Tiger Eye
sogar einigermaßen beliebt. Es gibt einige ziemlich bedeutende Menschen, die verdammt genervt sein werden, wenn ich verschwinde oder sterbe, und vertrauen Sie mir: Meine Freunde wissen, wer Sie sind, was Sie tun und wo Sie leben. Bringen Sie mich um, oder ein paar... alle werden Sie nicht erwischen. Sobald das erste Blut geflossen ist, werden wir Sie uns holen. Sie glauben, Sie sind der böseste Bösewicht auf der weiten Welt? Sie haben nicht die geringste Ahnung!«
Dela stand auf und warf die Serviette auf den Tisch. »Ich hoffe, ich sehe Sie oder Ihre Handlanger nie wieder. Wenn aber doch, sollten Sie gut vorbereitet sein.«
Es war eine Sache, ihr zu drohen. Ihre Familie unter Druck zu setzen war jedoch etwas völlig anderes.
Dela wollte gehen. Wens Hand zuckte vor und packte ihr Handgelenk.
»Wir sind noch nicht fertig.«
Beinahe hätte sie ihre Macht eingesetzt. Sie fühlte, wie sie atemlos auf die Chance wartete auszubrechen, diesem Mann eine Lektion zu erteilen, weil er Hari und sie bedroht und an-gegriffen hatte. Er trug Metall an sich, und für Dela war jedes Metall eine mögliche Waffe, jetzt mehr denn je.
»Delilah, sei vorsichtig.«
Gewiss, vorsichtig. Die anderen Gäste beobachteten sie, und ihre Selbstbeherrschung hing an einem seidenen Faden, einem sehr dünnen Faden. Sie konnte es nicht riskieren, ihre Familie und ihre Freunde dem auszusetzen. Dela holte tief Luft und beruhigte sich nur mühsam. Dann neigte sie den Kopf und starrte Zhang verächtlich an.
»Wir sind fertig«, sagte sie, nahm ihr Wasserglas und kippte es Wen ins Gesicht. Er ließ sie nicht los, aber plötzlich stand Pierre neben ihr. Hinter ihm Marc und Phillip, seine beiden Helfer. Seine massigsten Helfer.
»Ich glaube, die Lady möchte, dass Sie ihr Handgelenk loslassen.« Pierres blaue Augen glitzerten. Jede Jovialität war aus seinem Gesicht gewichen, und Dela stellte sich Pierre als jungen Mann vor, voller Leidenschaft und Entschlossenheit, ein mörderischer Gegner in einem Kampf. Ein Widerstandskämpfer, wahrlich.
Wen zögerte. Dela sah, wie er überlegte. Als sie sich umsah, bemerkte sie drei Männer an einem Tisch in der Nähe, die sofort aufstanden und Wen fragend ansahen.
»Es ist vorbei«, erklärte Dela auf Englisch. »Machen Sie nicht den Fehler, meine Freunde oder mich zu unterschätzen.«
Wen ließ ihr Handgelenk langsam los, und Dela widerstand dem Impuls, die schmerzenden Knochen zu reiben. Dann erhob sich der Chinese und nahm seinen Mantel vom Stuhl. Seine Miene wirkte wieder undurchdringlich.
»Ich wünschte, die Umstände unseres Treffens wären anders verlaufen, Ms. Reese, insbesondere angesichts dessen, was Sie alle meiner Familie schulden.«
»Ich schulde Ihnen nichts weiter als meine Entschuldigung«, erwiderte sie kalt. »Die ich Ihnen mehrmals angeboten habe.«
»Natürlich.« Sein Blick zuckte zu ihrem Gesicht. »Dann auf Wiedersehen.« Mit einem letzten Blick auf Pierre ging Wen zur Tür. Dela bemerkte, dass seine Männer ihm nicht folgten. Sie setzten sich und sahen sie an. Dela kam es vor, als starrten alle nur sie an.
»Dela?« Pierre berührte ihre Hand. »Komm mit in die Küche. Ich gebe dir etwas zu trinken. Was für ein schrecklicher Mann.«
»Ja«, sagte sie tonlos, während sie sich fragte, was als Nächstes passieren würde. »Ziemlich unangenehm.«
14
Eddie hockte ohne Schmerztabletten auf dem Fahrersitz des geschlossenen Lieferwagens, der einen halben Block entfernt auf der Straße parkte und sah, wie Wen Zhang das Le Soleil verließ und sich das Wasser aus dem Haar schüttelte. Seine Miene schien wutverzerrt.
»Tollwütiger Hund im Anmarsch«, rief er den anderen zu.
Blue blickte auf den Monitor und beobachtete, wie Pierre Dela in den rückwärtigen Teil des Le Soleil brachte. Als Dela zwischen den besetzten Tischen vorbeiging, fielen ihm drei Männer auf. Sie trugen Anzüge, hatten ihr Essen nicht angerührt und beobachteten Dela mit kalten, ausdruckslosen Augen.
Blue deutete auf den Bildschirm. »Hundert Mäuse, dass das da Wens Leibwächter sind.«
»Sie folgen Wen aber nicht«, bemerkte Dean.
»Nein.« Hari legte seine Hand auf den Türgriff. »Sie warten auf Delilah.«
Hari und Artur verließen eilig den Van und gingen in das Restaurant. An der Tür empfing sie eine junge Frau mit einem Lächeln, das eine Spur weniger strahlte, als die beiden sie baten, sie zu Pierre zu führen.
»Er unterhält sich gerade mit einer Freundin«, sagte sie, und ihre Stimme sank zu
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