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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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meine, denken Sie nur an Hari. Wir alle sagen, er ist magisch, stimmt’s? Aber es könnte auch wissenschaftlich zu belegen sein. Wir wissen einfach nicht genug, um das mit Sicherheit sagen zu können.«
    »Jetzt hast du mich aber zutiefst beeindruckt«, spottete Dean. Eddie errötete.
    »Eddie hat recht«, stimmte Hari ihm zu. »Der Magier könnte ebenfalls viele Dinge tun, zu denen ihr fähig seid, aber er war auch in der Lage, Kräfte anzuzapfen, die es ihm erlaubten, die Realität nach seinen Wünschen zu pervertieren.«
    Blue runzelte die Stirn. »Aber seine Macht muss Grenzen haben, sonst gäbe es eine Geschichte über seine Aktivitäten, irgendwelche Aufzeichnungen. Sowie du ihn beschreibst, hätte dieser Magier sonst bestimmt versucht, ganz Asien und Europa zu erobern.«
    Hari schüttelte den Kopf. »Der Magier war mächtig, aber allein. Ihr selbst demonstriert eure Fähigkeiten ja auch nicht, außer vor anderen eurer Art. Warum? Weil ihr eine Minderheit seid. Der Magier ist über die Berge in unser Land gekommen, aus einer Gegend noch östlich von China. Und ihm folgten Geschichten von Aufständen und Revolten. Wir haben immer vermutet, dass er vertrieben wurde, auch wenn wir nie erfahren konnten, warum oder wie. Unsere Wälder waren gut für ihn geeignet. Dort lebten nur sehr wenige richtige Menschen, und die Gestaltwandler hatten nichts gegen Magie. Bis er sich gegen uns gestellt hat.«
    »Trotzdem...« Dela tippte mit dem Fingernagel auf das Tischtuch.
    »Merlin«, sagte Blue.
    »Morgana.«
    »Baba Jaga?« Artur zuckte die Achseln.
    Hari kannte zwar all diese Namen nicht, aber er spürte doch, dass sie Bedeutung hatten. »Waren das Leute wie der Magier?«
    »Legendäre Zauberer, Magiewirker«, erklärte Dela. »Märchen, die man Kindern erzählte. Angeblich ebenso wenig real wie griechische Götter oder andere Mythen.«
    Hari lächelte. »Auch Menschen waren einmal ein Mythos. Ein Traum, der Fleisch wurde, als sich Tiere verschiedener Rassen paaren wollten. Sie waren gezwungen, einen gemeinsamen Körper zu finden, und stellten sich eine Gestalt vor, die alle Vergnügen empfinden konnte, die das Herz ausdrückte. Das Problem war nur, dass die Kinder, die aus solchen Vereinigungen entstanden, durch und durch menschlich waren. Manchmal konnten auch sie ihre Gestalt wandeln, aber meist blieben sie in dieser einen Form gefangen. Sie wuchsen und vermehrten sich, und nach einer Weile wurde es Gestaltwandlern verboten, sich außerhalb ihrer Art fortzupflanzen.«
    »Das ist ja eine entzückende Geschichte«, befand Dela.
    »Ich nehme an, Menschen waren nicht verboten.« Dean zwinkerte ihr zu.
    »Nein, niemals.« Hari lachte. »Die Kinder eines männlichen Gestaltwandlers und einer Menschenfrau erben immer die Eigenschaften des Vaters, während bei unseren Frauen die Chancen halbiert sind.«
    Er sah Dela an. Sie betrachtete ihre Hände, und ihre Wangen glühten. Bleu und Dean versuchten, ein Lächeln zu verbergen, während Artur ernst wirkte. Eddie dagegen schien von seinem Sandwich vollkommen fasziniert zu sein.
    »Entschuldigung«, sagte Hari verwirrt. »Was habe ich Falsches gesagt?«
    Dean verzog das Gesicht. »Du bist ein männlicher Gestaltwandler, Hari. Wer soll denn die Mutter deiner Kinder sein?« Hari starrte erst ihn und dann Dela an. Sie durchbohrte Dean förmlich mit ihren Blicken.
    Hari fand nicht die richtigen Worte. Er hatte nicht darüber nachgedacht, als er gesprochen hatte, aber natürlich war Dela diejenige, nach der es ihn verlangte. Sein Herz schlug bis in seinen Hals, und er verkrampfte sich unwillkürlich bei der Vorstellung, sie würde sein Kind in sich tragen. Das war eine Fantasie, der er seit vielen Tagen nachhing.
    In ihren kurzen Gesprächen über die Zukunft hatten sie das Thema Kinder zwar auch gestreift, aber Hari war aufgefallen, dass Dela ihre Gefühle in dieser Frage niemals sicher geäußert hatte. Wenn sie kein Kind mit ihm wollte...
    Sein Gesicht wurde heiß, sein Magen brannte. »Entschuldige, Delilah. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    Sie sah ihn an, und ihre Augen glühten genauso wie ihre Wangen und waren dunkel vor Verheißung. »Du hast mich nicht in Verlegenheit gebracht, Hari. Das einzig Schockierende an diesem Tisch hier sind Deans Manieren.«
    »Autsch!«, machte Dean und rieb sich die Brust.
    *
    In dieser Nacht schmiegte sich Dela in Haris Arme und küsste ihn zart auf den Hals. »Ich weiß, dass wir schon vor dem heutigen Abend über Kinder

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