bei General Otto Grimshave an. Vielleicht stolperst du über irgendetwas.«
    Nel

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