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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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wenn sie sagen, dass sie ihn überrascht hat; sie hat ihn geküsst. Es war ein großes Theater um nichts.«
    Poppa hielt das Armband gegen das Licht, um seine Arbeit zu begutachten. »Das ist für Paula, ein Mädel, das ich kenne. Ich tue den Leuten gerne Gefallen. Repariere etwas umsonst. Es macht mich glücklich, wenn ich weiß, dass ich zu Diensten sein kann. Ich bin kein egoistischer Mensch, nicht so wie diese Schlampe in Connecticut.«
    »Na, Peter hat auch versucht, uns zu helfen. Er kam nur nicht bei uns herein, weil er sein Werkzeug nicht dahatte. Er hat uns aber was zu essen gegeben.«
    »Was gab’s denn?«, fragte Poppa und ging zu seinem Schrank, um Armband und Lupe zu verstauen.
    Mommy zögerte. »Einen Rest von Kentucky Fried Chicken. Das ist gut für Margaux. Eiweiß. War nicht so schlimm, dass es Fastfood war. Wenigstens hat sie was gegessen.«
    »Hat sie viel gegessen?«
    »Zwei Schenkel und eine Portion Kartoffelpüree mit Sauce.« Mommy log. Ich hatte nur einen halben Schenkel und ein paar Kekse gegessen. Poppa öffnete den Kühlschrank, holte eine Avocado heraus und begann, sie zu schälen. »Deine Schwester und dieser Mann. Sie lieben dich. Alle lieben dich und deine Tochter. Ich bin froh, dass dieser Mann nicht in mein Haus konnte! Darüber bin ich froh! Wahrscheinlich würde er versuchen, meinen Schmuck zu stehlen. Tu mir einen Gefallen: Du kannst mit ihr dahin gehen, aber bring diesen Mann niemals hierher! Tu mir nur diesen einen Gefallen!«
    »Du bist eingebildet. Das bist du.«
    »Eingebildet. Na gut. Ich bin eingebildet, weil ich mir meine Kleidung bügeln lasse! Weil meine Schuhe poliert sind! Ich bin eingebildet! Schön! Geht ihr in diesen Schweinestall! Da könnt ihr euch benehmen wie die Schweine, ist ja keiner da, der euch zur Ordnung ruft. Ihr seid jetzt frei – ihr könnt euch in diesem dreckigen Haus wie die Schweine aufführen, ihr beide, und ich will nichts davon wissen, was ihr da tut! Es interessiert mich nicht!«
    ***
    In der Pfanne brutzelte Speck, Fettspritzer schossen heraus. Peter in einem weißen T-Shirt und seinem grauen Overall voll weißer Farbkleckse drehte den Speck mit einem Pfannenwender um. Paws kam schwanzwedelnd in die Küche getrottet. Er wirkte dicklicher als früher, und sein Fell war verfilzt, als müsste er mal wieder ordentlich gebürstet werden. Ich hatte ihn so glänzend in Erinnerung wie die gepflegten Hunde aus der Alpo -Hundefutterwerbung, doch vielleicht war er immer schon struppig gewesen. Dennoch war er der freundlichste Hund der Welt. Er setzte sich auf den Linoleumboden, hechelte und gab Peter Pfötchen.
    »Du bist vielleicht mal ein Bettler«, sagte Peter und gab ihm einen Hundekeks. »Armselig.« Er streichelte Paws’ Kopf und kraulte ihn hinter den Ohren.
    »Du gibst ihm immer nach, Peter«, sagte Mommy. Sie saß gemütlich auf einem der Küchenstühle, ich hingegen war zu aufgeregt, um mich zu setzen. Ich flitzte von der Vitrine zum Herd, wo die Topflappen mit dem Kuhmuster an einem Holzregal hingen, und wieder zurück. Ich trug einen hoch angesetzten Pferdeschwanz, zusammengehalten von einem mit schwarzem Plüsch umnähten Haargummi, eine superenge Jeans mit schwarzer Spitze auf den Taschen und einen grauen Body mit einem kleinen Metallreißverschluss. Der Reißverschluss war geöffnet, damit man meinen Ausschnitt sehen konnte, den ich für eine Elfjährige ganz beachtlich fand; ich trug B-Körbchen, während Irene und Grace nur A brauchten. Peter hatte gesagt, ich würde »fülliger«, bald würde er die Jungen mit einem Stock fernhalten müssen. Wir sahen uns erst seit ein paar Monaten wieder regelmäßig, aber meine Mutter war der Meinung, ich hätte bereits ein wenig zugenommen. Selbst mein Teint hätte sich gebessert, fanden wir. Peter hatte meine Mutter überzeugt, ihre Notreserve für Make-up von L’Oréal und einen Kompaktpuder von Revlon auszugeben, die gemeinsam beim Kaschieren meiner Akne Wunder wirkten.
    »Soll ich wirklich diesen ganzen Schinkenspeck braten?« Peter zeigte mir die Packung mit dem rosa Fleisch, das von weißen Streifen durchzogen war. »Das Weiße hier, das ist alles Fett. Ich weiß nicht, wie gesund das ist. Willst du das wirklich alles essen?«
    Ich nickte. Peter war mit uns zu Pathmark gegangen und hatte gesagt, ich dürfe mir etwas aussuchen, er würde es kochen. Ich hatte mich für die große Packung Schinkenspeck entschieden, nachdem ich auch mit einer gefrorenen Pfannenpizza geliebäugelt hatte. Der

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