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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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der Schale. Ich drückte mein Gesicht an seine Schulter; er trug ein Frotteehemd, das weich an meiner Haut war.
    »Du hast das Handtuchhemd an, das mag ich gern. Ich wäre so gerne gekommen. Du hast das so gut gemacht, aber ich bekomme mal wieder nichts hin. Vielleicht ist es hier unten zu kalt. Vielleicht ist es zu kalt und zu still, ich fühle mich hier wie ein Geist. Lass uns nie wieder hier runtergehen, nie mehr, ja?«
    »In Ordnung.«
    »Ich habe das hier schon immer gehasst. Ich habe den Keller immer gehasst.«
    »Das hast du mir nie gesagt. Liebling, meine Prinzessin, meine Süße, mein Schnuckelhäschen, Schmetterlingsmädchen, sag mir einfach nur die Wahrheit, sag immer die Wahrheit.«
    »Ich hasse es nicht richtig«, beeilte ich mich zu sagen. »Aber ich habe das Gefühl, als würdest du mich hier unten verstecken. Ich möchte dich in aller Öffentlichkeit küssen. Ich möchte dir mitten im Pathmark die Hose runterziehen und mit dir dort Sex haben. Mir ist egal, was die anderen sagen! Die Leute sind so blöd! Warum können wir nicht einfach heiraten?«
    »Mach dir keine Gedanken über das, was andere sagen«, erwiderte Peter. »Natürlich hätten sie was dagegen. Es ist egal. Wir haben unsere eigene Welt. Andere Leute haben nichts mit uns zu tun.«
    »Haben sie doch, Peter! Du hast es sogar selbst gesagt! Du hast gesagt, wir dürfen nicht mehr Händchenhalten, wenn wir auf der Straße sind, weil die Leute uns komisch angucken! Ab einem bestimmten Alter halten Töchter nicht mehr Händchen mit ihrem Vater! Jeden Tag können die Leute anfangen, Gerüchte zu verbreiten! Jeden Tag, hast du gesagt, jeden Tag jetzt! Ich sage: Lass sie reden! Am liebsten würde ich die anderen zwingen, in einer Hölle zu leben, so wie ich, die schlimmer ist als ihre schlimmsten Alpträume. Leute wie die Bademeister im Schwimmbad oder Dr. Gurney und die Polizei oder wer auch immer sich hinstellt und sich eine Meinung über mich bildet, ohne mich zu kennen. Peter, wenn sie nur einen Tag in meinen Schuhen stecken würden und wüssten, wie glücklich du mich machst, wie sehr du mich liebst!« Es stimmte, die anderen waren gegen mich. Sie wollten mich leiden sehen. Selbst Winnie hatte nichts für mich übrig. Eine geheime Freundschaft, das hatte sie gewollt. Die ganze Zeit hatte ich allein zu Mittag essen müssen, weil sie nicht mit mir gesehen werden wollte. Dann hatte ich doch lieber gar keine Freundinnen!
    »Mein Liebes«, sagte Peter und zündete sich eine Zigarette an. »Wir müssen vorsichtig sein. Das ist einfach so. Du hast keine Ahnung, was hier auf dem Spiel steht. Wir reden von meinem Leben. Ich müsste ins Gefängnis. Das ist kein Witz. Wir können zärtlich miteinander sein, wenn wir unter uns sind, so wie jetzt. Nach außen hin müssen wir uns anders benehmen. Ich will nicht ins Gefängnis. Willst du, dass ich ins Gefängnis muss, Margaux? Selbst wenn du es nicht wolltest, könnte es so weit kommen. Eine falsche Geste, ein falscher Satz, und das war’s! Ehe ich ins Gefängnis müsste, würde ich mich umbringen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keine Sorge. Ich würde niemals etwas tun, das dich in Schwierigkeiten bringt. Das weißt du doch! Ich würde mir eher die Kehle durchschneiden, als etwas zu verraten.«
    »Mein Liebes«, sagte er wieder und legte einen Finger auf meine Lippen. »Wir wollen vergessen, dass es andere Menschen gibt. Wir wollen so tun, als wären wir auf unserem eigenen kleinen Planeten. Ich möchte dich so sehen, wie Gott dich geschaffen hat, in Gänze. Auch deine Füße, auch deine Kniekehlen. Ich liebe dich so sehr, dass ich dich genau so sehen will, wie du bist.«
    »Wo kein Kläger, da kein Richter«, murmelte ich.
    Ich setzte mich auf und zog Oberteil und BH aus. Ich streifte meine Socken ab und nahm das Samtband aus dem Haar. Nackt saß ich da und zitterte. Meine Brustwarzen waren hart. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper, und die Härchen auf meinen Armen stellten sich vor Kälte auf. Mir war gleichzeitig kalt und heiß, als hätte ich Grippe. Ich war schön, zumindest mein Körper mit seinen vollen Kurven, dem schlanken Hals, den langen Beinen, schmalen Füßen und dem glatten braunen Haar, das mir auf die Schultern fiel, leuchtend wie Baumharz auf meiner olivbraunen Haut. Ich war zwölf, und ich war eine Frau. Ich war zwölf, und die Liebe brannte in mir wie ein Lebenssaft. Peter kniete sich vor mich, als wäre ich seine Göttin, als sei ich der einzige Klang, den er vernehmen konnte, als

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