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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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eine Sorge, und die heißt Mr. Wen Zhang. Männer wie Wen werden von Geldgier angetrieben. Das gilt auch für seine Untergebenen. Ihre Treue beruht auf Geld. Wenn man den Geldfluss also abschneidet, wird Wen sein Gesicht verlieren. Er wird erst abgelenkt und dann nachlässig. Vielleicht gibt es sogar einen Machtkampf.«
    »Man kann den Jungen aus dem Mob nehmen, aber nicht den Mob aus dem Jungen, eh?« Dean verzog das Gesicht.
    Artur lächelte nicht. »Meine ehemaligen Bosse haben sehr viele Geschäfte mit den Triaden und Tongs gemacht, aber Wen repräsentiert etwas anderes. Er hat ein richtiges Unternehmen, ein Geschäft. Bei den Triaden und Tongs gehört die Loyalität immer der Organisation. Bei einem kriminellen Unternehmen gehört die Loyalität dem Profit, und damit dem Mann, der am meisten Geld für seine Helfer herausholen kann. Wenn Zhang also sein Geld verliert, verliert er alles, und Wen und seine Familie sind, soweit wir wissen, die Einzigen, die Delas Tod wollen.«
    »Jemand folgt uns«, verkündete Eddie plötzlich. »Ein Jeep. Er hat den Parkplatz gleichzeitig mit uns verlassen und ist uns seitdem näher gekommen.«
    »Kümmere mich schon drum.« Blue kroch durch die Überwachungsausrüstung zur hinteren Tür des Van. Alle sahen ihm zu, als er aufmerksam durch das geschwärzte Fenster starrte. Einige Augenblicke später hörten sie quietschende Reifen.
    »Ich habe die Batterie hochgehen lassen«, meinte Blue und blies mit einem zufriedenen Lächeln imaginären Rauch vom Zeigefinger. »Und außerdem den Computerchip des Jeeps überladen. Den Fahrer konnte ich allerdings nicht gut erkennen. Die Scheinwerfer waren zu hell.«
    »Wo einer ist, werden andere bald folgen«, sagte Artur mit einer buddhistischen Gelassenheit, bei der Dela die Augen verdrehte.
    »Wie sieht unser Plan aus? Mir scheint, der einzige Weg, Wens Profit zu beschneiden, ist, seinen Nachschub an Menschenmaterial zu unterbrechen. Ein normaler Schmuggler verdient bis zu dreißigtausend Dollar pro illegalem Einwanderer, und das schließt Prostitution nicht mit ein.«
    »Soweit ich weiß, gibt es keinen Mangel an Opfern, die China verlassen wollen«, sagte Dean. »Er hat also reichlich Angebot und Nachfrage, Artur.«
    »Aber wir können den Transportweg finden«, konterte Artur. »Diese Leute erscheinen nicht einfach - puff - in diesem Land. Sie kommen mit Schiffen oder über die Landroute per Südamerika und Mexico. Ein paar genaue Hinweise an die U. S. Küstenwache und die Grenzpatrouillen, und Wens Unternehmen wird anfangen zu zerfallen.«
    »Du hast puff gesagt, Artur.« Blue grinste. »Erliegst du endlich Amerikas Slang?«
    »Ich erliege vielen Dingen.« erwiderte Artur. »Nicht zuletzt deinem phänomenalen Witz.«
    Als sie zu Hause ankamen, aßen sie zu Abend. Pappteller wurden herumgereicht und mit Sandwiches gefüllt. Als Artur Besteck holen wollte, bat ihn Dela, einen Moment zu warten.
    Sie schaute auf die Schublade, die er geöffnet hatte, und einen Augenblick später schwebten eine Gabel und ein Messer in der Luft.
    Alle schwiegen. Blue griff nach ein paar Chips.
    »Wir müssen über deine neuen Fähigkeiten sprechen«, sagte er dann sanft, während Artur das Besteck aus der Luft pflückte und zum Tisch zurückkehrte. »Die Macht, die wir als Kinder entwickelt haben, bleibt normalerweise für den Rest unseres Lebens dieselbe, je nach Ausbildung. Du scheinst da aber anders zu sein, Dela.«
    »Was du nicht sagst«, murmelte Dean.
    »Ich kann es nicht erklären«, sagte sie.
    Hari betrachtete die Sorgenfalten auf Delas Gesicht. »Es hat angefangen, als du mich getroffen hast, stimmt’s? Ich bin nicht ganz menschlich, und mein Leben wurde von ungewöhnlichen Kräften beeinflusst. Vielleicht war mein Auftauchen der Auslöser - oder der Umstand, dass du die Schatulle geöffnet hast.«
    »Aber was wir tun, ist keine Magie, Hari.«
    »Das weiß ich nicht so genau, Madam.« Eddie schob sein Sandwich auf dem Pappteller herum. »Ich meine, wir wissen alle, dass es vermutlich eine wissenschaftliche Erklärung für das gibt, was wir tun, aber ich habe bisher noch keine gehört. Wir sagen uns, dass unseren mentalen Fähigkeiten, ein Feuer zu entfachen oder die Geschichte eines Objektes lesen zu können, wenn wir es berühren, ein unbekanntes wissenschaftliches Prinzip zugrunde liegt. Und vielleicht stimmt das ja auch. Aber mir kommt es ziemlich magisch vor, genauso wie wahrscheinlich jedem anderen, der nicht so daran gewöhnt ist wie wir. Ich

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