Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
Beschreibung des einen Attentäters, den sie hatten laufen lassen, sondern auch, weil Delas Haus möglicherweise beobachtet worden war. Es war einfach nicht sicher, wenn einer von ihnen hier war.
    Zum Glück war Blue ein Genie, was Elektronik betraf, und das kam ihnen in diesem Fall sehr gelegen. Er hatte nicht umsonst viele Jahre bei der Navy Special Operations Group verbracht, der technischen Einheit der SEAL. In Delas Büstenhalter waren feine Drähte versteckt, alles mit dem einen Zweck, Bild und Ton von Delas Treffen mit Wen Zhang live zu senden. Die Kamera war in einer antiken Brosche verborgen, die an dem V von Delas schwarzer Seidenbluse hing, deren schmales Dekollete von der Brosche bis zu ihrem Hals reichte.
    Als Pierre Dela in die Mitte des Restaurants führte, musste sie lächeln. Wenn Pierre jemanden nicht mochte, dann setzten seine alten Instinkte ein. In diesem Fall hatte er Wen Zhang an einen seiner schlechtesten und zentralsten Tische gesetzt. Er hockte zwischen einer korpulenten Frau mit ihrem noch dickeren Begleiter und einer großen Familie mit schreienden Kindern, streitenden Erwachsenen und herumfliegendem Essen.
    Wen Zhang war in mittlerem Alter, sein Haaransatz wich bereits etwas zurück, und er hatte schmale Augen. Er bemühte sich nach Kräften, unter den lauten Gästen des Le Soleil geschliffen auszusehen.
    Blue lachte leise in ihr Ohr.
    »Danke«, murmelte Dela Pierre zu, nachdem er sie an Wens Tisch geführt hatte.
    »Ich bin nur ein alter Mann, der Vergnügen daran findet, sich um die Bedürfnisse seiner Gäste zu kümmern«, antwortete Pierre und zwinkerte ihr irgendwie recht anzüglich zu.
    »Dieser alte Fuchs«, sagte jemand, wahrscheinlich Dean, leise im Hintergrund.
    Wen erhob sich geschmeidig, als Pierre Dela ihren Stuhl hervorzog. Sie schüttelten sich die Hände. Sein Griff war unangenehm fest, seine Handfläche kühl und trocken. Er sah nicht wie ein Mafiaboss oder ein Mörder aus, aber selbst wenn Dela nichts über Wens Hintergrund gewusst hätte, hätte sie ihn nicht gemocht. Sein breites Gesicht verriet zwar nicht unbedingt den Kriminellen, seine Augen aber waren kalt. Eiskalt.
    »Kann ich Ihnen etwas bringen?«, fragte Pierre, als sie beide saßen. Wen und Dela sahen sich an, mit einem kurzen, abschätzenden Blick, und schüttelten die Köpfe. Pierres Lächeln wurde etwas starr, und er entfernte sich mit einem Schlurfen, das er, wie Dela wusste, für Wen spielte. Sie wusste zwar nicht, wie Pierre das machte, aber ihr war klar, dass ihn seine Intuition warnte.
    Vielleicht ist er ja einer von uns.
    »Ich hoffe, meine Wahl des Restaurants freut Sie«, sagte Wen. Seine Stimme klang so glatt wie Glas. »Meine Leute haben Nachforschungen über Sie angestellt, und wir fanden heraus, dass dies hier eines Ihrer Lieblingsrestaurants ist. Ich dachte, das würde unser Treffen ein wenig angenehmer machen.«
    »Wie umsichtig«, erwiderte sie mit einem kühlen Lächeln, obwohl ihr Magen brannte. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass Wen so viel über sie in Erfahrung gebracht hatte, aber das war eben die Gefahr, wenn man einigermaßen bekannt war.
    »Ja«, stimmte er zu. »Obwohl ich über den Tisch ein wenig enttäuscht bin. Ich hatte auf etwas... Privateres gehofft.«
    »Das Le Soleil ist sehr beliebt«, entgegnete Dela auf Chinesisch. Sie hoffte, dass die Leute um sie herum diese Sprache nicht verstanden. »Aber ich bin sicher, dass wir unsere eigene... Privatsphäre erzeugen können.«
    »Ah.« Wen fiel ebenfalls ins Mandarin: »Mir war nicht bekannt, dass Sie Chinesisch sprechen.«
    Sie hörte ein Rascheln in ihrem Ohr, und dann flüsterte Hari ihren Namen. Wahrscheinlich hatte er jetzt das Mikrofon übernommen, weil er als Einziger von ihren Freunden Chinesisch verstand.
    »Es sollte unser Gespräch vereinfachen«, erklärte sie. »Aber bevor wir weitermachen, möchte ich Ihnen mein Beileid zum Tod Ihrer Nichte ausdrücken. Und ihren Eltern... Worte sind in solch einem Trauerfall natürlich niemals genug.«
    Das war recht unverblümt und auch unerwartet früh im Gespräch. Obwohl Dela vermutete, dass sie Wen bereits mit ihrem ruhigen, beinahe gelassenen Benehmen überrascht hatte. Sie hatte Nerven aus Stahl, o ja. Aber wartet nur, bis sie nach Hause kam und zusammenbrach.
    Wen blinzelte, und seine kühle Maske bekam einen Moment einen Riss. »Danke. Wir alle vermissen Lucy sehr.«
    Lucy.
    Dela schluckte schwer. »Ich hatte keine Ahnung, was passieren würde, als ich diese Bestellung

Weitere Kostenlose Bücher