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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Surinamerin: »He, nicht so stürmisch!« Solche Geräusche riefen mir die unehrenhafte Seite meines Berufs ins Bewusstsein und ich versuchte, nicht hinzuhören.
    Ich nahm Brendels Umschlag zur Hand und widmete mich seinem »Profil« des Generals.
    Fred war im Laufe seiner Gespräche mit den pensionierten Offizieren, die Grimshave im Militärdienst erlebt hatten, offensichtlich von ihrer Bewunderung für ihn angesteckt worden. Er begann mit einer Schlussfolgerung:
    Brigadegeneral Otto Grimshave besitzt, wie aus allen verfügbaren Quellen hervorgeht, zu Recht den Ruf ei nes kampferprobten Draufgängers, doch auch und vor allen Dingen den eines hoch dekorierten, integren Offi ziers, eines aufrichtigen Soldaten, der bei seinen Trup pen als lebende Legende gilt und für den seine Männer durchs Feuer gehen würden. Einer meiner Informanten verglich ihn mit Raymond Westerling, falls du dich noch an den erinnern kannst. Ein sturer Kerl, der vor nichts und niemandem Angst hat, mit einem unerschüt terlichen Selbstwertgefühl und einem ebenso stark aus geprägten Gerechtigkeitssinn. Sicherlich kein Mann, bei dem man Leichen im Keller vermutet. Bereits auf der Militärakademie erregte Grimshave Aufmerksamkeit, weil er sich als einziger Kadett wei gerte, die Quälereien der älteren Kameraden im Zuge der Initiationsrituale klaglos hinzunehmen (du weißt schon, ein Kadett muss sich unter einen Stuhl legen und einer von den Älteren schmeißt ihm Asche und Essens reste ins Gesicht usw.). Grimshave nahm das nicht hin und beschimpfte den entsprechenden »Meneer«, wie die Älteren angesprochen werden mussten, als Scheißkerl und Faschisten, und er rückte auch dann nicht davon ab, als sie ihm ein Seil um die Knöchel banden und ihn kopfüber in einen Brunnen hinunterließen oder ihn nächtelang zu schweißtreibenden körperlichen Übun gen zwangen. Schon als junger Mann ragte er durch seinen unbeugsamen Charakter und seinen Eigensinn aus der Menge hervor.
    Grimshave hat die Einsparungen, die Reorganisation und vor allem die Verkleinerung der niederländischen Streitkräfte nur zähneknirschend hingenommen, wie viele andere seiner Kollegen auch. Ihre ursprüngliche Hauptaufgabe (Verteidigung der Nation) ist heute kaum noch von Bedeutung; die Truppen werden in zwischen im Wesentlichen als Teil der UN-Streitkräfte zur Krisenbewältigung oder humanitären Hilfe in Ost blockstaaten, nach Asien, Afrika und in den Nahen Os ten gesandt. Viele Soldaten der älteren Garde haben Schwierigkeiten damit, denn ursprünglich haben sie ih ren Eid ja geleistet, um das Vaterland zu verteidigen und nicht, wie es einer von ihnen ausdrückte, »um ir gendwo in Absurdistan von einem dreizehnjährigen Rotzlöffel mit einer Kalaschnikow umgelegt zu werden«. Grimshave hat erkannt, dass der Beruf des Soldaten heute zu einem auf wenige Jahre begrenzten Job ge worden ist, wobei sich unter den »Teilzeitoffizieren« zahlreiche Akademiker, nicht zuletzt Juristen, befinden. Vielleicht hat er sich aus diesem Grund nicht nur ge weigert, Vorsitzender der Niederländischen Offiziers vereinigung zu werden, sondern sogar seine Mitglied schaft gekündigt. Er selbst ist ein Offizier vom alten Schlag, für den der Eintritt ins Militär eine Berufung fürs Leben darstellte und für den der Soldatenberuf durch die Ausbildung an der Militärakademie vom Va ter auf den Sohn überging.
    Grimshave ist jetzt 53 Jahre alt, wird in zwei Jahren pensioniert, ist verheiratet und hat zwei Kinder. (Sein Sohn hat als Erster mit der militärischen Familientra dition gebrochen und studiert, oh Graus, Jura in Leiden.) Grimshave wurde als Kapitein in den Libanon ge schickt und als Major nach Bosnien. Er schätzte diese Orte nicht, fand sie verkommen, chaotisch und schmut zig. Das Wasser hielt er für so verseucht, dass er sich morgens die Zähne mit Whiskey putzte. Seine Abneigung gegenüber Muslimen – man kann es wohl getrost als Hass bezeichnen – liegt meiner Meinung nach darin begründet, dass ein guter Freund von ihm während sei ner Zeit als Militärattaché in Marokko von fanatischen Islamisten entführt und grausam ermordet wurde. Auch er selbst wurde im Libanon einige Tage lang von Mus limen festgehalten und gefoltert. In Bosnien wurde ei ner seiner Offizierskameraden gekidnappt und tagelang an eine Mauer angekettet. Damals wurde in allen Zei tungen groß darüber berichtet, weil die Muslime Foto- und Videoaufnahmen davon benutzten, um die UN zu erpressen. All diese Vorfälle

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