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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Wasser aus ihm herausströmt.« Er sah Dela an. »Ich nehme an, die Tatsache, dass Hari von Kugeln durchsiebt wurde und immer noch atmet, ist ein wenig schwierig zu erklären, oder?«
    »Versuch es mit unmöglich«, murmelte Artur, der seine Waffe ins Halfter schob. Er schlang sich Haris anderen Arm über die Schulter, und dann schleppten ihn die beiden Männer in Delas Schlafzimmer.
    Hari hustete unterwegs Blut, und seine Lungen gurgelten wie eine alte Klimaanlage. Er wollte Dela etwas sagen, aber als sie ihn rücklings auf das Bett legten, sackte sein Kopf zur Seite, und er verlor das Bewusstsein.
    Alle suchten nach seinem Puls... Er war noch da, langsam, aber stetig.
    »Pervers«, murmelte Dean. »Du hast wirklich ein Talent, dir die richtigen Männer auszusuchen, Honey.«
    Dela erwiderte nichts. Sie sank auf den Bettrand, schlang sich die Arme um den Leib und unterdrückte ein Schluchzen.
    »Na, na.« Dean drückte ihr einen Kuss aufs Haar. »Wird alles gut, Dela.«
    Warme Hände berührten ihre Wangen und hoben ihren Kopf an. Artur hatte seine Handschuhe ausgezogen. Er hatte sie noch nie mit seiner bloßen Haut berührt. Er erschauerte, und seine Augen wurden dunkel vor Mitgefühl.
    »Nichts hält für ewig an«, flüsterte er. »Aber das hier... wir alle, und Hari... wir werden noch eine Weile bei dir bleiben. Wir sind noch nicht erledigt. Und du bist nicht allein.«
    Die Faust, die ihr Herz zu umklammern schien, lockerte sich etwas. Dela holte bebend Luft. »Danke«, sagte sie. Ihre Dankbarkeit umfasste alles, seine Freundlichkeit, seine Freundschaft und seine bloße Anwesenheit.
    Er nickte und streifte die Handschuhe über. Dean klopfte ihr liebevoll auf die Schulter.
    Danach kehrten die beiden Männer ins Wohnzimmer zurück, um sich der Leichen anzunehmen. Dela blieb bei Hari, strich mit den Fingern durch sein Haar, den einzigen Teil seines Körpers, der nicht von Blut bedeckt war. Die Ereignisse gingen ihr immer wieder im Kopf herum, wie ein Endlosfilm.
    Sie sah, wie Hari sein Schwert hob und einen Eindringling tötete. Sie beobachtete, wie sie auf ihn schossen, wie Kugeln in seine Brust und seinen Bauch einschlugen, das Blut aus den Wunden spritzte. Sie sah zu, wie Eddie stürzte, und fühlte, wie sie zwischen ihn und eine Pistole sprang; sah die Kugel, die auf ihre Brust zuraste.
    Dela riss sich aus ihren Gedanken und betrachtete Haris schlaffes Gesicht. Er hatte während des ganzen Kampfes keinen einzigen Laut ausgestoßen, keinen Schmerzensschrei von sich gegeben. Stattdessen hatte er kerzengerade, entschlossen und wütend dagestanden und seine Feinde angestarrt. Als wären die Kugeln in seinem Leib nicht der Rede wert.
    Sie fragte sich voller Entsetzen, welche schlimmeren Qualen als einen ganzen Körper voller Kugeln Hari wohl während seiner Versklavung erduldet haben musste. Etwas viel Schrecklicheres, das er immer und immer wieder erlebt hatte, neben dem seine jetzigen Verletzungen in gewisser Weise leicht zu bewältigen waren.
    Sie hörte ein schmatzendes Geräusch. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr und sah hin, als eine von Haris Schusswunden merkwürdig zitterte. Der Rand des Lochs bewegte sich wie ein grotesker Mund. Dela nahm Metall wahr, sacht schimmernde Rundungen. Die Kugel plumpste aus Haris Körper und rollte von seinem Bauch auf das Bett. Und vor ihren Augen schloss sich die Wunde, und die Haut zog sich zusammen. Eben noch ein blutiges Loch und jetzt... nichts mehr. Gar nichts. Nur glatte Haut.
    Dela kam sich vor wie in einem Horrorfilm. Sie erwartete fast, dass dem Geschoss Arme und Beine wuchsen und es einen kleinen, grotesken Tanz auf dem blutigen Bettlaken aufführte.
    Es wiederholte sich, ein langsamer Prozess, in dem die Projektile abgestoßen wurden. Dela stimmte sich auf die Kugeln ein, lauschte ihnen, während Haris Körper sie abstieß. Sie hat-ten jedoch keine Geschichte zu erzählen, und nach einer Weile fuhr sie ihre mentalen Schilde wieder hoch. Es war schon schlimm genug, sich das anzusehen; sie wollte es nicht auch noch empfinden müssen.
    Dela wusste nicht, wie viel Zeit verstrich, verloren in der Betrachtung Haris, der sich selbst heilte, bis Dean schließlich die Tür öffnete. Er bedeutete ihr, ihm zu folgen. Seufzend drückte Dela einen zärtlichen Kuss auf Haris Stirn, während sie sich der Kugel sehr deutlich bewusst war, die sich gerade unmittelbar neben ihr aus seiner Schulter wand.
    »Wie geht es unserer Schlafenden Schönheit?«, fragte Dean, als

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