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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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einem Flüstern herab. »Wir hatten etwas Ärger mit einem unserer Gäste.«
    »Ah.« Hari lächelte und versuchte sich daran zu erinnern, wie man charmant war. Artur sah ihn an, hob eine Braue und schüttelte unmerklich den Kopf.
    »Meine Liebe«, Artur senkte seine tiefe Stimme und kehrte seinen Akzent heraus, »wir suchen die Freundin, mit der sich Pierre unterhält. Dela Reese? Ja, ihrem Bruder geht es nicht so gut.«
    »Oh.« Sie sah ihn mit großen Augen an. Trotzdem war sie vorsichtig, und statt ihnen zu sagen, sie sollten einfach in die Küche gehen, nahm sie ihr Telefon, das auf dem kleinen Stehtisch lag.
    »Monsieur LeBlanc? Hier sind zwei Gentlemen, die zu Ms. Reese wollen. Sie sagen, es wären Freunde. Ihre Namen? Oh, Moment bitte... Artur und Hari. Ja. Gut.«
    Sie lächelte die beiden an. »Danke für Ihre Geduld. Gehen Sie einfach nach hinten durch - sehen Sie, wo die Kellner hingehen? Mr. LeBlanc wird Sie am Eingang zur Küche empfangen und Sie zu Ms. Reese bringen.«
    »Danke.« Artur neigte den Kopf, und Hari folgte seinem Beispiel. Obwohl sich der Krieger weit weniger vornehm fühlte oder an seine guten Manieren dachte. Auch wenn er erzogen worden war, anderen mit Respekt zu begegnen, hatte er eher den Eindruck, sich auf einer Art Schlachtfeld zu befinden, statt einer geliebten Person einen einfachen, zivilisierten Besuch in einem Restaurant abzustatten.
    »Du solltest an deinem Lächeln arbeiten«, merkte Artur an. Dabei grinste er lässig, aber seine Augen wirkten alles andere als amüsiert. Hari folgte seinem Blick und musterte die drei Männer in den Anzügen, die Dela beobachtet hatten. Sie schienen Hari und Artur zu erkennen und rutschten unbehaglich auf ihren Stühlen herum.
    »Ich hebe mir mein Lächeln für Delilah auf«, antwortete Hari und unterdrückte gerade noch ein dunkles Grollen.
    »Und genau deshalb mag ich dich«, antwortete Artur und deutete mit einem knappen Nicken auf Wens Leibwächter. Die beiden Gruppen der Männer hätten sich fast berühren können. Es hätte genügt, einen Finger auszustrecken, aber Artur und Hari gingen einfach nur an ihnen vorüber und traten in einen sonnengelben Flur, in dem Pierre LeBlanc sie bereits vor den Schwingtüren der Küche erwartete, aus der Dampf drang.
    »Sie also sind Delas Freunde«, erklärte der Franzose, nachdem er sie prüfend betrachtet hatte. »Ich nehme an, es gibt einen Grund, dass zwei kräftige Männer Dela erlauben, sich diesem Batard allein zu stellen? Er hat ihr Handgelenk malträtiert.«
    Haris Kiefer schmerzten, so fest biss er die Zähne aufeinander. »Ich versichere Ihnen«, stieß er schließlich hervor, »dass es nicht unser Wunsch war, Dela auch nur in die Nähe dieses Mannes zu lassen.«
    Pierre knurrte. »Sie hat eine hohe Meinung von Ihnen. Ich nehme an, sie weiß, wovon sie redet.«
    Ganz offenkundig teilte Pierre LeBlanc Delas glühende Einschätzung nicht. Das konnte ihm Hari schlecht verübeln. Er selbst konnte sich keinen Grund ausdenken, warum er einen Mann respektieren sollte, der seinen Freunden und Geliebten erlaubte, sich allein einer Gefahr zu stellen. Unglücklicherweise verstand Dela es aber ganz ausgezeichnet, ihn dazu zu bringen, Dinge zu tun, die er normalerweise niemals auch nur in Betracht gezogen hätte.
    Doch das war das letzte Mal, versprach er sich. Mein Herz erträgt nicht mehr. Es ist mir lieber, wenn Dela wütend auf mich ist, als dass sie sich allein in Gefahr begibt.
    Artur und Hari fanden Dela in einer ruhigen Ecke der Küche, wo sie auf einem Stuhl hockte, einen Eisbeutel um das Handgelenk gewickelt und einen Becher mit dampfender Schokolade in der Hand. Krampfhaft unterdrückte sie ein Zittern, und Hari schlang seine Arme um sie.
    »Dela.« Pierre legte seine Hand auf ihre Schulter. »Bist du in Schwierigkeiten?«
    Dela löste sich zögernd von Hari. »Nein, Pierre. Mr. Zhang ist bloß ein Kunde, und zwar einer, der sehr schwer zufrieden zu stellen ist. Seine Forderungen sind unvernünftig, außerdem ist er grob und gedankenlos. Nach diesem Erlebnis heute Abend werde ich jeden Kontakt zu ihm abbrechen.«
    »Wie du meinst«, gab Pierre zurück, obwohl seine Augen scharf und klug funkelten. Er klopfte ihr leicht aufs Knie. »Versuch das nächste Mal, etwas vorsichtiger zu sein, wenn du einen Auftrag annimmst, okay?«
    Mit einem scharfen Blick auf Artur und Hari ging er davon und inspizierte seine Köche.
    Hari hob vorsichtig den Eisbeutel von Delas Handgelenk und sog scharf die Luft ein.

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