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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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und mir wurde klar, dass ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht hatte, was jetzt aus ihr werden sollte, nur, dass sie meine Partnerin war und ich sie nicht im Stich lassen wollte. Ich sah Nel in ihrer ausgebrannten Dachwohnung vor mir, eine Nel, die in Depressionen verfiel, weil sie kein Ziel mehr hatte, und die aufgab. »Ich will ja nicht aufdringlich sein«, sagte ich. »Aber wenn du willst, bringe ich dich nach Groningen.«
    Sie lächelte. »Arbeitstherapie in der Fahrradwerkstatt? Nein, bitte fahr mich zu meiner Wohnung.«
    Ich drehte den Zündschlüssel um. »Aber da ist nichts.«
    »Ich will es mit eigenen Augen sehen.« Der Glanz in ihren Augen verschwand, und ihr Blick wurde stumpf.
    Ich schlug den Weg in Richtung Stadtzentrum ein. »Ist die Polizei bei dir im Krankenhaus gewesen?«
    Nel nickte viel sagend. »Ermittler Halkers und einer von diesen Typen, die einem Opfer das Gefühl vermitteln, es sei selbst an allem Schuld.«
    Das Wort Opfer grub sich in mein Gehirn ein, aber Nel sprach es ohne zu zögern aus, als beträfe es andere Leute. »Ich verstehe ja, dass Halkers vor einem Rätsel steht, aber deshalb gleich mich zu verdächtigen …« Sie schüttelte den Kopf und sagte verärgert: »Ich muss meinen jeweiligen Aufenthaltsort melden, als sei ich auf Bewährung draußen. Am liebsten würde er meinen Pass beschlagnahmen.«
    »Soll er doch tot umfallen«, sagte ich.
    Sie erwiderte spöttisch: »Die Zuneigung beruht wohl auf Gegenseitigkeit. Halkers ist nicht gerade ein Freund von dir. Er weiß, dass ich für dich Aufträge erledige, und hat versucht, aus mir herauszuquetschen, woran wir gerade arbeiten.«
    »Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich den Zusammenhang auch wittern«, sagte ich. »Er ist ein unangenehmer Kerl, aber nicht blöd.«
    »Von mir hat er jedenfalls nichts erfahren.« Nel winkte den Gedanken an Halkers mit einer ungeduldigen Geste beiseite und richtete den Blick auf die Ampel, die auf Grün sprang. »Hast du dich schon um Jan van Nunen gekümmert?«
    »Ich hatte heute Morgen nur Zeit, mich mit dem Journalisten zu unterhalten.« Ich erstattete Bericht über mein Gespräch mit Frederik Brendel.
    »Wenn du mich nicht abgeholt hättest, könntest du schon längst in Hoenderloo sein«, bemerkte sie ein wenig vorwurfsvoll. »Das scheint mir doch im Moment das Allerwichtigste, und wenn ich daran denke, was Brendel erzählt hat, werde ich ganz kribbelig.«
    »Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen«, beruhigte ich sie. »Vielleicht hat der Junge einfach seine Meinung geändert.«
    »Sicher, er hat wahrscheinlich gedacht, dass er die Diskette vielleicht lieber dem General bringen sollte anstatt dem Journalisten«, erwiderte sie sarkastisch.
    Ich fand einen Parkplatz auf dem Nieuwezijds Voorburgwal und stieg aus, um dem Automaten Münzen zu opfern. Nel hielt mich zurück, als ich ihr in den Van Hasseltsteeg folgen wollte. »Es kann sein, dass noch Polizei da ist«, gab sie zu bedenken. »Das sorgt nur für Komplikationen und lästige Fragen, wenn du auch dort aufkreuzt.«
    »Ist mir egal«, sagte ich. »Ich möchte dir die Hand halten.«
    Sie lächelte traurig und schüttelte den Kopf. »Nein, Max. Das mit der Polizei war nur eine Ausrede. Wenn ich weinen muss, dann tue ich das lieber alleine.«
    Sie schlug mir sanft mit der Faust auf die Brust und eilte in die kleine Straße hinein.
    CyberNel schwieg bedrückt, als wir aus Amsterdam hinausfuhren. Auf der Autobahn war viel Lastwagenverkehr, und ich blieb mit dem BMW auf der linken Spur und hatte im Radio einen Countrysender eingestellt, in dem vergeblichen Versuch, sie von den Gedanken an ihre Wohnung abzulenken. Erst hinter dem Autobahnkreuz Hoevelaken stieß sie einen tiefen Seufzer aus und sagte: »Du hattest Recht. Ich hätte mir den Anblick ersparen sollen.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich habe ein Siegel aufgebrochen und bin nach oben gegangen. Alles ist weg, also brauche ich auch nie wieder hinzugehen. Ich fange einfach wieder mit einem kleinen Computer an.« Sie schaute mich an. »Es heißt ja, es sei gesund, hin und wieder von vorne anzufangen oder etwas ganz anderes zu tun.«
    »Wie wär’s mit Winter & Co.?«, schlug ich gespielt fröhlich vor.
    »Auf jeden Fall so lange, bis wir dafür gesorgt haben, dass dieser Mistkerl die Rechnung dafür kriegt. Hier musst du abfahren.« Nel hielt die Karte auf den Knien und lotste mich nach Hoenderloo. Zehn Minuten später fuhren wir eine lange

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