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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Abteilung zuständig«, sagte ich. »Ich kann die Jungs informieren, und dann kriegst du einen Haufen Ärger. Aber ich kann die ganze Sache auch vergessen, denn mir geht es um etwas anderes.«
    Er war zu verängstigt, um zu antworten.
    »Sind deine beiden Freunde auch in der Studentenvereinigung? Wissen sie schon, dass sie ihr Geld los sind und nichts dafür bekommen werden?«
    »Ich habe es ihnen noch nicht erzählt«, quiekte er. »Ich dachte, vielleicht …«
    Ich unterbrach ihn höhnisch. »Was denn? Dass dein dankbarer Vater dir die Drogen zurückgibt, wenn er seinen Aktenkoffer wiederfindet?«
    Wieder krümmte er sich zusammen, in dem Bewusstsein, bis zum Hals in Problemen zu stecken. Er musste zwar keinem Mafiaboss erklären, dass er sowohl das Geld als auch die Drogen verbummelt hatte, aber Leidener Studenten konnten ebenso unfreundlich sein, wenn man den Geschichten über ihre Initiationsriten Glauben schenken durfte. »Ist dieser Theo ein Freund deines Vaters?«
    »Ich weiß es nicht. Er hat meinen Vater mit Meneer angesprochen, aber vielleicht nur, weil ich dabei war. Ich bin ihm noch nie zuvor begegnet. Ich meine aber, ihn schon einmal auf einem Foto gesehen zu haben, auf dem auch mein Vater abgebildet war.«
    Ein Leibwächter? Ein Mann vom Sicherheitsdienst? »Wie sah er aus? Wie alt war er ungefähr?«
    »Sein Alter kann ich schlecht schätzen. Dunkle Haare, brauner Anzug. Er ist sehr stark. Er hat mir nur den Finger in den Nacken gelegt, hierher …« Joris zeigte auf die Stelle. »Und ich dachte, ich würde zu Boden gehen.«
    Ein Profi. »Könntest du herausfinden, wie er heißt und wo er wohnt?«
    »Ich wüsste nicht, wie.« Mit einem ängstlichen Blick registrierte er mein Stirnrunzeln. »Wirklich nicht. Meinen Vater kann ich nicht danach fragen.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass du ihn noch einmal wiedersehen wirst. Wenn du die Nummer des Schließfachs nicht mehr weißt, wird er dich bestimmt auffordern, es ihm zu zeigen. Könntest du das?«
    »Ungefähr vielleicht.«
    »Du solltest mit Theo oder deinem Vater besser nicht über mich reden.«
    Er atmete tief durch und sagte voller Widerwillen: »Mit meinem Vater rede ich sowieso nicht.«
    »Warum nicht?«
    Er saß eine Weile lang still da. »Er ist Soldat. Sein Vater war Soldat. Alles Soldaten, es lebe das Vaterland. Er hat sich nie viel aus uns gemacht.«
    »Aus dir und deiner Schwester?«
    Er fragte sich nicht, woher ich von seiner Schwester wusste. »Für ihn ist ein Jurastudium in Leiden etwas für degenerierten Adel oder zurückgebliebene Söhne neureicher Bauern.«
    Joris sah seinem Vater kaum ähnlich, wenn ich an dessen Foto an der Seite des früheren Verteidigungsministers dachte, das mit den Worten signiert war: Für Otto Grimshave, Held und Patriot. Ich dachte an Floras Bemerkung über Friseure und Bridgeabende. Vielleicht ähnelte er seiner Mutter, von der in der Eingangshalle kein Bild gehangen hatte. »Und du wolltest nicht General werden?«
    Er sah mich derartig frustriert an, dass ich fast Mitleid mit ihm bekam.
    Nina Keereweer stand mit ihrer Tasche in der Hand und ihrem Regenmantel über dem Arm unter dem Dach von Margas Bauernhof und schaute ungeduldig auf die Uhr. »Also, Meneer Winter, wenn das schon so anfängt …«
    »Ich heiße Max«, erinnerte ich sie.
    »Ich habe doch klar und deutlich gesagt, dass ich um sechs Uhr zurück in Amsterdam sein muss.«
    »Es wird nicht wieder vorkommen. Wie ist es gelaufen?«
    »Ich tue, was ich kann, aber wie ich schon sagte: Das Problem sitzt hier.« Sie tippte sich an die Schläfe. »Aber ich habe jetzt keine Zeit, mit Ihnen darüber zu reden. Ich hoffe, dass wir sie mit dem Clonidin …« Nina sah mein verständnisloses Gesicht und reichte mir zwei Röhrchen mit Tabletten. »Geben Sie ihr zwei von denen während des Essens oder danach.«
    Essen. »Ist denn etwas zu essen da?«
    »Ich habe mir keine Illusionen dahin gehend gemacht, dass Sie daran denken würden, und es war nichts im Haus«, sagte Nina tadelnd. »Deshalb bin ich mal kurz ins Dorf einkaufen gegangen. Hoffentlich wissen Sie, wie man ein Steak brät. Bei dem anderen Medikament handelt es sich um ein Schlafmittel, geben Sie ihr zwei davon vor dem Schlafengehen.« Sie schaute mich an. »Es sind doch wohl keine Drogen im Haus?«
    »Das würde mich wundern.«
    »Ich hoffe, Sie sind sich sicher. Nichts können Süchtige besser, als Drogen aufzustöbern.« Sie blickte mich jetzt mit stahlblauen Augen an. »Sie wird in einer Stunde

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