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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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andere Gedanken zu kommen.
    ***
    Das Nintendo führte zwar zu nichts als Streitigkeiten zwischen Peter und mir, erwies sich aber als einzigartige Gelegenheit für mich, Zeit mit Ricky zu verbringen. Samstags oder sonntags fuhr Peter gerne Inès mit dem Motorrad raus oder ging mit ihr essen; sie seien immer noch gute Freunde, sagte er, sie müssten hin und wieder etwas zusammen unternehmen. Inès bräuchte jemanden, mit dem sie über Richard und ihre Arbeit sprechen könne, denn beides machte ihr Stress. Damit die Zeit schneller verging, wenn Peter fort war, verabredete er mit Ricky, einem Mario-3-Profi, sich mit mir einen harten Kampf an der Spielkonsole zu liefern, während meine Mutter Zeitschriften durchblätterte, in der Küche telefonierte oder sich sogar mit Richard unterhielt. Es schien sie nicht zu stören, dass er ihr nicht zhörte.
    An diesen Nachmittagen mit Ricky zog ich ein enges Babydoll-Kleid, knappe Shorts oder eines meiner spitzengesäumten Bustiers an. Doch Ricky würdigte mich nie eines Blickes und sprach auch nicht mit mir; er starrte einfach nur auf die Mattscheibe, als setzte er alles daran, mich nicht wahrzunehmen. Ich war immer Mario, er war Luigi; jedes Mal verzichtete er auf das Privileg anzufangen, indem er mir wortlos den Controller reichte. Seine Augen lösten sich nie vom Bildschirm, und ich hatte Angst, ihn anzusehen, selbst aus dem Augenwinkel, damit er nicht auf die Idee kam, ich würde ihn mögen. Sowohl mein als auch sein Atem waren mir schrecklich bewusst, meiner klang manchmal zu flach, dann versuchte ich, ihn zu verschlucken, ungefähr so, wie ich in der Badewanne versucht hatte, unter Wasser die Luft anzuhalten, weil ich so zu ertrinken hoffte. Es kam mir vor, als würden wir sechs, sieben Stunden nicht miteinander sprechen, obwohl wir tatsächlich wohl nur halb so lange zusammen waren.
    Schließlich sagte ich eines Tages zu Peter, nachdem er von einem Ausflug mit Inès zurückgekommen war: »Ich glaube, Ricky will eigentlich nicht mit mir spielen.«
    »Warum nicht? Er liebt Super Mario 3 «, sagte Peter, trank einen Schluck Nescafé und griff nach dem Feuerzeug. Ich beobachtete, wie die Flüssigkeit darin hervorquoll und sich zu einer fingerhutgroßen Flamme entzündete.
    »Ich glaube, er mag mich nicht.«
    »Er ist schüchtern.«
    »Daran liegt es nicht. Er kann mich nicht leiden. Er hasst mich.«
    »Warum? Warum sollte er dich hassen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wenn ein Junge ein Mädchen mag, bringt er manchmal kein Wort heraus. Oder aber er macht sich schöne Gedanken …« Peter begann zu summen, und ich schlug mit der Faust gegen das Bett.
    »Was soll das? Margaux!«
    Ich schloss die Augen.
    »Ich dachte, es wäre schön, wenn du Zeit mit dem Jungen verbringen kannst, in den du verliebt bist. Die Netten ziehen doch immer den Kürzeren, oder?«
    Paws lag auf dem Boden, seine Pfoten zappelten wie wild, weil er etwas träumte. Plötzlich bekam ich den verrückten Drang, den schlafenden Hund zu treten. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um ihm nicht nachzugeben. Beschämt beugte ich mich vor und streichelte Paws’ Bauch.
    Peter fuhr fort: »Ich wollte dich nur glücklich machen. Du kommst für mich immer an erster Stelle.«
    »Du tust das nur, damit du mit Inès ausgehen kannst«, brummte ich.
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Ich werde mal mit Ricky reden. Er muss ein paar Umgangsformen lernen. Ich bin es leid, wie er hier immer herumstolziert und zu cool ist, um mit jemandem zu sprechen. Er und Miguel brauchen mal eine ordentliche Standpauke. Weiß Gott, von Inès wird nichts kommen.«
    »Erzähl Ricky bloß nicht, was ich gesagt habe! Wag es nicht, mich vor einem süßen Jungen zu blamieren, Peter!«
    Er warf die Hände in die Luft. »Und was bin ich in deinen Augen? Der letzte Dreck?«
    »Nein.« Ich drückte ein Kopfkissen an meine Brust. »Ich vergleiche euch nicht. Manchmal drehst du mir das Wort im Mund herum.«
    »Tut mir leid. Kann ich nicht ein bisschen eifersüchtig sein? Ist das verboten? Stimmt, eigentlich sollte ich nicht eifersüchtig sein«, sagte er und strich mir übers Haar. »Wenn du etwas liebst, lass es frei. Damit es lebt und liebt und lebendig ist. Es macht dich heiß, wenn Ricky hier sitzt, was? Du kannst ja so tun, als wäre ich Ricky. Du kannst dir meinetwegen immer vorstellen, dass ich er bin.« Peter stand auf und verschloss die Tür.
    Dann kam er zurück zum Bett, öffnete den obersten Knopf meiner Jeans und schob mir die Hand zwischen die Beine und

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