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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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musste ihn für ein paar Tage loswerden und irgendwo an einem sicheren Ort unterbringen …«
    Ich packte ihn wieder an den Haaren und schlug ihn mit dem Kopf an die Rückenlehne des Rauchsessels. »Langsam verliere ich die Geduld«, sagte ich. »Ich werde nicht eher gehen, als bis du mir genau erzählt hast, was hier los ist. Ich habe meinen Partner absichtlich nicht mitgenommen, um dir ungestört die Knochen brechen zu können. Du leihst dir doch nicht den Aktenkoffer deines Vaters aus, um ihn leer in ein Schließfach zu stellen. Was ist in diesem Koffer drin?«
    »Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.« Wieder liefen ihm Tränen aus den Augen, und die Pickel hoben sich allmählich rot von seiner teigigen Haut ab. Ich zog ihn an den Haaren aus dem Sessel. Als er die Hände hochnahm, um mich an den Handgelenken zu fassen, versetzte ich ihm mit der Kante meiner freien Hand einen Schlag in die Nierengegend.
    Ich verabscheue polizeiliche Gewalt, außer der manchmal notwendigen verbalen, und ich schämte mich vor mir selbst, vor allem, weil er ein so leichtes Opfer war. Ich ließ ihn also los, und er fiel zwischen Tisch und Sessel zu Boden. Als ich mich über ihn beugte, kroch er in sich zusammen wie eine Schildkröte in ihren Panzer und jammerte: »Drogen!«
    Ich richtete mich auf. Drogen? Ging es darum? Auch bei dem Streit mit seinem Vater? Der Vater, der Angst hatte, dass sein makelloser Ruf ruiniert würde? Sohn handelt mit Drogen? Musste deswegen eine Prostituierte sterben?
    »Gehören die Drogen dir?«
    Er presste eine Hand auf sein Zwerchfell, zog sich mit der anderen in Sitzposition und lehnte sich an den Sessel. »Unserer Studentenvereinigung. Sie waren für eine Party bestimmt.«
    »Hat dein Vater davon Wind bekommen? Habt ihr euch deshalb gestritten?«
    Joris schüttelte den Kopf. »Ich dachte, der Koffer wäre leer gewesen«, stotterte er.
    Ich beugte mich über ihn, zog ihn an den Schultern hoch und schmiss ihn in den Sessel. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest«, sagte ich. »Ich glaube, ich verfalle gleich in eine gewalttätige Form des Wahnsinns. Am besten, du fängst jetzt sofort mit deinem Plädoyer an, und zwar von A bis Z, so als würdest du einem debilen Staatsanwalt im Gerichtssaal deinen Fall auseinander setzen. Ich höre.«
    Er wischte sich mit einem Taschentuch über das Gesicht. »Ich hatte mir den Aktenkoffer geliehen, um …«
    »Um die Drogen hineinzupacken.«
    Er nickte. »Ich habe ihn in ein Schließfach gestellt und den Schlüssel in meine Brieftasche gesteckt, aber diese Scheißhure …«
    Ich unterdrückte meine Wut. »Okay. Also die Brieftasche war weg. Wie ging es weiter?«
    »Als ich nach Hause kam, war mein Vater außer sich. Ich dachte, der Koffer wäre leer gewesen, ich hatte alles rausgeholt, aber offenbar hatte ich doch noch etwas übersehen.«
    »Was denn?«
    »Das haben sie mir nicht verraten. Er wollte den Koffer sofort wiederhaben. Da habe ich erst gemerkt, dass meine Brieftasche weg war. Dieser andere Mann ist mit mir nach draußen gegangen, und ich habe ihm das mit dem Kokain und der Nutte erklärt.«
    »Welcher andere Mann?«
    Er schüttelte den Kopf. »Er hat mir nur seinen Vornamen genannt, Theo.«
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Normal … Ich weiß nicht. Ich hatte Angst vor ihm. Ich musste mit ihm in sein Auto steigen …«
    »Was für ein Auto war das?«
    »Ein dunkelblauer Renault.«
    »Kein Mercedes?«
    »Nein, ich selbst musste ihn zurückfahren, es war ein Renault.«
    »Von wo aus musstest du ihn zurückfahren?«
    »Ich habe ihm die Straße gezeigt, wo ich die Nutte rausgeworfen hatte. Er ist zu dem Haus gegangen, an dem ich sie hatte klingeln sehen. Danach sind wir nach Amsteldijk gefahren. Da wollte er aussteigen. Ich sollte das Auto zurückfahren und dann ins Bett gehen, ich würde noch von ihm hören.«
    »Und, hast du von ihm gehört?«
    Wieder schüttelte er den Kopf. »Ich bin sofort in meinen Saab gestiegen und zurück nach Leiden gefahren.«
    »Wo ist Theo ausgestiegen?«
    »An der Torontobrücke.«
    Von da aus waren es nur ein paar Minuten zu Fuß bis zum Parkhotel und dem Mercedes. Ich schaute Joris Grimshave an. Ich war überzeugt, dass er alles ausgespuckt hatte, was er wusste. Er war ein Penner, genauso ein missratener Generalsspross wie seine Schwester Flora. Ich gab ihm die Brieftasche zurück, die ich jetzt nicht mehr brauchte. Genauso wenig wie diesen Jungen.
    »Für Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz ist eine andere

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