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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Sie nicht allein kommen oder sich verspäten, wird Mr. Zhang wieder gehen. Sie werden keine weitere Gelegenheit bekommen, mit ihm zu sprechen.«
    »Gelten dieselben Bedingungen auch für Mr. Zhang? Kommt er allein? Und rechtzeitig?«
    »Das sind die Bedingungen«, sagte Beth gleichbleibend liebenswürdig. »Auf Wiedersehen, Ms. Reese.«
    »Warten...«
    Es klickte, und die Leitung war tot.
    Dela erstarrte - und hämmerte dann den Hörer auf die Gabel. Blue zuckte zusammen.
    »Wenn du dein Telefon ausreichend bestraft hast, würdest du uns dann bitte mal erzählen, was da gerade gelaufen ist?«
    »Wen Zhang, der, wie ich annehme, derselbe Zhang ist, der mich umbringen will, möchte mich gern treffen. Heute Abend. Im Le Soleil. Allein.«
    »Das ist ein Haufen Hühnerkacke«, erklärte Dean. »Du gehst da nicht allein hin.«
    »Einverstanden.« Hari legte Dela die Hände auf die Schultern. »Das ist eine Falle.«
    »Es ist ein öffentlicher Ort«, sagte Artur nachdenklich. »Dazu ein Restaurant, in dem Dela bekannt ist.«
    »Du denkst doch nicht ernsthaft darüber nach, oder?« Blue runzelte die Stirn. »Du weißt genauso gut wie ich, dass öffentliche Orte genauso unsicher sein können wie dunkle Seitengassen. Sie erfordern nur etwas mehr Geschicklichkeit, das ist alles.«
    »Artur hat recht«, erklärte Dela, in der sich Frust und Ärger mit Furcht mischten und eine noch stärkere Emotion erzeugten: Entschlossenheit. »Das ist vielleicht meine einzige Chance, mich mit Zhang zu treffen. Ich muss hingehen und herausfinden, was er vorhat. Wenn er mich immer noch umbringen will, gut. Das ist kein großer Unterschied zu der Art und Weise, wie ich jetzt lebe. Aber wenn er mich nun nicht mehr umbringen will? Wenn er mir nur ins Gesicht sehen muss, um mir zu sagen, dass ich Abschaum bin und dann weggeht?«
    »Delilah, solche Männer gehen nicht einfach so von etwas weg«, erklärte Hari. »Wenn seine Absicht heute Abend nicht die ist, dich zu töten, wird er trotzdem um dein Leben feilschen, und du wirst keiner Abmachung trauen können, die du mit ihm machst.«
    »Ich werde gehen«, erwiderte sie störrisch. »Und kommt nur nicht auf die Idee zu glauben, ihr könntet mich daran hindern...«
    *
    Am Ende ließen sie Dela, wenn auch zögernd, zu dem Treffen gehen, allerdings erst nach einem längeren Kampf, der begann, als Hari sich Dela einfach über die Schulter warf und sie in ihrem Schlafzimmer einschloss. Er endete damit, dass Delas Schreie so laut und durchdringend wurden, dass die Männer befürchteten, ein zufälliger Passant, der an dem Lagerhaus vorbeiging, könnte sie hören und die Polizei rufen.
    »Ich habe wirklich geglaubt«, meinte Dean, als sie Dela aus ihrem Schlafzimmer befreiten, »mir würden die Trommelfelle platzen.«
    »Wäre dir recht geschehen«, sagte sie und sah sie alle finster an. Nur Hari schien von ihrem Ärger nicht beeindruckt zu sein. Im Gegenteil, er wirkte genauso wütend wie sie, nur war sein Zorn ausschließlich gegen sie gerichtet.
    Es war nicht das erste Mal, dass sie seinen Ärger spürte, doch diesmal erstarrte sie förmlich und konnte ihn nur ansehen. Hari erwiderte ihren Blick. Seine Lippen bildeten eine schmale, fast weiße Linie, so fest presste er sie zusammen.
    Ohne ein Wort drehte er sich um und verließ die Wohnung. Dela sah die anderen nicht an, sonst hätte sie bemerkt, dass sie Hari mit mitfühlenden Blicken hinterherschauten, die sich nahezu glichen. Sie lief einfach hinter ihm her und holte ihn am unteren Ende der Treppe ein.
    »Warum bist du so sauer auf mich?«, fragte sie etwas atemlos. Erst weigerte sich Hari, sie anzusehen, doch als er es schließlich tat, waren seine Wangen gerötet, und seine Augen leuchteten golden.
    »Wenn es um deine Sicherheit geht«, fuhr er sie an, »bist du einfach gedankenlos und naiv. Und zwar schon von Anfang an. Ich frage mich, wie oft du noch so knapp dem Tod und deinen Mördern entkommen musst, bis du endlich etwas gesunden Menschenverstand annimmst. Oder willst du deinen Hals immer hinhalten?«
    Dela sah ihn verblüfft an. »Willst du mir die Schuld daran geben, dass ich fast umgebracht worden bin? Was soll ich deiner Meinung nach denn tun? Mir die Decke über den Kopf ziehen? Oder mich im Schrank verstecken?«
    »Es wäre mir lieber, du würdest auf mich hören! Du bist nicht allein, Delilah, obwohl ich manchmal glaube, dass du das anders siehst. Wäre es einfacher für dich? Damit du so tun kannst, als ob du außer dir selbst niemandem

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