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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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mich, wie hier ein Jeep mit Wohnwagen durchgepflügt sein konnte. Der Wohnwagen musste dabei ganz schön zerkratzt und zugerichtet worden sein.
    Als ich das Handschuhfach aufklappte, um mein Fernglas herauszuholen, entdeckte ich, dass meine Pistole weg war.
    Ich fluchte aus tiefster Seele. Tiffany.
    Gestern in Hilversum war sie noch da gewesen. Ich hatte mir angewöhnt, sie im Auto liegen zu lassen, wenn ich in Margas Garage parkte, weil Marga keine Waffen in ihrem Haus geduldet hatte. Natürlich hätte ich den BMW abschließen müssen, aber das tat ich dort nie.
    Vielleicht hatte Tiffany an dem Morgen vorgehabt, mit meinem Wagen abzuhauen und im Handschuhfach vergeblich die Schlüssel gesucht. Was sie dabei gefunden und mitgenommen hatte, war meine Pistole.
    Alles, woran ich dachte, um mich selbst zu beruhigen, ließ die Waffe in ihren Händen nur umso gefährlicher erscheinen: dass sie nicht damit umgehen konnte, dass sie keine Ahnung hatte, wie man das Magazin herausholte oder sie lud. Sie wusste ja noch nicht einmal, dass es einen Sicherungshebel gab, den man umlegen musste, bevor man verrückte Stiefmütter oder treulose Väter über den Haufen schießen konnte. Waffen wurden erst dann zu einer wirklich tödlichen Gefahr, wenn man versuchte herauszufinden, wie sie funktionierten.
    Verflucht.
    Ich konnte nichts daran ändern. Alarm zu schlagen hätte ein ebenso großes Risiko bedeuten können wie dem Ganzen seinen Lauf zu lassen. Nina war der Ansicht, dass Tiffany niemanden ermorden würde. Das konnte ich nur hoffen, nicht nur, weil ich garantiert in Schwierigkeiten geraten würde, wenn sie es doch tat und dafür meine Pistole benutzte. Ich stieg aus dem Auto und schloss es ab. Es half alles nichts, das Kind war in den Brunnen gefallen.
    Der Wald duftete nach feuchtem Moos und moderndem Holz. Hier und da leuchteten hellgelbes Scharbockskraut und wilde Primeln unter den Brombeerranken, und frühe Veilchen glänzten dunkelblau in dem abgestorbenen Gras zu beiden Seiten des Weges. Reifenspuren und abgebrochene Zweige verrieten, dass sich hier noch vor kurzem Fahrzeuge einen Weg gebahnt hatten, wahrscheinlich Einsatzwagen von Polizei und Feuerwehr, aber trotzdem brauchte ich beide Hände, um mein Gesicht vor dem wilden Gestrüpp zu schützen. Eine Machete wäre genau das Richtige gewesen.
    Ich konzentrierte mich vor allem darauf, möglichst unbeschadet voranzukommen, aber sobald ich einmal kurz stehen blieb, um Atem zu schöpfen, wurde mir bewusst, wie schön es hier war. Die meisten Bäume befanden sich noch in der Winterruhe, aber schon verdrängten frische Knospen die letzten alten Blätter von den Eichen und Buchen, und Birken und Lärchen waren in zartgrüne Schleier gehüllt. Vögel mit Zweigen und weichem Polstermaterial für ihre Frühlingsnester in den Schnäbeln flatterten lärmend hin und her.
    Die Reifenabdrücke führten vom Weg ab. Ich folgte ihnen bis zu einem zerwühlten Wirrwar von Spuren am Rande einer kleinen Lichtung, auf der Fahrzeuge beim Wenden vor- und zurückgesetzt hatten. Gegenüber, unter einem schwarzgeräucherten Baum, lagen die traurigen Überreste des Wohnwagens, ein verkohltes und geschmolzenes Chaos aus Kunststoffstücken und verbogenem Aluminium, möglicherweise auseinander gerissen von einer explodierenden Butangasflasche. Hier gab es keine Vögel, nur verrostetes, zerrissenes Eisen und Blech, Fetzen von verbrannter Kleidung, die Sprungfedern einer Matratze. Alles stank verbrannt, trotz der Regenfälle der letzten Tage, denen es aber zumindest gelungen war, den üblen Geruch nach verkohltem Fleisch wegzuspülen.
    Gijn van Nunen war wahrscheinlich hier gewesen, als der Geruch noch in der Luft hing; er hatte in Korea gekämpft und musste ihn kennen. Vielleicht hatte er gehofft, Erinnerungsstücke an seinen Sohn zu finden, so wie auch ich jetzt eine Viertelstunde lang umsonst mit einem kräftigen Ast die Überreste durchwühlte, auf der Suche nach einer Keksdose.
    Jan van Nunen könnte seine Schriften irgendwo anders versteckt haben, falls er paranoid genug gewesen war, zu glauben, dass jemand ihn aufspüren würde. Der dichte Wald um mich herum gab mir das Gefühl, dass die Suche danach von vornherein sinnlos war.
    Ich hörte ein hohes, dünnes Pfeifen. Es war kein Vogel, höchstens jemand, der versuchte, einen Vogel zu imitieren. Es klang wie ein Flötenkessel, als pfeife jemand mit der Zungenspitze hinter den Zähnen. Ich schlich so leise wie möglich durch das Unterholz unter den

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