Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger
machte mir ein Zeichen, zu ihm auf die Couch zu kommen, und ich gehorchte. Das leere Gefühl überkam mich wieder, aber diesmal war noch etwas anderes dabei, eine Art ungezähmter Energie. Peter hatte mir gesagt, ich solle ihm zuzwinkern, unser geheimes Zeichen, wenn ich mit ihm in den Keller gehen wollte. Doch irgendwie hatte ich den Unterschied zwischen einem Blinzeln und einem Zwinkern vergessen. Ich hörte ein leises Summen und schaute hinüber zu den roten Samtvorhängen. Das Summen schien von dort zu kommen, aber gleichzeitig ging es von Peter aus. Ohne besonderen Grund musste ich an den violetten Kamm denken. Dann dachte ich an Poppa, an die Schere der Friseuse und an seine Worte, er würde mich auch hassen.
»Peter, ich will das nicht sehen, was jetzt kommt. Der Teil, wo sie E.T. in den Leichensack stecken. Ich weiß noch, dass ich Angst bekommen habe, als ich das im Kino gesehen habe.« Ich zwinkerte Peter zu, jetzt wusste ich wieder, wie es ging.
Peter bat Mommy, den Rest des Films mit Karen zu schauen; wir würden eine Weile nach unten gehen, um die Katzen zu füttern und ein bisschen mit ihnen Murmeln zu spielen, da ich den Film nicht mehr sehen wolle.
»Ich komme auch mit!«, rief Karen, aber Peter sagte: »Ich will nicht, dass du auf der Kellertreppe ausrutschst. Da brichst du dir noch das Genick.« Er reichte Mommy das Video von Susi und Strolch . »Wenn sie keine Lust mehr auf E.T. hat, leg das hier ein.« Karen schmollte, doch Peter warf ihr einen strengen Blick zu, der sagte: Wag es nicht! Karen legte sich wieder hin. Seit Peter ihr den Hintern versohlt hatte, schien sie mehr Respekt vor ihm zu haben.
Ich ging als Erste die rot ausgelegten Stufen hinunter; ich führte Peter an der Hand. Als wir die Holztür neben der Wohnung im Erdgeschoss erreichten, sah er mich nervös an. »Bist du dir sicher? Tu nichts, was du nicht willst. Wir können zurückgehen. Wir müssen das nicht tun.«
»Du hast heute Geburtstag. Ich will es dir schenken.«
Zum ersten Mal hatte ich keine Angst, die weichen Holzstufen hinunterzusteigen. Ich hatte das Gefühl, völlig leer zu sein: keine Angst, keine Kraft, leer. Peter fragte immer wieder, ob es mir gutginge. Ich nickte. Kaum knipste er das Licht an, kamen die Katzen aus den Ecken gerannt und bettelten um Futter. Peter schüttete aus der riesigen Tüte etwas in ihre Keramikschalen. Ich stand daneben, reglos, und wartete auf das Kribbeln und Prickeln, das mir verriet, wenn mein Körper einschlief.
Peter kam zu mir und sah mir in die Augen. »Du bist wunderschön, weißt du das?«
Ich nickte und sah den Katzen beim Fressen zu.
»Liebst du mich?«
Wieder nickte ich.
»Kannst du das auch sagen?«
»Ich liebe dich.«
»Dir ist doch nicht kalt, oder?«
Ich schüttelte den Kopf, obwohl es ein bisschen kühl war.
»Vielleicht gehen wir doch besser nach oben«, sagte Peter. »Du machst keinen sehr glücklichen Eindruck. Du lächelst nicht.«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Ich meine, du musst überhaupt nichts tun. Mit dir zusammen zu sein, das reicht mir. Du musst nichts tun, was du nicht willst.«
Ich schwieg weiter. Ich konzentrierte mich darauf, glücklich und entspannt zu wirken.
»Ich meine, was möchtest du jetzt gerne tun? Irgendwas Besonderes?«
»Sag du es! Ich tu alles, was du willst. Du hast heute Geburtstag, und ich tu alles.« Ich hielt inne. »Herzlichen Glückwunsch!«
Auf einmal schlang er die Arme um mich und drückte mich beinahe zu fest an sich. »Ich liebe dich so sehr. Margaux, du verstehst das nicht. Margaux, Margaux. Es gibt niemanden wie dich. Niemanden auf der Welt. Du bist für mich gemacht. Du bist mein Schutzengel. Du bist meine große Liebe. Es ist nicht falsch, dich zu lieben, nicht wenn es so schön ist, verliebt zu sein. Es ist nicht falsch, jemand so Schönes zu lieben. Wir sind füreinander geschaffen, vergiss, was die anderen sagen. Vergiss alles – wir sind die einzigen Menschen auf der Welt, die wichtig sind: du und ich.«
Da küsste ich ihn und schob ihm meine Zunge in den Mund. Eine Zeitlang küssten wir uns. Dann legte ich die Hand auf den Schritt seiner Jogginghose.
»Du hast doch keine Angst vor mir, oder?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich liebe dich, Margaux. Es gibt niemand anderen für mich. Für niemand sonst empfinde ich so. Ich liebe dich bedingungslos. Du hast große Macht, unglaubliche Macht über mich, und ich vertraue dir. Ich vertraue dir mein Leben an.«
Ich zog seine Hose herunter; die plötzliche
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