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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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wieder unter dem Bett hervor. »Hier haben doch die Kreditkarte und der Ausweis gelegen, stimmt’s?«
    »Kannst du dir vorstellen, dass sie auf dem Bett komplizierte Turnübungen durchgeführt hat, um sie drunter zu kriegen?«
    »Ich will mir überhaupt nicht vorstellen, wie sie auf deinem Bett gelegen hat.«
    »Richtig, sie hat gelegen, denn sie war noch halb im Drogenrausch.«
    Nel klopfte sich den Staub von der Jacke. »Wie sieht es bloß bei dir aus! Du bist wirklich ein Schmutzfink.«
    »Das sagtest du bereits.«
    »Damit meinte ich etwas anderes.«
    »Sie liegt also im Bett. Sie greift nach ihrer Tasche, guckt in die Brieftasche, steckt das Geld in ihr Portmonee, glaubt, die Brieftasche sei etwas wert und räumt daraufhin den Rest auch noch aus. Was macht sie damit? Sie spielt ein bisschen damit herum …«
    Die Sommersprossen um Nels Nase zuckten. »Sie spielt damit herum?«
    »Sie wirft sie irgendwo hin. Die Kreditkarte und der Studentenausweis fallen neben das Bett. Vielleicht hat sie sie, ohne es zu merken, darunter geschoben, als sie mor gens aufstand .«
    »Warum hat der Schlüssel dann nicht auch da gelegen?«
    »Weil sie mit den Sachen eine nach der anderen herumgespielt hat. Kreditkarte, weg damit, ein Ausweis, auch weg damit. Dasselbe hat sie mit dem Schlüssel gemacht. Er muss auf jeden Fall irgendwo unter dem Bett liegen.«
    Ich zog die Decken vom Bett und klopfte sie aus. »Das hast du doch bestimmt schon gemacht«, sagt Nel und nahm die Kissen vom Kopfende.
    »Nachdem ich die Karte und den Ausweis gefunden hatte, habe ich nicht weitergesucht. Ich wusste ja nicht, dass noch etwas fehlte, geschweige denn, dass es ein Schlüssel war.«
    Wir schüttelten Bettzeug und Bezüge aus und warfen sie in eine Ecke, zogen den Molton-Matratzenschoner ab und stellten zu zweit die Matratze senkrecht auf den Lattenrost. Aber es fiel nichts heraus oder herunter. Wir suchten und klopften und lehnten zum Schluss die Matratze an den Garderobenschrank. Nel nieste den Staub aus ihrer Nase und zog ein Gesicht, als wolle sie mich gleich noch einmal Schmutzfink nennen.
    »Einmal im Jahr ist Großreinemachen«, sagte ich. »An Weihnachten, ob die Wohnung schmutzig ist oder nicht.«
    Ein Rahmen aus vier lackierten Brettern mit Metallverbindungen rund um einen Lattenrost aus Holz. Jede Menge Spalten und Ritzen, aber wir fanden nichts.
    »Wir müssen das Bett hochkant stellen«, sagte Nel. »Der Fußboden ist unsere letzte Chance.«
    Als wir das Holzungetüm auf die Seite stellten, gab es ein leises Geräusch, als sei irgendwo eine lose Schraube herausgefallen. Nel hatte die besseren Ohren von uns beiden. »Augenblick mal«, sagte sie.
    Ich hielt das Bett hoch, während sie drum herum ging und sich auf der anderen Seite in den daumendicken Staub hockte. Kurz darauf stand sie auf und grinste wie eine zufriedene Katze. »Sie hat ihn einfach von sich weggeschoben, und dabei ist er neben die Matratze gefallen und in einer der Ritzen am Ende der Latten stecken geblieben.«
    Sie hielt den Schlüssel zwischen Daumen und Zeigefinger und blies den Staub davon weg, bevor sie ihn die Brusttasche ihrer Jacke steckte. Die Bewegung rief Erinnerungen an das Grabbeln nach Schlüsseln zwischen riesigen Brüsten in mir wach.
    Wir stellten das Bett zurück an seinen Platz, legten die Matratze und die Decken wieder darauf und verließen das Haus. Windhof stand erneut an seinem Fenster, mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er nichts Besseres zu tun, als die Tage zu zählen, die bis zu seiner endgültigen Erlösung von einem unappetitlichen Problem verstrichen.
    Ich flitzte wie Michael Schumacher kreuz und quer durch den dichten Verkehr auf der Autobahn in Richtung Utrecht. Nel hielt auf dem Rücksitz nach eventuellen Verfolgern Ausschau. Nach diversen Manövern über Auf- und Abfahrten und durch Unterführungen hindurch erklärte sie, dass niemand hinter uns her sei. Anderenfalls hätten wir sie jedoch garantiert abgehängt, als wir schließlich über Duivendrecht zurückkehrten.
    Möglicherweise observierten sie jedoch den Hauptbahnhof, insbesondere die Gepäckschließfächer. Sie wussten, wie ich aussah, und kannten mein Auto, deshalb parkte ich auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofs an der Prins Hendrikkade und blieb im Wagen sitzen, während CyberNel sich auf den Weg machte. Sie nahm eine alte Leinentasche aus meinem Kofferraum mit, in der sie den Aktenkoffer verbergen wollte.
    Es gibt kaum etwas Langweiligeres als Warten, selbst

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