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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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aufgetragen und ein bisschen Lidschatten aufgelegt. Sie war mit der Bürste durch ihre blonden Haare gefahren, trug jetzt einen bronzefarbenen Gürtel und hatte den Büstenhalter etwas enger geschnallt, um den Busen anzuheben und den Betrachter milder zu stimmen. Es machte sie sowohl jünger als auch älter. Ich konnte ihr Alter schlecht schätzen, doch mich überfiel das vage Gefühl, dass hier irgendetwas nicht zusammenpasste.
    »Ich habe keinen Filterkaffee im Haus«, sagte sie. »Aber ich kann Ihnen eine Tasse Löslichen anbieten.«
    »Bitte machen Sie sich keine Umstände.«
    Sie setzte sich auf das strohgelbe Kunstledersofa und zupfte ihren Rock über die Knie, offensichtlich in dem Versuch, verführerisch zu wirken. »Dann mal raus mit Ihren Fragen.«
    »Wann haben Sie Ihre Tochter das letzte Mal gesehen?«
    »Ich hoffe nicht, dass Sie mich für ihre Mutter halten, denn dann hätte ich so dumm sein müssen, mit zwölf Jahren schwanger zu werden.« Sie zog ein gespielt beleidigtes Gesicht, nicht so sehr angesichts der Vorstellung von Sex mit zwölf Jahren als wegen meiner wenig schmeichelhaften Schätzung ihres Alters.
    Ich war ein wenig aus dem Konzept gebracht, versuchte aber rasch, den Schaden wieder gutzumachen. »Nein, natürlich nicht, Sie sind ja viel zu jung, um ihre leibliche Mutter sein zu können. Ich meine Ihre Stieftochter.«
    »Meine Stieftochter, ganz recht. Sind Sie tatsächlich ihretwegen hier?«
    »Ja. Wohnt ihre leibliche Mutter auch in Utrecht?«
    Sie wieherte vor Lachen. »Nein, die liegt in Bilthoven auf dem Friedhof.«
    »Wissen Sie, wo sich Ihre Stieftochter zur Zeit aufhält?«
    »Nein, keine Ahnung. Möglicherweise hat Pierre« – wieder diese übertriebene Aussprache mit der dazugehörigen Geste – »noch mal was von ihr gehört, aber ich habe keine Ahnung, was sie treibt, seit sie von hier abgehauen ist.«
    »Wann war das?«
    »Vor ungefähr drei Jahren. Es können auch vier sein. Ich weiß es nicht mehr so genau, ich arbeite, ich halte den Haushalt in Schuss, ich tue mein Bestes, aber ansonsten passiert nicht viel in meinem Leben, außer, dass die Zeit vergeht.«
    Ich zog mein Notizbuch hervor. »Wo arbeiten Sie?«
    »Früher war ich Serviererin in einem großen Restaurant.« Sie nahm eine steife Haltung an, als sei es eine unangenehme Erinnerung für sie. »Ich habe eine Weile ausgesetzt, als ich schwanger wurde, aber jetzt arbeite ich wieder, in einer Bar in der Innenstadt, von sieben Uhr abends bis der Laden schließt.« Sie bedachte mich mit einem zweideutigen Lächeln. »Vor einer Stunde hätten Sie mich noch aus dem Bett geworfen oder unter der Dusche hervorgeholt.«
    Ich erwiderte ihr Lächeln bei dieser angenehmen Vorstellung und schaute mich um. Hier gab es nichts, was auf Kinder hindeutete, dafür aber viel Widersprüchliches, beispielsweise die Geigenkästen und die Notenstapel, die aus einer anderen Welt zu stammen schienen als das Häkeldeckchen unter dem Kupfermörser auf dem Sofatisch oder der Druck von einem weinenden Zigeunerjungen in einem vergoldeten Rahmen über dem Kamin. »Sie haben also auch eigene Kinder?«
    Wieder nahm sie eine Abwehrhaltung ein. »Nein, ich habe keine Kinder.«
    »Aber sagten Sie nicht …«
    »Es geht Sie zwar nichts an«, unterbrach sie mich gereizt, »aber eine Schwangerschaft verläuft eben nicht immer positiv.«
    Ein heikles Thema. Ich murmelte: »Ja, natürlich …«, und ließ meinen Blick zur Schrankwand wandern. »Spielen Sie Geige?«
    »Ich?« Sie lachte abfällig. »Nein, Piet ist Geiger.«
    »In einem Orchester?«
    »Früher einmal. Da war er ein gefeiertes Wunderkind, hat sogar mal in Brüssel einen Preis gewonnen, bei dem, wie heißt es gleich …«
    »Dem Elisabethconcours?«
    Höhnisch fuhr sie fort: »Aber jetzt fiedelt er nur noch in Restaurants, der schöne Pierre. Wissen Sie, warum er Geige spielt und nicht Klavier?« Mit gespielt tiefer Stimme imitierte sie einen romantischen Tonfall, während sie offenbar einen Spruch ihres Mannes zitierte: »Mit der Geige kann man auf eine Frau zugehen.« Sie schnaufte verächtlich. »Damit meint er, dass er ihr in den Ausschnitt gucken und am Hals sabbern kann. Hören Sie mir bloß auf mit Geigespielen.«
    Allmählich begann ich, mir ein Bild zu machen. »Haben Sie ihn in dem Restaurant kennen gelernt, in dem Sie gearbeitet haben?«
    »Na ja …« sie zögerte ein paar Sekunden lang und fügte dann sonderbar demütig hinzu: »Ich bin schließlich auch nur eine Frau.«
    Ich nickte

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