Tiffany
Viertelstunde Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Nennen Sie mir einen Treffpunkt, allerdings müssten wir uns vor zwölf Uhr verabreden.«
Das Wijnhof war eine Mischung aus Café und Kneipe, mit Armstühlen aus dunklem Holz, Plüschtischdecken und an Kupferstangen aufgehängten Gardinen. Es war Kaffeezeit, und der Laden war von dichtem, blauen Rauch erfüllt. Der Mann an der Theke zeigte mir Brendel, der mit einer Zeitung und einem Kaffee an einem runden Tisch weiter hinten im Lokal saß. Er war zwischen vierzig und fünfzig, hatte glattes Haar, ein dunkles Habichtgesicht, wachsame Augen und einen flüchtigen Händedruck. »Fred Brendel.«
»Max Winter.«
Er verzichtete auf die üblichen Formalitäten. »Ich dachte, Privatdetektive würden heutzutage nur noch mit dem Computer arbeiten und Betriebe durchleuchten? Wer ist dein Klient?«
»Es ist nicht üblich …«, begann ich, aber er unterbrach mich mit einer ungeduldigen Handbewegung.
»Erspar mir den Sermon«, sagte er. »Ich gebe meine Quellen nicht preis, ich schreibe nichts ohne gründliche Recherchen und Anhörungen der Gegenpartei und ich verschwende nicht gerne Zeit. Du kennst mich nicht, aber ich verstehe etwas von meinem Fach. Hast du irgendeine Legitimation?«
Ich setzte mich und reichte ihm meinen Meulendijk-Ausweis. Brendel schaute ihn an und pfiff leise durch seine weißen Zähne. »Befindet sich unser Ex-Staatsanwalt auf dem Kriegspfad?«
Eine Serviererin brachte mir Kaffee, und ich nutzte die Unterbrechung, um Brendel zu taxieren. Ich hatte ge lernt, mit den Medien vorsichtig umzugehen, insbesonde re mit Journalisten, die auf den ersten Blick vertrauens würdig erschienen.
»Ich arbeite auf freiberuflicher Basis für Meulendijk. Manche Fälle übernehme ich auch privat. In diesem Fall hat mir niemand einen Auftrag erteilt, sondern ich bin zufällig hineingeraten.«
»Kannst du mir das näher erklären?«
»Später vielleicht.«
»Ich dachte, nur die Sonne ginge umsonst auf.«
»Ich befriedige meine private Neugier.« Ich goss mir Sahne in den Kaffee. »Ich kann es mir erlauben.«
»Der Herr bewahre mich vor reichen Freizeitdetektiven.«
Es erinnerte mich an das, was Nina Keereweer zu mir gesagt hatte, und es machte mich genauso wütend. »Du kannst dich gerne bei der Kripo in der Herengracht er kundigen, ob ich ein reicher Freizeitdetektiv bin«, ent gegnete ich kindisch aufbrausend.
Ich sah seinem amüsierten Blick an, dass er mich nur hatte ärgern wollen. »Das werde ich tun. Wollen wir jetzt zur Sache kommen?«
»Was weißt du über General Grimshave?«
Er schüttelte den Kopf. »So läuft das nicht. Du hast mir gesagt, es wäre vielleicht doch noch eine Story drin. Das hier ist kein Sonnenaufgang.«
»Ich kann nicht mehr versprechen, als dass du deine Story zu gegebener Zeit bekommen wirst.«
»Also gibt es eine Story?«
»Da bin ich mir so gut wie sicher.«
»Und ich bekomme sie nicht erst zusammen mit allen anderen auf der Pressekonferenz zu hören?«
Ich dachte nach. Ich hatte keine Ahnung, worauf meine Schnüffelei hinauslaufen würde. CyberNel allein war schon Grund genug, gleich mehrere Generäle an den Pranger zu stellen, aber auf eigene Faust würde ich es nie und nimmer schaffen. Es würde der Zeitpunkt kommen, an dem ich den Fall jemand anderem übergeben müsste, indirekt über Meulendijk oder direkt der Staatsanwaltschaft in Arnheim. Bis jetzt hatte ich nichts in der Hand, geschweige denn, dass ich einem Journalisten das Recht auf eine Exklusivstory garantieren konnte, auch wenn die Informationen ja ursprünglich für ihn bestimmt gewesen waren.
»Wenn das irgendwie in meiner Macht steht, erfährst du alles als Erster. Wenn nicht, bekommst du zumindest die Hintergrundinformationen in allen Einzelheiten zu hören«, sagte ich.
Er sah sich um, als wolle er kontrollieren, ob sich Kollegen in der Nähe befanden. Niemand beachtete uns, die Kneipe war erfüllt von Stimmengewirr und Musik vom Band aus den Lautsprechern über der Bar. »Wenn es zu einer Festnahme kommt, will ich als Einziger dabei sein, mit meinem Fotografen«, sagte Brendel.
»An mir soll es nicht liegen.«
Er schnaufte. »Das ist mir zu wenig.«
»Aber jetzt hast du auch nichts in der Hand.«
»Außer, wenn dieser Soldat doch noch mit seiner Diskette auftaucht.«
»Damit würde ich nicht mehr rechnen.«
Mein Tonfall ließ ihn erstarren. »Okay, wir haben eine Abmachung«, sagte er dann langsam.
»Hast du dich mit dem Soldaten getroffen?«
Er
Weitere Kostenlose Bücher