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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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unmerklich schwächer.
    »Dreizehn«, erwiderte sie kläglich.
    Ein raues Stöhnen entrang sich seiner Kehle. »Delilah?«
    »Ja?«
    »Erinnerst du dich an unser Gespräch über Kontrolle?«
    »Ehm, ja.«
    »Gut. Bitte komm mir nicht mehr nahe, sonst vergesse ich möglicherweise, dass ich sie besitze.«
    Dela erschauerte am ganzen Körper, ihre Brustspitzen bohrten sich deutlich sichtbar gegen ihr T-Shirt. Hari schloss hastig die Augen, als sie plötzlich wieder aufflammten.
    O ja, es würde ein sehr langer Flug sein.
    *
    Hari wagte nicht, Dela anzufassen, bis sie schlief, und selbst dann streichelte er sie nur sehr vorsichtig. Die Lichter waren schon lange gedimmt worden, und nur sein außergewöhnliches Sehvermögen erlaubte ihm, die sanften Linien ihres Gesichtes zu erkennen, ihre einladenden Lippen.
    Dela war das Einzige, was ihn bei Verstand hielt. Die Dunkelheit, die Enge, alles war viel zu viel. Hari erinnerte sich nicht daran, wie sich die Zeit in der Schatulle anfühlte, weil er in dieser Zeit glücklicherweise schlief. Doch er war zum Teil noch Tiger, und das Tier in ihm hasste es, eingesperrt zu sein.
    Hari rutschte leise auf dem Sitz herum. Er musste aufstehen, gehen, sich strecken. Aber er wollte nicht von Delas Seite weichen. Er traute ihren Versicherungen nicht, dass sie in diesem merkwürdigen Gefährt sicher waren. Dela schien trotz ihres Mutes und ihrer Intelligenz merkwürdig naiv zu sein, wenn es um ihre eigene Sicherheit ging. Ganz offensichtlich war sie an eine sichere, behagliche Welt gewöhnt, in der Paranoia fürs Überleben überflüssig war. Nicht dass Hari sich diesbezüglich als Experten hätte bezeichnen können. Er hatte nie versucht, das Leben seiner Meister über die strikteste Deutung ihrer Befehle hinaus zu schützen, und da er unsterblich war, hatte er sich nie um seine persönliche Sicherheit kümmern müssen.
    Also war es ziemlich neu für ihn, auf diese Weise jemanden zu beschützen. Sein einziger Vorteil bestand darin, dass er weit mehr Gewalt erlebt hatte als Dela, dass er der Dunkelheit ausgesetzt gewesen war, dem heimtückischen Kriechen kleiner, kalter Herzen. Hari erwartete Grausamkeit und Verrat. Dela nicht.
    Aber ich bin der Narr, dachte er, als er noch einmal den Schrecken dieses Morgens durchlebte. Er war so dumm gewesen, er hätte sie niemals allein gehen lassen sollen, doch der Ruf der Duftspur dieses geheimnisvollen Gestaltwandlers war zu stark gewesen, ein Zwang, den er nicht so einfach hatte abschütteln können. Er hatte ihm folgen müssen und war zu schwach gewesen, sich dagegen zu wehren.
    Und das hätte Dela beinahe das Leben gekostet.
    Es war viel zu knapp gewesen. Sein Herz raste noch immer, setzte kurz aus, wenn er sich an den Anblick erinnerte, wie der Mörder die Hand zum Wurf hob. Bei dem Schrei, den er ausgestoßen hatte, hatte sich Dela umgedreht, gerade noch rechtzeitig. Gerade noch.
    Hari beobachtete sie im Schlaf und wünschte sich, sie in die Arme zu ziehen. Er sehnte sich nach ihrem beruhigenden, kühlen Duft, nach ihrer weichen Haut auf der seinen. Er musste sich vergewissern, dass sie echt war, dass dies nicht nur ein merkwürdiger Traum war. Aber wenn er sie jetzt küsste, wenn er mehr als ihre Hand berührte, würde er sich vergessen. Das Biest in ihm gierte nach ihr, verlangte nach ihrem Geschmack, nach ihrem Duft.
    Sie ist zwar menschlich, aber wenn ich sie in meiner Zeit getroffen hätte, vor dem Fluch, so hätte ich sie trotzdem zu meiner Partnerin gemacht. Ich hätte in den Schatten des Waldes um sie geworben, weit entfernt von neugierigen Augen, unter dem grünen Blätterdach und dem blauen Himmel.
    Und jetzt? Was würde er jetzt tun? Er hatte sich an die Einfachheit gewöhnt, wenn auch durch die Sklaverei, aber jetzt hatte er Wahlmöglichkeiten. Die Wahl - Dela zufolge - zu tun, was er wollte.
    Alles konnte er tun, nur nicht von ihrer Seite weichen. Und dafür war er dankbar.
    *
    Sie stürzten nicht ab, sie brannten nicht aus, und als das Flugzeug dreizehn Stunden später landete, blieb Dela in einer vollkommen »rasereifreien« Zone. Sie wusste nicht, ob sie darüber froh oder enttäuscht sein sollte. Öffentliche sexuelle Akte hatten noch nie verlockend auf sie gewirkt, aber wenn sie an Hari in dem Sitz neben sich dachte, der dort sozusagen in seinem eigenen Saft schmorte, dann hörte sich Geschlechtsverkehr a la Erster Klasse doch zunehmend besser an.
    Aber vielleicht ist es auch gut so, dachte sie, als sie die Erleichterung auf

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