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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Dose, und Blue lehnte sich an den Tresen. Er hatte Ringe unter den Augen, wirkte zerknittert und müde, und sein langes, schwarzes Haar löste sich aus seinem Zopf. Dela hatte das Gefühl, dass sie noch viel schlimmer aussah. Sie hatte sich nicht einmal umziehen können, ihre Kleidung war immer noch von Haris Blut verschmiert.
    »Ich habe nicht klar gedacht, als ich es tat«, gestand sie schließlich. »Ich habe gefühlt, wie die Kugel den Lauf verließ, habe die Metallhülle in meinem Kopf erkannt und ihr einfach nur gesagt, sie sollte... stehen bleiben.«
    »Stehen bleiben?«
    »Stehen bleiben.«
    Blue runzelte die Stirn. »Wir sollten ein paar Experimente durchführen. Du warst schon immer empfänglicher für Metall, vertrauter damit. Vielleicht hat die Vertrautheit es dir erleichtert, die Kugel festzuhalten.«
    »Cool«, rief sie, obwohl sie sich überhaupt nicht so fühlte. Sie hatte ohnehin schon genug zu tun, auch ohne dass ihre Psi-Kräfte unerwartete Dinge machten. Selbst wenn es gute unerwartete Dinge waren. Sie drückte sich die kühle Getränkedose gegen den Hals. »Ich möchte dich etwas fragen, Blue. Hast du dir jemals vorgestellt, dass dein Leben so verdreht werden könnte?«
    Blue lächelte. »Das hier ist vollkommen in Ordnung, Dela.«
    Als sie die Brauen hob, lachte er. »Nein, wirklich. Ich habe Freunde, vor denen ich mich nicht verstecken muss. Ich helfe Menschen, rette Leben und bringe die Bösen Buben zur Strecke. Soweit es mich betrifft, ist das alles. Ein Traum. Da macht es auch nichts, wenn es ab und zu ein wenig heikel wird. Das ändert gar nichts.«
    Dela wollte etwas erwidern, aber die Worte, die sie hatte sagen wollen, klangen irgendwie nicht angemessen. Stattdessen küsste sie Blue auf die Wange. »Danke«, sagte sie, während er überrascht blinzelte. »Das musste ich hören.«
    »Gern geschehen.« Er lächelte. »Und jetzt sieh nach deinem Herkules. Dean hat angerufen, als ich aus dem Krankenhaus kam. Er sagte, dein Freund spucke Kugeln.«
    »So kann man es auch ausdrücken«, meinte Dela. »Danke, dass du so ein guter Freund bist, Blue.«
    »Gleichfalls«, erwiderte er und hob grüßend die Bierdose.
    Dela ging zu ihrem Schlafzimmer zurück und öffnete vorsichtig die Tür. Hari lag immer noch auf dem Bett. Er war nach wie vor blutverschmiert, auf seiner Brust und seinem Bauch lagen Kugeln.
    Als sie eintrat, schlug er die Augen auf.
    »Delilah!«, flüsterte er. Seine Erleichterung war mindestens so groß wie ihre. Er ließ die Augen wieder zufallen, als Dela sich neben ihn setzte. Eine Weile sagten sie nichts.
    »Ich hatte keine Ahnung«, brach er schließlich das Schweigen. »Solche Waffen machen Männer wie mich überflüssig.«
    Dela schüttelte den Kopf, obwohl Haris Augen noch geschlossen waren und er ihre Geste nicht sehen konnte. Sie nahm sein Gesicht zwischen die Hände, ignorierte den Gestank des Blutes und küsste ihn auf die Lippen. »Du bist keine Waffe. Du bist ein Mann. Ein guter Mann. Du bist niemals überflüssig.«
    Hari lächelte und strich mit den Fingern durch Delas Haar. Dann zögerte er, als bemerkte er erst jetzt seine blutverschmierte Haut. Er versuchte, sich aufzurichten. Kugeln rollten von seiner Brust und seinem Bauch auf das Bett und fielen mit einem dumpfen Klappern zu Boden. Dela legte ihm die Hände auf die Schultern.
    »Ich muss baden«, sagte er, unterbrach sich jedoch plötzlich mit einem Keuchen. »Delilah! Du bist vollkommen blutig!«
    »Es ist dein Blut«, erwiderte sie rasch. »Weißt du noch?«
    Hari nickte, aber sein Blick war beinahe furchtsam.
    »Dieser Mann hat seine Waffe auf dich gerichtet. Ich dachte, ich würde sterben, als ich das sah. Ich konnte mich nicht schnell genug bewegen, um ihn aufzuhalten.« Hari packte ihr Handgelenk mit seiner großen Hand und drückte ihre Handfläche auf seine Wange. »Ich habe mich für so stark gehalten, für einen so großen Krieger, und geglaubt, dass ich diese Männer erwischen würde, bevor sie dir oder Eddie etwas tun könnten. Ich war überheblich, Delilah. So überheblich, dass ich nicht gemerkt habe, wie langsam ich geworden bin.«
    »Es ist schon lange her, seit es dich interessiert hat, wer lebt und wer stirbt.«
    »Das ist wahr«, gab er zurück. »Wir können uns beide glücklich schätzen, dass du dich und Eddie retten konntest.«
    »Ich habe die Kugel aufgehalten.« Sie flüsterte die Worte. Ich habe eine Kugel aufgehalten.
    Forschend betrachtete Hari ihr Gesicht. »Wenn das so heißt, dann

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